Ekkehart Gerlach | Geschäftsführer
deutsche ict + medienakademie
«Wer steckt eigentlich hinter dieser Website? Von wem stammt diese E-Mail?» Fehlende verlässliche Verifikation von Organisationen, Personen oder Produkten ist einer der Graubereiche bei der Nutzung des Internet. Von der Forderung prominenter Politiker, das Internet müsse von den Experten endlich sicher gemacht werden über zunehmende nationale Abschottung, Zensur oder Klarnamenzwang bis hin zu innovativen Ansätzen bei digitalen Identitäten und Rundum-Verschlüsselung reichen die Kommentare und Maßnahmen – schwierig, die Übersicht zu behalten.
Einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für den Siegeszug des Internet war und ist die Anonymität seiner Nutzer. Gleichzeitig ist die Anonymität aber auch einer seiner potenziell größten Risikofaktoren, wenn an Fakes, Verletzung von IPR’s oder Hate Speech in den Sozialen Medien gedacht wird. Kein Wunder, dass der Ruf nach eindeutigen und sicheren digitalen Identitäten lauter wird. Einige Länder sind sogar auf dem Weg, Pseudonyme im Netz völlig zu untersagen. Mitten in dieser seit Jahren laufenden Diskussion verstärkt sich nun das Angebot von Plattformen, die einen einfachen Zugang zum Netz per digitaler Identität anbieten: Es sei doch mühsam, so diese Anbieter, sich viele verschiedene Passwörter zu merken und einfacher, eine single sign-on-Plattform zu benutzen. Da gibt es etwa den Zugang via Facebook als Passepartout für alle möglichen anderen Dienste, aber das gleiche Ziel haben auch andere, wie Banken und ähnliche Organisationen sowie spezielle Zugangsplattformen wie Verimi, Net ID oder auch die Mobilfunknummer als Identifier.
Eine sichere Digitale Identität wäre auch ein gutes Mittel, um Identitätsdiebstahl zu verhindern oder zumindest deutlich zu erschweren. Denn je mehr wir uns im Internet bewegen, einkaufen, Abonnements abschließen etc. desto häufiger hinterlegen wir auch unsere Daten wie Name, Adresse, Konto- & Kreditkartendaten u.v.m. Meistens sind diese sensiblen Daten nur durch ein einfaches Passwort gesichert, oft auf den unterschiedlichsten Plattformen mit dem gleichen. Sicherlich geht es bei der Digitalen Identität vor allem um eine Verbesserung der Rechtssicherheit von Transaktion, Information und Kommunikation, um verbesserte Usability, aber der eine oder andere erhofft sich auch zusätzlichen Verkehr auf seiner Plattform, etwa mit der Möglichkeit, Daten zu sammeln und zu monetarisieren, oder die eigenen Angebote einem größeren als seinem herkömmlichen Nutzerkreis anbieten zu können. Dass gerade im Hinblick auf diese Aspekte Datenschutz, Vertrauen und Security eine grosse Rolle spielen und viele weitere rechtliche Aspekte beachtet werden müssen, liegt auf der Hand.
Fast 34 Mio. Bundesbürger könnten eine solche sichere Identität nach Schätzungen der Bundesdruckerei bereits mit ihrem Personalausweis nutzen. Dieser verfügt über eine Onlinefunktion und ermöglicht mit dem entsprechenden Verfahren – per App, Lesegerät und einer PIN – einen sicheren Nachweis. Doch nur wenige nutzen diese Möglichkeit und geben ihre Daten eher als unsichere Identität an alle möglichen kommerziellen Plattformen – eines der grossen Rätsel bei der Internetnutzung.
Ein wichtiges Thema, das GIMI-Mitglied deutsche ict + medienakademie jedes Jahr in einem Experten-Roundtable beleuchtet – einen Bericht über den Experten-Roundtable 2020 brachten auch die VDI-Nachrichten. (aktuelles Programm der dma unter www.medienakadmie-koeln.de