Wie sieht eine nachhaltige digitale Zukunft aus? Mit Uwe Laudenklos, Lead Business Area Manager Northern & Central Europe bei ABB sprachen wir im Interview Digitalisierung und Dekarbonisierung. Als „Digital Leader“ tritt er auf dem Data Center Expert Summit 2021 auf. Zum Fachkongress treffen sich Betreiber, Planer und Kunden von Rechenzentren und Serverräumen, um sich über aktuelle Entwicklungen sowie neue Strategien für Rechenzentren auszutauschen.
Herr Laudenklos, welche globalen Nachhaltigkeitstrends erwarten Sie in Ihrer Branche für die Post-Corona Zeit?
Bei ABB sind wir davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein wesentlicher Bestandteil unseres Unternehmenszwecks ist und darüber hinaus auch den Wert unseres Unternehmens erhöht. Mitte März hat ABB den Nachhaltigkeitsbericht 2020 veröffentlicht. In diesem Bericht legen wir die Auswirkungen unserer Aktivitäten auf Umwelt und Gesellschaft dar, beschreiben, wie ABB zu einer nachhaltigeren Entwicklung beiträgt und welche Ziele bis 2030 verfolgt werden. Das Thema Dekarbonisierung und damit auch das Thema Energieeffizienz sind in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Aus der aktuellen Situation haben wir gelernt, dass Menschen und Unternehmen sich anpassen können, wenn sie es müssen, und selbst in einem konventionellen Markt können wir innovativ sein.
In welchen Feldern erwarten Sie besondere Wachstumszahlen, wo stecken Unternehmen zurzeit die Claims für die kommenden Jahre ab?
Wenn wir einen Blick auf die weltweiten CO2-Emissionen werfen, gehen wir bei ABB davon aus, dass rund 46 Prozent aller Emissionen durch die Erzeugung von Wärme und Strom entstehen, die in Transport, Industrie – wozu wir auch Rechenzentren zählen – sowie in Gebäuden verbraucht werden. Das sind die Branchen, in denen ABB historisch gewachsen stark vertreten ist. Deshalb weiten wir ständig unser Portfolio entsprechend der Bedarfe in diesen Feldern um eco-effiziente Lösungen aus.
Wie lassen sich die Potenziale von Technologien wie IoT, 5G oder Künstliche Intelligenz sinnvoll und nachhaltig umsetzen?
In Zukunft werden wir in der Industrie eine starke Vernetzung von Maschinen, Sensoren und Anlagenteilen sehen. Was vor einigen Jahren als Szenario der Industrie 4.0 begann, ist inzwischen Normalität geworden. Kern der Wertschöpfung dieser IoT-Welt ist es dabei, die gewonnen Daten und Informationen in Erkenntnisse umzuwandeln. Die 5G-Technologie wird dabei eine entscheidende Rolle spielen: die hohe Verfügbarkeit und Robustheit zusammen mit den hohen Datenraten bei extrem geringen Latenzzeiten ergibt die Option, wahrhaftig ein „Game-Changer“ für den Einsatz von drahtlosen Technologien im industriellen Umfeld zu sein. Vor allem durch zielgerichtete Energieoptimierungslösungen und neue Service-Möglichkeiten ergeben sich große Potentiale, industrielle Prozesse, aber auch die Zukunft unserer Gebäude und Städte umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Methoden der Künstlichen Intelligenz sind dabei Schlüsseltechnologien. Das Ziel ist es, rein datengetriebene Ansätze wie z.B. Maschinelles Lernen mit Domänen-Know-how zu vereinen. Auf jeden Fall wird der Mensch dabei im Mittelpunkt stehen – nur so erreichen wir eine hohe Akzeptanz und damit auch eine hohe Nachhaltigkeit. Datencenter und Edge Computing Lösungen spielen dabei eine maßgebliche Rolle.
Herr Laudenklos, vielen Dank für das Interview.