Die Anforderungen von Bewohner:innen urbaner Lebensräume verändern sich stetig. Um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist die Entwicklung von Smarten Quartieren ein entscheidender Faktor.
So werden in Smarten Quartieren beispielsweise dezentrale Energieerzeugungsanlagen und Speicher, Elektrofahrzeuge und Ladesäulen, sowie Public Services digital miteinander verknüpft, um so nachhaltig mehr Lebensqualität für die Menschen in solchen Stadtvierteln zu schaffen. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur gemeinsam und im lebendigen Austausch zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeistert werden.
Welche Aspekte sind für Smarte Quartiere entscheidend? Welche konkreten Herausforderungen müssen bei solchen Projekten angegangen werden? Wie sieht ein Smart-Quartier-Projekt aus?
Gemeinsam mit unseren Referent:innen der diesjährigen IoT Business Trends Dr. Bettina Horster (Vorstand, VIVAI Software AG und KG-Leiterin IoT, eco Verband), Prof. Dr. Dr. e.h. Lutz Heuser (CEO, CTO & Co-Founder bei Urban Software Institute GmbH), Dr. Stefan Höffken (Leiter Urban Data & Platform, Tegel Projekt), Dr. Michael Rath (Leiter IT-Applikationen Geschäftseinheit GK/EDL der GASAG-Gruppe) und Thomas Hering (Head of Sales Germany, ABB AG) haben wir verschiedene Aspekte und Bereiche im Smart Quartier beleuchtet und diskutiert.
Mehr Lebensqualität im urbanen Raum
Die Schaffung neuer Lebensräume vor allem in Ballungsgebieten stellen Kommunen und Regionen vor enorme Herausforderungen. An dieser Stelle bietet die digitale Transformation Chancen und neue Möglichkeiten der Quartiersentwicklung. Dabei wird auf nachhaltige, ressourcenschonende und bedarfsgerechte Lösungen abgezielt. Neben neuen Mobilitätskonzepten und einem Fokus auf der Elektrifizierung des Straßenverkehrs zeichnen sich Smarte Quartiere mitunter durch die Umsetzung von Klimaschutz, Reduktion des CO2-Ausstoßes, Verbesserung der Luftqualität und verstärkter Sicherheit aus. Zudem könnten solche Stadtviertel mit vielen digitalen Angeboten (Verwaltung, Gesundheit, Versorgung) punkten. Des Weiteren lassen sich Smart-Home-Konzepte von Beginn an in die Quartiersplanung einbinden. Diese Ansätze und Umsetzungen in Smarten Quartieren können langfristig die Lebensqualität im urbanen Raum steigern.
Um diese und weitere Ziele in Smarten Quartieren und im nächsten Schritt größer gedacht in Smart Cities zu erreichen, sind neue Technologien, Sensorik und vor allem Daten und deren Vernetzung von entscheidender Bedeutung. Im Zentrum Smarter Quartiersentwicklung muss sich eine Datenplattform etablieren, die als Basis von Services, Angeboten und weiterer Entwicklungen fungiert.
Die Entstehung eines solchen Quartiers ist aktuell im Tegel Projekt in Berlin zu beobachten.
Soziale Verantwortung im Smart Quartier
Gerade das Thema Gesundheit lässt sich im Smarten Quartier generationsübergreifend und gezielt digital denken. Smart Health ist ein Thema, das nicht nur in der Quartiersentwicklung, sondern gesamtgesellschaftlich an Relevanz gewinnt. Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig und sinnvoll digitale Gesundheitsangebote und digitale Assistenzsysteme sind. Bei der Entwicklung von smarten Stadtvierteln als Bausteine für die Smart City kann Smart Health von Anfang an eingebunden und nach und nach erweitert werden. Dabei geht es in erster Linie um die Punkte Vorsorge, Untersuchungen, Diagnose und Pflege. Diese Bereiche können durch moderne Technologien unterstützt werden, um eine effiziente und bedürfnisorientierte Betreuung von Patient:innen zu ermöglichen.
Konkret bieten Smarte Quartiere Raum für Telemedizin, Serviceplattformen für Gesundheits- und Pflegeanwendungen und Digitale Assistenzsysteme. In diesen Bereichen werden auch bereits erste Ansätze beispielsweise durch Apps der Krankenkassen, Online-Apotheken oder auch durch die elektronische Patientenakte umgesetzt. Allerdings gibt es noch viele weitere Potenziale, die es auszuschöpfen gilt. Smarte Quartiere können hier einen großen Beitrag leisten und gleichzeitig Antrieb innovativer Gesundheitslösungen sein.
Digitales intelligentes Energiemanagement
Smart-Grid-Lösungen sind bereits bekannt und im Einsatz. Dabei kombinieren diese intelligenten Stromnetze Erzeugung, Speicherung und Verbrauch. Eine zentrale Steuerung stimmt sie optimal aufeinander ab und gleicht somit Leistungsschwankungen im Netz aus. Die Vernetzung erfolgt dabei durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Das digitale intelligente Energiemanagement im Smart Quartier geht jedoch noch weiter. Denn betrachtet werden alle Aspekte des Umgangs mit Energie. Diese zeichnen sich durch Automatisierung, Ganzheitlichkeit und Transparenz aus. Um dem gerecht zu werden, muss man die Versorgung mit Strom, Wärme und Elektromobilität integriert denken. Es reicht also bei weitem nicht aus, den Stromverbrauch isoliert zu betrachten, denn so gelingt es nicht den eigenerzeugten Strom z. B. durch Photovoltaik (PV) komplett selbst zu verbrauchen. Für ein intelligentes Energiemanagement müssen dagegen beispielsweise der Bedarf an Wärme und Elektromobilität ebenfalls einbezogen werden. So kann der PV-Strom direkt im Gebäude oder Smarten Quartier genutzt werden. Mit entsprechenden Softwarelösungen und dem Erfassen relevanter Daten können Stadtwerke ein solches Energiemanagement im Smart Quartier umsetzen.
Smarter Mobility – Ladeinfrastruktur für Quartiere der Zukunft
In Ballungsgebieten werden neue Mobilitätskonzepte immer wichtiger, vor allem im Bereich der Elektromobilität gilt es Voraussetzungen zu schaffen, diese attraktiver zu gestalten. Vom Smarten Quartier bis zur Smart City ist eine funktionierende und gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und Netzanbindung die Grundlage für die Elektrifizierung des Straßenverkehrs.
Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem eigenen Elektrofahrzeug und dessen Aufladung in der eigenen Garage, des Wohnblocks, öffentlichen Parkmöglichkeiten des Smarten Quartiers oder des Bürogebäudes, sondern auch auf der Einbeziehung von beispielsweisen städtischen Reinigungsflotten, Lieferdiensten oder des ÖPNVs. Kern ist eine Infrastruktur, die die Anforderungen der nächsten Generation intelligenter Transportlösungen in unterschiedlichen Bereichen und Anwendungen erfüllt. Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Quartiere der Zukunft muss darauf geachtet werden, dass entsprechende Schnittstellen zur Kommunikation mit dem Netz für ein Lastmanagement mit Backend-Systemen, im Bereich Abrechnung, Reservierung oder auch Fernüberwachung mitgedacht werden.
Die einzelnen Präsentationen unser Referent:innen mit weiteren Informationen und Beispielen zu Smarten Quartieren finden Sie in unserem member+ Bereich zum Download. Zudem empfehlen wir unsere aktuelle Studie „Der Smart-City-Markt in Deutschland: 2021-2026“, um tiefer in das Thema und weitere Segmente der Smart City einzusteigen.