- In Deutschland werden 20 Prozent der Medien-Umsätze online erzielt, Tendenz stark steigend
- Elektronische und On-Demand-Formate mit hohen Wachstumsraten, traditionelle Medien verlieren immer mehr Anteile
- Backbone-Infrastrukturen und Internet-Knoten sind dem steigenden Bandbreitenbedarf durch Streaming gewachsen
20 Prozent der Medien Umsätze in Deutschland werden online erzielt. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich eher im unteren Mittelfeld – weit abgeschlagen von den Spitzenreitern aus Europa (Großbritannien 37 Prozent) und global (Korea 48 Prozent). Kostenpflichtige Video-on-Demand-Angebote können pro Jahr mit 40 bis 50 Prozent Wachstum rechnen, prognostizieren eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und Arthur D. Little in ihrer gemeinsamen aktuellen Studie, die einen Blick auf die Internetwirtschaft bis 2019 wirft. Auch im Segment Music & Radio geht der Trend zu Streaming-Diensten, während gedruckte Bücher und Zeitschriften vermehrt durch E-Books und E-Magazine verdrängt werden.
Mit den Nutzerzahlen und der Qualität der Übertragungen wachsen auch die Anforderungen an die Überland-Internetverbindungen in Deutschland, immer mehr Menschen streamen Videos in HD-Auflösung oder sogar in Ultra HD. „Engpässe brauchen Nutzer jedoch nicht zu befürchten“, sagt Harald A. Summa, Geschäftsführer von eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. „Die Backbone-Infrastrukturen und Internet-Austauschpunkte wie der DE-CIX halten ausreichend Kapazitäten bereit, um die hohen Wachstumsraten im Bereich Medien-Streaming zu unterstützen.“
TV & Video: Wachstums-Spitzenreiter der deutschen Internetwirtschaft
Abb. 1: Umsatzentwicklung im Segment Online-TV & -Video (in Mrd. Euro)
Knapp 40 Prozent jährliches Umsatzwachstum bis 2019 – so lauten die Aussichten für die Anbieter von Online-TV & -Video. Die Kundenzahl soll sich bis dahin ausgehend vom Jahr 2015 mehr als verdoppeln, haben eco und Arthur D. Little errechnet.
Das stärkste Umsatzwachstum haben die Marktteilnehmer zu erwarten, die Video-on-Demand im Abonnement anbieten. „Hier ist eine Steigerung von 40 bis 50 Prozent realistisch“, sagt Harald A. Summa, Geschäftsführer von eco. Zu solchen Anbietern gehören beispielsweise der Marktführer Amazon Prime Instant Video, Netflix sowie Maxdome. Maxdome ist denn auch das einzige deutsche Unternehmen in den Top 5 dieses Segments. Mehr als 66 Prozent der deutschen Nachfrage bedienen ausländische Anbieter.
Die immensen Wachstumsraten sind erst durch die verbesserte Bandbreitenkapazität sowie durch nutzerfreundliche Endgeräte möglich geworden. Hinzu kommt, dass die Konsumenten immer mehr dazu bereit sind, für solche Angebote zu zahlen. Der Markt steckt noch in der Einführungsphase und damit in den Kinderschuhen. Er wächst rasant und ist bereits jetzt hart umkämpft. „Wer zu den Pionieren gehört und sich schnell einen großen Marktanteil sichern kann, dürfte seine Position auch mittel- bis langfristig verteidigen können“, so Lars Riegel, Principal bei Arthur D. Little.
Music & Radio: Streaming verdrängt Konsum per Download
Das Segment Music & Radio ist geprägt durch den Wandel vom Musik-Download hin zum Streaming-Konsum. Auch die Zahl illegaler Downloads ist rückläufig. Der digitale Markt macht bereits mehr als ein Viertel des gesamten Musikmarkts aus und ist damit definitiv im Massenmarkt angekommen. Einen Großteil der deutschen Nachfrage von digitalen kostenpflichtigen Musikdiensten decken ausländische Anbieter ab. Die wichtigsten Player kommen aus den USA (Amazon und iTunes) und aus Schweden (Spotify). Doch auch deutsche Unternehmen mischen im Markt mit, wie Lars Riegel ergänzt: „So ist beispielsweise Aldi eine Kooperation mit Napster eingegangen und bietet nun global Musikstreaming an.“
Wie im Segment TV & Video herrscht auch hier, trotz der frühen Marktphase, bereits ein starker Wettbewerbsdruck. Da erst noch eine ausreichend große Kundenbasis aufgebaut werden muss, weisen die meisten Anbieter von digitaler Musik lediglich eine einstellige EBITDA-Marge auf oder arbeiten sogar defizitär. Harald A. Summa erklärt: „Ein Grund dafür ist der große Kostenblock, dem die Anbieter sich gegenübersehen: 70 bis 80 Prozent der Einnahmen gehen als Lizenzgebühren direkt an die Rechteinhaber.“
Abb. 2: EBITDA-Marge im Segment
Music & Radio
E-Publishing: Deutschland liest vermehrt digital
Kein Zweifel, gedruckte Bücher und Zeitschriften haben ihren Reiz. Aber immer mehr Deutsche entdecken die Vorzüge von digitalen Formaten: Platzersparnis, weniger Gewicht, das an den Strand oder in der Bahn mitgeschleppt werden muss, Durchsuchbarkeit der Inhalte nach Stichworten. Das schlägt sich auch in den Marktzahlen nieder: 2017 wird der Umsatz im Segment E-Publishing 1,7 Milliarden Euro betragen – und damit um 21 Prozent höher ausfallen als im Jahr 2016, prognostizieren eco und Arthur D. Little in ihrer Studie zur deutschen Internetwirtschaft. Über den Gesamtzeitraum von 2015 bis 2019, den die Studie abdeckt, beträgt das Umsatzwachstum durchschnittlich 15 Prozent jährlich.
Abb. 3: Umsatzentwicklung im Segment E-Publishing (in Mrd. Euro)
Der digitale E-Magazine-/E-Paper-Markt wächst mit knapp 25 Prozent jährlich am stärksten. Im umsatzstarken deutschen Buchmarkt trugen E-Books im Jahr 2014 zu rund acht Prozent zum Umsatz bei. „Dieser Anteil wird im Jahr 2019 bereits bei 15 Prozent liegen“, so Harald A. Summa.
Dass E-Books die physischen Printbücher zunehmend verdrängen, liegt zum einen an der stärkeren Verbreitung von Tablets und E-Book-Readern, zum anderen am preislichen Vorteil der elektronischen Ausgaben. „E-Books und E-Magazines sind meist 10 bis 30 Prozent günstiger als das Printpendant“, so Lars Riegel.
Die gesamte Studie „Die deutsche Internetwirtschaft 2015 – 2019“ können Sie kostenfrei hier abrufen: https://www.eco.de/internetstudie