Unter dem Titel „IIoT in der Praxis: Essenzielle Bausteine der Industrie 4.0“ luden der eco Verband und das eco Mitgliedsunternehmen Rittal ins hessische Haigar ein. Rund 20 Besucher:innen folgten dem Ruf und erlebten Industrie 4.0 hautnah in Theorie und Praxis.
Der digitale Zwilling ist ein Schlüsselkonzept für die Industrie 4.0. Das digitale Abbild physischer Anlagen erlaubt es, diese zu simulieren, zu steuern und zu verbessern. „Unsere Maschinen sind in der Lage, den digitalen Zwilling zu lesen und entsprechend in reale Lösungen umzusetzen“, sagte Daniel Baier von Rittal. „Damit das bald überall gelingt, brauche es jedoch Konnektivität und offene Standards für konsistente Daten.“
Rund 20 eco Mitgliedsunternehmen folgten der Einladung des eco Verbands und Rittal zu einem Treffen der eco Kompetenzgruppe Internet of Things (IoT) um zu besprechen, wie sich industrielle Wertschöpfungsketten digitalisieren und optimieren lassen.
eco und Rittal zeigten Industrie 4.0 hautnah
Mit „Schaltschränke sofort ab Lager" startete der Familienbetrieb in den 1960er Jahren. Heute ist das Unternehmen Rittal ein weltweit führender Hersteller von Schaltschränken und Schaltanlagen für elektrotechnische Komponenten und technische Anlagen und Maschinen. Denn Rittal setzt auf smarte Produktion. Der Weg dahin führt über die Digitalisierung aller Prozessschritte: Des Engineerings, der Beschaffung und Herstellung bis zu Bearbeitung und Service. „Wir digitalisieren den kompletten Prozess beim Kunden, um weniger Fehler bei der Planung und beim Bau von Schaltschränken zu haben und sichern dadurch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden“, sagt Annika Lauber von Rittal im Innovation Center des Unternehmens.
Was das in der Praxis bedeutet, das konnten die Besucher:innen anschließend selbst erleben im Rahmen einer Führung durch das Rittal Werkt in Haigar. Von der Anlieferung der Rohstoffe bis zu den fertigen Schaltschränken sind die Produktionsprozesse voll automatisiert und digitalisiert.
Rittals smarte Fabrik leistet Pionierarbeit für die deutsche Industrie
Am Nachmittag standen Impulsvorträge und Diskussionen zu unterschiedlichen Fragestellungen der Industrie 4.0 auf dem Programm. Bastian Faßnacht von netcologne sprach über die Vorzüge eines LoRaWAN (Long Range Wide Area Networks), eine energieeffiziente Funktechnologie mit sehr hoher Reichweite, die speziell für das Internet of Things (IoT) entwickelt wurde. Mit ThingsNet bietet netcologne eine eigene IoT-Plattform in Köln auf Grundlage dieser Technologie an. Praktische Anwendungsfälle sind etwa effiziente Stromkästen oder smarte Weichenheizungen für das Stadtbahnnetz der KVB, die ein Einfrieren im Winter verhindern. Auch die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) nutzen die Technologie, um den Füllstand von Containern zu überprüfen.
Marcel Klein von plusserver sprach anschließend über IoT Anforderungen an eine souveräne Data Lake Cloud wie Skalierbarkeit, Datenintegration, Interoperabilität u.a. Dabei ging er auch auf Gaia-X ein. Um die Datensouveränität von Unternehmen zu stärken, arbeitet plusserver mit am Sovereign Cloud Stack (SCS). Im Ergebnis soll für europäische Kunden eine sichere und rechtskonforme Alternative zu den üblichen Cloud- und Plattformgiganten entstehen.
IT-Sicherheit fürs IIoT
Der Leiter der eco Kompetenzgruppe KRITIS Ulrich Plate sprach anschließend über Änderungen im KRITIS Regulierungsrahmen. Dadurch zählen zukünftig viel mehr Unternehmen zur Kritischen Infrastruktur und müssen entsprechende Sicherheitsanforderungen erfüllen. Die Kompetenzgruppe KRITIS möchte solchen Unternehmen die Chance geben, sich zu vernetzen und gegenseitig Hilfestellung zu leisten.
Jan C. Wendenburg von der CEO ONEKEY GmbH thematisierte den Cyber Resilience Act, mit dem die Europäische Union die Cybersicherheit von Produkten, die miteinander oder mit dem Internet verbunden werden können, verbessern will. „Der Cyber Resilience Act ist ein echter Gamechanger, weil er vieles verpflichtend macht, was bisher freiwillig war“, sagte Wendenburg und gab konkrete Hinweise und Hilfestellungen, die Software in der Smart Factory vor Angriffen zu schützen, die insbesondere das Top-Management unbedingt beachten sollte.
In einer von Roland Broch und Markus Schaffrin vom eco Verband moderierten Diskussionsrunde nutzten die Anwesenden die Chance, letzte Fragen zu klären. Networking stand im Anschluss auf der Agenda. Alle Teilnehmer:innen verließen am Nachmittag das Rittal Innovation Center mit viel neuem Know-how und besseren Vorstellungen von den vielen Möglichkeiten und Chancen der Industrie 4.0.