Am 12. September 2023 kommen die eco Kompetenzgruppen Netze und IoT im Huawei OpenLab in Ismaning zusammen, um unter dem Motto „Digitale Infrastruktur als Basis von Smart-Home-Anwendungen“ über wegweisende Themenschwerpunkte aktueller und künftiger Smart-Home-Anwendungen zu diskutieren. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten wir die Gelegenheit mit Dr. Michael Lipka, Senior Manager Technology Strategy, Huawei Technologies Deutschland, über die entscheidende Rolle digitaler Infrastrukturen und Funktechnologien für Smart-Home Use Cases zu sprechen sowie mehr zu den Highlights der Veranstaltung zu erfahren.
Sie sind mit Huawei Gastgeber der Veranstaltung „Digitale Infrastruktur als Basis von Smart-Home-Anwendungen“. Was ist Ihr persönliches Highlight der Veranstaltung und welche Take-aways und Insights dürfen Teilnehmer:innen erwarten?
Dr. Michael Lipka: Vor allem freue ich mich auf den Austausch mit den unterschiedlichen Experten. Wir wollen diesen Tag ganz bewusst nicht als eine Kette von Frontal-Präsentationen gestalten, sondern auch viel Raum für individuelle Experten-Gespräche lassen. Wenn das Wetter mitspielt, und davon gehe ich Mitte September aus, freue ich mich ganz besonders auf eine entspannte Stimmung beim Ausklang auf unserer schönen Dachterrasse. Für das leibliche Wohl wird dabei gesorgt werden. Aber auch inhaltlich wird es viele interessante Impulse für die Entwicklung des IoT geben. Von unserer Seite wollen wir den Blick auf den nächsten Schritt der Mobilfunksysteme lenken. Nächstes Jahr wird mit dem 3GPP Release 18 der größte Schritt im Leistungsumfang seit dem 5G-Start folgen. Die 3GPP hat dafür den eigenen Begriff, 5G-Advanced, geprägt. Diesen Leistungshub wollen wir in Bezug auf IoT näher beleuchten.
Was sind aus Ihrer Expertenperspektive die wichtigsten Trends in Hinblick auf leistungsstarke Infrastrukturen und technische Aspekte in den Bereichen IoT, Smart Home und intelligente Gebäudeautomatisierung?
Dr. Michael Lipka: Aus Sicht eines Mobilfunk-Lieferanten ist natürlich zunächst der 5G-Ausbau zu nennen. 5G ist eine Mobilfunkgeneration, die ganz besonders die Maschinen-Kommunikation im Fokus hat, die ihrerseits aber auch sehr stark von der flächendeckenden Verfügbarkeit abhängig ist. Damit wird zukünftig eine leistungsstarke universelle Infrastruktur in der Breite zur Verfügung stehen, auf der grundsätzlich sehr unterschiedliche IoT-Szenarien umsetzbar sind.
Innerhalb der 5G-Evolution ist inzwischen der Release 17 abgeschlossen, und damit werden gerade in den besonders IoT relevanten Funktionsbereichen uRLLC (ultra Reliable Low Latency Communication) und mMTC (massive Machine Type Communication) bedeutende Innovationen umgesetzt werden. Stromsparfunktionen für Endgeräte, von herausragender Bedeutung für die IoT-Anwendungen, seien als nur ein Beispiel genannt. Aber auch andere Funktechnologien in Kombination mit dem Glasfaserausbau spielen eine große Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung des Smart Home und einer intelligenten Gebäudeautomation. Insbesondere im Bestandsbau, aber nicht ausschließlich, hat in der Vergangenheit die notwendige kabelgebundene Bus-Installation erhebliches Abschreckungspotential bewiesen. Mit der Bereitstellung eines universellen Breitbandanschlusses in jedem Raum, gepaart mit einem kabellosen Bus-System entfallen aufwendige Kabelverlegearbeiten, welches den Zuspruch für das Smart Home deutlich fördern wird.
In den letzten Jahren hat die Implementierung von Fiber to the Room (FTTR) in Gebäuden an Bedeutung gewonnen, um die Konnektivität zu verbessern. Welche Vorteile sehen Sie in der Verwendung von FTTR gegenüber anderen Netzwerkarchitekturen, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung von IoT-Geräten und Smart-Home-Anwendungsszenarien?
Dr. Michael Lipka: Zunächst muss ich erstmal leider feststellen, dass der Bedeutungsgewinn im Sinne einer stark wachsenden Verbreitung noch Zukunft ist. Es ist das letzte Glied in einer Kette von FTTC zu FTTH zu FTTR und Deutschland muss sich eingestehen, dass wir schon mit dem ersten Glied im internationalen Vergleich deutlich hinterher sind – wenngleich aktuell die Ausbaudynamik an Fahrt aufgenommen hat. Ca. 30 Prozent der Haushalte hätten die Möglichkeit zum Glasfaseranschluss, aber nur ca. 10 Prozent nutzen diese Möglichkeit auch. Aber diese Ausgangslage bietet auch die Möglichkeit jetzt Ende-zu-Ende zu denken und damit die volle Bandbreite des Glasfaseranschlusses in die Endgeräte zu bringen.
Es ist gut zu sehen, dass dieses erkannt ist und, durch den Gigabit Infrastructure Act (GIA) der EU, FTTR für Neubauten zur Verpflichtung wird. Im Bestandsbau ist vielen Nutzern nicht bewusst wie dramatisch die eingekaufte Bandbreite auf dem Weg vom Anschlusspunkt zum Endgerät dezimiert wird. Mitunter 50 Jahre alte Kupfer-Kabel reduzieren die verfügbare Datenrate von 1Gbps auf weniger als 50Mbps in den oberen Stockwerken. Nicht besser sieht es beim WLAN aus, welches heute die am meisten verbreitete Anschlusstechnik im privaten Haushalt ist. Wir rechnen im Schnitt mit 50 Prozent Bandbreitenverlust und einer Verdoppelung der Latenzzeit durch jede Wand oder Zimmerdecke, abgesehen von den Interferenzen mit anderen WLAN-Nutzern, die nochmal die Performanz drücken. Mit FTTR kommt die volle Bandbreite in jedem Raum an und im Zusammenspiel mit WiFi für den wirklich letzten Meter ergibt sich damit eine großartige User-Experience. Als Beispiel für eine breitbandige Anwendung im Smart-Home nehmen wir die hochauflösende Bildübertragung von der Tür-Kamera, abrufbar auf dem Smart-Phone, wo auch immer man sich im Haus befindet. In einer solchen Architektur kann auch Mobilität von IoT-Geräten viel komfortabler, ohne Verbindungsabbrüche umgesetzt werden.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Lipka.
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