Stellen Sie sich eine nahtlose Fahrt von Budapest nach Madrid in einem völlig autonomen Auto vor. Das Auto navigiert durch jede Kurve, passt seine Geschwindigkeit an den Verkehr an und trifft Entscheidungen in Echtzeit – alles auf der Grundlage einer kontinuierlichen Datenverarbeitung durch ein Netz von Cloud- und Edge-Providern. Diese Vision einer intelligenten, grenzüberschreitenden digitalen Infrastruktur ist die übergreifende Vision der europäischen Infrastrukturinitiative 8ra, und FACIS trägt dazu bei, sie zu verwirklichen. Als transformatives Projekt innerhalb der IPCEI-CIS/8ra-Initiative ebnet FACIS den Weg für ein vernetztes und zuverlässiges europäisches Cloud-Edge-Ökosystem. Für die kommenden zwei Projektjahre übernimmt der eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. das Projektmanagement.
Die digitale Transformation beschleunigt sich weltweit und das Konzept der digitalen Ökosysteme gewinnt immer mehr an Bedeutung. Daher war die Nachfrage nach einer robusten, interoperablen und dezentralisierten digitalen Infrastruktur noch nie so dringend wie heute. Doch herkömmliche Cloud-Lösungen sind oft nicht in der Lage, die maßgeschneiderten Dienste bereitzustellen, die moderne Anwendungen und Anwendungsfälle eigentlich benötigen. 8ra adressiert diese Herausforderungen, indem es eine föderierte und robuste Infrastruktur entwickelt, die nah an den Verbraucher:innen ist und spezielle Anforderungen erfüllt, insbesondere in grenzüberschreitenden Cloud-Edge-Umgebungen. „Mit 8ra verbessern wir nicht nur die Technologie, sondern beschleunigen die digitale Transformation Europas, indem wir die Zusammenarbeit zwischen europäischen Organisationen fördern und gemeinsam Innovationen vorantreiben“, sagt Emma Wehrwein, Projektleiterin von FACIS.
Bewältigung der Fragmentierung der digitalen Landschaft in Europa
Das Projekt FACIS (Federation Architecture for Composed Infrastructure Services), gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, trägt zu dieser Vision bei, indem es die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Anbietern verbessert, innovative Lösungen für föderierte digitale Ökosysteme ermöglicht und gleichzeitig das Leistungsversprechen Europas stärkt.
Die Überwindung der Fragmentierung in der digitalen Landschaft Europas steht im Mittelpunkt der Beiträge von FACIS. Durch den Einsatz von Technologien wie Federation Architecture Patterns (FAPs), maschinenlesbaren Service Level Agreements (SLAs) und Low-Code-Orchestrierungsplattformen stellt FACIS sicher, dass Multi-Provider-Infrastrukturen als zusammenhängendes, skalierbares und sicheres Ökosystem betrieben werden können. Diese Lösungen werden durch Open-Source-Innovationen und robuste Governance-Rahmen unterstützt und fördern Transparenz und Einbeziehung in Europas Cloud-Edge-Landschaft.
Stärkung von Governance und Vertrauen in föderalen Ökosystemen
Einer der Eckpfeiler von FACIS ist das SLA Governance Framework, welches die Regeln und Mechanismen für eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen Dienstanbietern bereitstellt. Das Framework legt maschinenlesbare SLAs fest, um eine konsistente Leistung, Sicherheit und Verantwortlichkeit zu gewährleisten, beispielsweise die vertragliche Grundlage für unterbrechungsfreie Dienstübergaben zwischen Anbietern. Es garantiert etwa die Bereitstellung von Diensten für kritische Anwendungen wie autonomes Fahren mit geringen Latenzzeiten und hohen Anforderungen an die Betriebszeit.
FACIS entwickelt zudem einen digitalen Vertragsabschlussdienst als freie und quelloffene Software, der auf die Europäische Digitale Identität (EUDI) abgestimmt ist, um Vertrauen aufzubauen und Rechtsunsicherheit zu beseitigen.
Dieser Ansatz kombiniert Multi-Provider-SLA mit einer gemeinsamen Governance und ist für die Ermöglichung nahtloser Servicegarantien über mehrere Serviceprovider hinweg unerlässlich. Wenn beispielsweise ein autonomes Fahrzeug Grenzen überschreitet, sorgt der SLA-Governance-Rahmen dafür, dass Leistungsstandards wie Latenzzeiten unter 10 Millisekunden oder Betriebszeiten von 99,99 Prozent einheitlich vereinbart werden. Gleichzeitig sorgen digitale Vertragsmechanismen dafür, dass die zugrundeliegenden Vereinbarungen zwischen den Anbietern sicher und rechtsverbindlich sind und mit dem europäischen Rechtsrahmen übereinstimmen. Zusammen schaffen diese Instrumente ein Umfeld, in dem Innovationen gedeihen können, ohne dass das Vertrauen oder die Zuverlässigkeit beeinträchtigt werden.
Förderung der Interoperabilität mit Föderationsarchitekturmustern
Neben der Governance treibt FACIS auch die Gestaltung föderierter digitaler Ökosysteme durch Federation Architecture Patterns (FAPs) voran. Diese erweitern die traditionellen Enterprise Architecture Patterns (EAPs) durch die Einführung spezifischer Lösungen für föderierte Umgebungen, wie z. B. das Onboarding von Teilnehmern. Die FAPs werden für eine nahtlose Interoperabilität zwischen Diensten wie Datenverarbeitung, Daten, Identität und Vertrauen entwickelt und bieten eine Blaupause für die Schaffung kollaborativer, skalierbarer Systeme. Durch die Veröffentlichung dieser Muster als Open-Source-Komponenten fördert FACIS die von der Gemeinschaft vorangetriebene Entwicklung und eine breite Akzeptanz –was wiederum das digitale Ökosystem Europas weiter stärkt.
„Die Einführung der FAPs als Free and Open Source ist ein entscheidender Schritt für die digitale Landschaft in Europa“, erklärt Lauresha Toska, FACIS Technical Lead. „Indem wir standardisierte, wiederverwendbare Blaupausen bereitstellen, ermöglichen wir es Unternehmen und Organisationen, interoperable, föderierte Dienste schneller und effizienter einzusetzen.“
Stärkung der digitalen Zukunft Europas
Die innovativen Leistungen von FACIS dienen gemeinsam dem übergeordneten Ziel, ein einheitliches, skalierbares und souveränes Multi-Provider-Cloud-Edge-Kontinuum zu schaffen. „Durch die Beseitigung der Fragmentierung und die Ermöglichung einer nahtlosen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Anbietern stärkt FACIS die digitale Infrastruktur in Europa und verringert gleichzeitig die Abhängigkeit von außereuropäischen Technologien“, so Wehrwein.
Diese Beiträge haben weitreichende Auswirkungen über das autonome Fahren hinaus. In Sektoren wie dem Gesundheitswesen, der Fertigung und intelligenten Städten bilden die Rahmenwerke und Komponenten von FACIS die Grundlage für sichere, effiziente und interoperable Systeme. Durch die Kombination von technischer Innovation und dem Engagement für die Open-Source-Zusammenarbeit will FACIS zu einem integrativen, transparenten und widerstandsfähigen digitalen Europa beitragen.
Über die Rolle von eco bei FACIS
Der eco Verband übernimmt die Rolle des Projektmanagements und konzentriert sich dabei auf das Management, die verfahrenstechnische Umsetzung und die Einbindung der relevanten Stakeholder und der europäischen Infrastrukturgemeinschaft. Während die Community und ihre Partner die technische Umsetzung und kommerzielle Entwicklung steuern, konzentriert sich eco auf die Schaffung organisatorischer Rahmenbedingungen.
Weitere Informationen über FACIS gibt es unter www.facis.eu
![eco Verband leitet das Projekt FACIS im Rahmen der IPCEI-CIS/8ra Initiative](https://www.eco.de/wp-content/uploads/2025/02/final-file-facis-300x300.png)