30.04.2015

Teils massive Sicherheitsmängel bei vernetzten Fahrzeugen

Die Digitalisierung der Autowelt schreitet rasch voran: Während derzeit ungefähr 25 Millionen vernetzte Autos auf der Straße fahren, gehen die Marktforscher von Gartner bis 2020 schon von etwa 250 Millionen Exemplaren aus. Gleichzeitig steigt laut einem aktuellen Report von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. auch das Bewusstsein für mögliche Sicherheitsrisiken bei vernetzten Autos. So sind knapp ein Drittel (31 Prozent) der befragten IT-Experten davon überzeugt, dass das vernetzte Auto in Zukunft für weniger Sicherheit auf deutschen Straßen sorgen wird. Nur 14 Prozent gehen von einem Mehr an Sicherheit aus. „Können die Sicherheitslösungen mit dem technischen Fortschritt bei vernetzten Autos zukünftig nicht mithalten, so wird die Zunahme der Reisekrankheit für die Automobilindustrie nur das kleinere Übel sein“, betont Oliver Dehning, Leiter der eco Kompetenzgruppe Sicherheit.

Vernetzte Fahrzeuge öffnen Türen für Cybergefahren

Eine Studie von Kaspersky Lab und IAB hat verschiedene Sicherheitsrisiken bei vernetzten Autos identifiziert. So gibt es vor allem Schwächen beim Umgang mit Zugangsdaten sowie bei Apps, Updates und Verbindungen. Über Funktionen wie „automatischer Notruf“ können Diebe laut Dehning beispielsweise Kenntnis über den Standort und Zustand des Fahrzeugs erlangen. Das kann ausgenutzt werden, um ein Auto gezielt zu stehlen. Erst kürzlich berichtete der ADAC darüber, dass bis zu 2,2 Millionen Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce massive Sicherheitsmängel besitzen und eine gravierende Lücke in der Online-Anbindung „Connected Drive“ aufweisen. Alle über Funk angesteuerten Bereiche (Türschlösser, Wegfahrsperre) bieten laut Dehning eine Angriffsfläche, die gleichfalls von einem Dieb genutzt werden kann. „Vernetzte Fahrzeuge können der Türöffner für dieselben Cybergefahren werden, wie sie schon lange für PCs und Smartphones bekannt sind.

Forderungen nach mehr Sicherheit

Der eco Sicherheitsexperte rät zu mehr Datenschutz, zukunftsfähigen Sicherheitskonzepten und einheitlichen Sicherheitsstandards: „Dementsprechend sollten sicherheitsrelevante Fahrzeugelemente, wie Motorsteuerung, Bremse, ABS und Airbags, weitgehend getrennt bleiben von IT-Systemen, wie Navigation, Telefon und Smartphone-Anbindung – so dass keine Smartphone-App beispielsweise den Motor ausschalten kann.“ Zudem plädiert Dehning dafür, dass Informationen aus vernetzten Fahrzeugen nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Nutzers übermittelt werden dürfen. Aber auch die Verkehrssicherheit spielt zukünftig bei der Digitalisierung eine noch größere Rolle: So gehen 80 Prozent der im Rahmen der Trendanalyse „Vernetztes Fahrzeug 2015“ von MBtech befragten Experten davon aus, dass sich die Standards bei der Verkehrssicherheit verschärfen werden.

Schöne, neue digitale Autowelt

Die technische Entwicklung schreitet bereits mit Riesenschritten voran. So ist ein Audi Anfang 2015 900 Kilometer ohne Fahrer zur US-Elektromesse CES gefahren. Die Smartphone-App „Porsche Car Connect“ stellt Fahrzeug-Informationen wie Tankfüllung, Reifendruck sowie Wartungsintervalle jederzeit zur Verfügung und löst bei einem Unfall einen automatischen Pannenruf aus, der Fahrzeugstandort und -daten übermitteln kann. Die BMW-Tochter Mini hat zudem eine Augmented-Reality-Brille entwickelt, die unter anderem Navigationspfeile auf dem Asphalt oder Pfeile zu freien Parkplätzen anzeigt und mit einem ins Auge projizierten Bild einer Rückfahrkamera das Einparken erleichtern soll. Innovationen wie der Mobilfunkstandard 5G, der bis 2020 marktreif sein und dann Datenraten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde erreichen soll (und damit zehnmal so schnell wie der aktuelle LTE-Standard wäre), werden die Digitalisierung weiter vorantreiben, da ist sich Dehning sicher.

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