Zero Trust ist längst mehr als ein IT-Schlagwort – es wird zum neuen Sicherheitsstandard in einer digital vernetzten Welt. 2025 steht ganz im Zeichen pragmatischer Umsetzung: Unternehmen aller Größen setzen auf identitätszentrierte Strategien, automatisierte Schutzmechanismen und integrierte Plattformen, um Sicherheitsrisiken effektiv zu managen. Im Interview erklärt Mike Majunke, Solutions Engineer Cloudflare, warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg ist – und wie besonders KMU typische Stolperfallen vermeiden können.
Welche Entwicklungen sehen Sie für Zero Trust im Jahr 2025?
Zero Trust entwickelt sich 2025 von einem strategischen Buzzword zu einem gelebten Sicherheitsstandard. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass klassische Perimetersicherheit nicht mehr ausreicht – insbesondere bei hybriden Arbeitsmodellen und Cloud-first-Architekturen. Der Fokus verlagert sich spürbar hin zu identitäts- und kontextbasierten Zugriffsentscheidungen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an konsolidierten Plattformen, weil die Fragmentierung durch zu viele einzelne Lösungen zunehmend zur Belastung für Unternehmen wird. Der wichtigste Trend: Zero Trust wird pragmatischer, greifbarer – und damit auch breiter umsetzbar.
Warum tun sich besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) schwer mit der Umsetzung von Zero Trust, und wie können sie diese Hürden überwinden?
Viele KMU kämpfen mit begrenzten IT-Ressourcen und komplexen, historisch gewachsenen Systemlandschaften. Zero Trust wirkt auf den ersten Blick wie ein großer strategischer Kraftakt – was zur Zurückhaltung führt. Dabei muss der Einstieg gar nicht teuer oder technisch kompliziert sein. Entscheidend ist, mit kleinen, messbaren Schritten zu starten – etwa mit Identitätsmanagement und sicheren Remote-Zugängen. Auch die Wahl einer einfach integrierbaren Plattform kann viel Komplexität herausnehmen und die zukünftige Skalierung im Hinblick auf Leistung und Funktionen erleichtern.
Welche Rolle spielen KI und Automatisierung in modernen Zero-Trust-Architekturen?
KI und Automatisierung sind inzwischen doppelt relevant für Zero Trust – einerseits als wichtige Helfer, andererseits als schützenswerte Assets. Auf funktionaler Ebene ermöglichen KI-gestützte Systeme eine kontinuierliche Risikoanalyse in Echtzeit und treffen kontextabhängige Zugriffsentscheidungen – etwa basierend auf Nutzerverhalten oder Geräteprofilen. Automatisierung sorgt zusätzlich dafür, die Integration zwischen verschiedenen Zero-Trust-Lösungen und anderen Systemen zu ermöglichen. Gleichzeitig wächst aber auch der Schutzbedarf: KI-Modelle selbst – z. B. für Analytics oder Entscheidungslogik – werden zu strategischen Unternehmenswerten. Sie müssen vor Manipulation, Diebstahl und unautorisierten Zugriffen genauso geschützt werden wie sensible Kundendaten. Zero Trust denkt also heute nicht nur in Richtlinien, sondern zunehmend auch in Schutzräumen für digitale Intelligenz.
Welche Fehler machen Unternehmen häufig bei der Implementierung von Zero Trust und wie können sie diese vermeiden?
Ein häufiger Fehler ist, Zero Trust als Produkt zu betrachten statt als ganzheitliche Strategie. Viele Unternehmen stürzen sich auf neue Tools, ohne vorher zu definieren, welche Ziele sie eigentlich verfolgen. Auch die Einbindung der Mitarbeitenden wird oft unterschätzt – dabei steht und fällt der Erfolg mit der Akzeptanz im Alltag. Zudem fehlen oft klare Verantwortlichkeiten, was zu Reibungsverlusten zwischen IT, Security und Compliance führt. Wer stattdessen mit einer klaren Roadmap startet, Prozesse und Menschen mitdenkt und auf integrierte Lösungen setzt, hat die besten Karten. Zero Trust lebt von Klarheit – nicht von Komplexität und den so oft implementierten Workarounds und Ausnahmen im Security-Regelwerk.
Wie sehen Sie die Zukunft von Zero Trust im Kontext von regulatorischen Anforderungen und Datenschutz?
Zero Trust passt hervorragend zu modernen Datenschutz- und Compliance-Anforderungen, weil es auf dem Prinzip des minimalen Zugriffs basiert. Jede Entscheidung ist nachvollziehbar, jeder Zugriff überprüfbar – das schätzen auch die Aufsichtsbehörden. Besonders in regulierten Branchen wie dem Finanzwesen oder dem Gesundheitssektor wird Zero Trust in den nächsten Jahren zur Pflichtübung. Auch der öffentliche Sektor wird in dieser Richtung große Schritte machen müssen. Die Architektur schafft nicht nur mehr Sicherheit – sie schafft auch deutlich mehr Transparenz und Kontrolle über Datenflüsse. Unternehmen, die heute investieren, sichern sich also nicht nur einen Sicherheitsvorteil, sondern auch eine solide Grundlage für kommende Audits. Insofern wird Zero Trust ein strategisches Asset – weit über die IT hinaus.
