22.05.2015

Wenn der Fernseher bespitzelt und der Kühlschrank Spam verschickt

Laut einer konservativ angesetzten Schätzung der Fokusgruppe Connected Home des Nationalen IT-Gipfels, basierend auf Schätzungen von Deloitte, wird die Anzahl der Smart Home Haushalte bis zum Jahr 2020 die Millionengrenze überschreiten. Eine positive Entwicklung prognostiziert auch eine Studie der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, die dem deutschen Smart-Home Markt bis 2025 einen kumulierten Umsatz von 19 Milliarden Euro attestiert. „Das schnelle Wachstum des Marktes steht nicht zur Debatte. Es mangelt absolut nicht an Innovationen und Entwicklungen. Doch genau dieser Wildwuchs ist auch ein Problem, denn es sind längst noch nicht ausreichend rechtliche Rahmenbedingungen definiert. Auch fehlen noch Hersteller-übergreifende Sicherheits- und damit auch Entwicklungsstandards. Je mehr Anbieter unkontrolliert auf den Markt drängen, desto schwieriger wird es, einen ausreichend hohen Sicherheitslevel im Smart Home nachhaltig zu erreichen“, so Oliver Dehning, Leiter der Kompetenzgruppe Sicherheit im eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.

Lauschangriff in der Privatsphäre

Dazu kommt das fehlende Sicherheitsbewusstsein der Nutzer. Tatsächlich sehen laut dem Report IT-Sicherheit 2015 von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. über 80 Prozent der befragten Experten der IT-Branche das größte Problem für den smarten Markt in dem fast schon unbekümmerten Umgang mit Daten. Dabei zeigen unzählige Beispiele die drohenden Gefahren für die Privatsphäre. Dazu gehört das Samsung Smart TV, das Gespräche im Wohnzimmer mitgehört und Informationen an Dritte weitergegeben haben soll. Zwar sollen, laut Berichten des Stern, bis Ende Mai nicht nur diese Sicherheitslücken durch ein Update behoben werden, sondern auch alle weiteren HbbTV-fähigen Samsung TV-Modelle ein Software-Update bekommen. Dennoch: Auf die Weitergabe der Daten an Dritte weist Samsung in den Lizenzvereinbarungen sogar hin.

Welche weiteren Gefahren es geben kann, darüber berichtet Sicherheitsanbieter Kaspersky in seinem Blog „Wie ich das Haus hackte“. Schon bei fünf smarten Haushaltsgeräten entdeckte Kaspersky über 14 Sicherheitslücken.

Allianzen schaffen, Glaubwürdigkeit erhöhen

Um Datensicherheit im Chaos garantieren zu können, sprach sich der Nationale IT-Gipfel bereits im Jahr 2014 für Allianzen zur gemeinsame Entwicklung von Smart Home Standards und -Plattformen aus. „Erste Schritte sind hier schon gemacht, unter anderem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das mit der Förderung des VDE-Zertifizierungsprogramms ‚Smart Home + Building‘ die deutsche Wirtschaft entscheidend unterstützt“, fügt Dehning hinzu.

Um die Entwicklungen inhaltlich zu begleiten und Raum für Vernetzung und Austausch zu schaffen, hat der eco eine eigene Kompetenzgruppe zum Thema gegründet. „Konnektivität wird zu einer der großen Herausforderungen im Internet der Dinge. Neben der Etablierung von vertikalen Standards und Protokollen ist auch die Entwicklung von entsprechenden Frameworks und Libraries essentiell. Einerseits um sicherere sowie zuverlässigere Anwendungen zu entwerfen und andererseits um die Pflege sowie die Skalierbarkeit der Systeme zu vereinfachen“, erklärt Arzu Uyan, die zukünftige Leiterin der neuen eco Kompetenzgruppe Smart Environment. „Dazu kommt, dass Unternehmen heute mehr denn je die Methoden ‘Privacy by Design’ und ‘Defensive Design’ in ihren Produktentwicklungsprozess integrieren müssen, um am Markt zu bestehen“, fasst Uyan zusammen.