05.02.2016

Nachbericht: Domain Pulse 2016

Security, IANA Transition, .swiss

Lausanne, 01-02.02.2016 – Dieses Jahr lud SWITCH zum Forum Domain pulse 2016 nach Lausanne ein. Der Themenklassiker, die neuen Top-Level-Domains, stand zwar unter anderem mit .swiss auf der Agenda, nahm aber weitaus weniger Raum ein, als in den Vorjahren. Dies verschaffte Themen wie Sicherheit, Steigerung der Domain-Relevanz oder das Problem von Registraren, immer mehr und neue Anforderungen der Registries erfüllen zu müssen, im Vordergrund.

Überwachung im Internet – Wieviel? Weshalb? Was geht uns das an?

So zeigte der Journalist Hannes Grassegger in seiner Keynote, welches Ausmaß inzwischen die Überwachung im Internet angenommen hat – und wie viele Daten jeder freiwillig und oft auch leichtfertig tagtäglich von von sich selbst preisgibt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion argumentierte Frau Leutheusser-Schnarrenberger vehement gegen die Vorratsdatenspeicherung. So hätten einerseits Unternehmen durchaus das Recht, rechnungsrelevante Daten zu erheben und diese über die gesetzlich vorgesehene Frist der Vorratsdatenspeicherung zu speichern. Trotzdem sei das andererseits keine Grundlage, diese Daten von stattlicher Seite ohne Berechtigung auszuwerten.

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Full Spectrum Cyber

“Das digitale Wettrüsten ist in vollem Gange” . Daher forderte F-Secure-Sicherheitschef Mikko Hyppönen in Lausanne zum einen Abrüstungsverhandlungen für Cyberwaffen und zum anderen eine harte Hand gegen Cyberkriminelle, um das offene Internet zu verteidigen.

Wenn das erhalten bleiben solle, so Hyppönen weiter, müssten seiner Meinung nach zwei Probleme gelöst werden: Sicherheit und Vertraulichkeit. Wie groß die von Hyppönen beschriebenen digitalen Waffenarsenale sind, sei allerdings schwer einzuschätzen, da bislang noch keine vollständige Machtdemonstration seitens einer der digitalen Supermächte stattgefunden habe.

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Als Analogie zum konventionellen Militär plädierte er für einen Digitalwaffensperrvertrag: Selbstzerstörungsmechanismen für Cyberwaffen, per ID identifizierbare Angriffssoftware, etc.

Neben der Rüstungsbranche machte der F-Secure-Spezialist das organisierte Verbrechen als weitere Quelle digitaler Unsicherheit aus. Und die Geschäfte mit „Cybercrime as a Service“ laufen glänzend: Cryptolocker-Nachahmer wie CryptoWall würden seiner Rechnung nach rund 300 Millionen Euro an Erpressungsgeld einnehmen. Gleichzeitig sprach er sich gegen Verschlüsselungsverbote oder staatliche Generalschlüssel aus: „Wenn man Verschlüsselung kriminalisiert, haben am Ende nur noch die Kriminellen Verschlüsselung.“

The Internet Governance Macrocosm

Im gleichnamigen Panel wurde darüber diskutiert, dass die Entlassung der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) aus der US-Aufsicht noch vor dem Ende der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama aktuell gefährdet sei. So übte sich Thomas Rickert, Co-Chair der CCWG-Accountability, auf dem Domain pulse in Zweckoptimismus.

Die Aufgabe der von Rickert geleiteten, plural besetzten „Cross Community Working Group on Enhancing ICANN Accountability“ ist eine Stärkung der Selbstverwaltungsmechanismen von ICANN, die zukünftig den Vorstand kontrollieren sollen, nachdem ICANN die IANA-Funktionen übernommen hat. “Die Herausforderung besteht darin zu verhindern”, so Rickert, “dass die ICANN nach dem Wegfall der US-Aufsicht zu einer Art zweiter FIFA wird.”

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Der lange verhandelte Kompromiss sollte eigentlich bereits vom ICANN-Direktorium verabschiedet werden, um ihn der NTIA im US-Handelsministerium zu übergeben. Ein erneuter Einspruch würde den Prozess erneut verzögern.

Rickert warnte vor diesem Hintergrund, dass die „crazy season“ im US-Wahlkampf stetig näher rücke. Schließlich sinken mit dem Beginn der Vorwahlen in den USA die Chancen für den Abschluss des Prozesses. Falls dieser jedoch scheitern sollte, vermag noch niemand der politischen Schaden abzuschätzen – schließlich geht es doch um die Frage, wer das Sagen im Netz hat.

Die .swiss TLD

Perfekt soll sie sein, die neue .swiss-Top-Level-Domain des Schweizer Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Davon war zumindest Stéphane Bondallaz auf dem Domain pulse überzeugt. Das dies der richtige Ansatz ist, davon waren aber nur wenige der Anwesenden überzeugt. Zweifel kommen aufgrund der komplizierten und aufwändigen Registrierungsverfahrens. So kommen auf 7.000 zugeteilte .swiss-Domains in den ersten drei Wochen bereits mehr als 3.500 abgelehnte Anträge.

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Bondallaz räumte ein, dass das komplizierte Verfahren nicht immer einfach umzusetzen sei. Mehr als sechs Bakom-Beamte prüft die Anträge und entscheidet über Zuteilung. Insbesondere Registrierungsanträge für generische Betriffe werden intensiv geprüft – mit entsprechendem Zeit- und Kostenaufwand.

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