02.12.2014

„Multistakeholder ist für Internetbelange das Modell der Zukunft“

Thomas Rickert über den Hintergrund zum eco Zukunftsdialog II am 9.12.2014 in Berlin

Die US-Regierung hatte im März angekündigt, die Aufsicht über die IANA-Funktionen abgeben zu wollen. Seither wird auf der ganzen Welt darüber diskutiert, an wen die IANA Stewardship Transition übergehen soll. Wir haben dazu mit Thomas Rickert, eco Director Names & Numbers und Mitglied des GNSO Council bei ICANN, gesprochen.

Herr Rickert, geht mit der IANA Stewardship Transition wirklich eine Gefährdung der Stabilität des Internet einher?

Die sogenannten IANA-Funktionen werden von ICANN, der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers erbracht und vom US Department of Commerce beaufsichtigt. Eine der Funktionen ist die Verwaltung der sogenannten Rootzone. Soll eine Länderendung oder eine generische Domainendung technisch weltweit verfügbar sein, so muss sie dafür in die Rootzone eingetragen werden. ICANN prüft hier Anträge auf Ein- und Umtragung und legt sie der US-Regierung vor. Das ist ein Prozess, der kaum Ressourcen braucht und auch bislang keine Probleme bereitet hat.

Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich daran etwas ändern würde, wenn nicht durch die US-Regierung, sondern anderweitig eine „Qualitätssicherung“ stattfindet. Diejenigen, die behaupten, dass das Internet nun unsicher werde, blähen das Thema aus politischem Kalkül oder aus technischem Unverständnis auf.

Als Nachfolgekonzept wird auf ein Multistakeholder-Modell gesetzt. Wie ist der Stand der Diskussion?

Die US-Regierung hat klargemacht, dass die Aufsicht nicht an eine andere Regierung oder Regierungsorganisation übergeben wird, sondern an die globale Netzgemeinde, die Community, zu der neben Regierungen auch etwa die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft zählen. Das ist ein hervorragender Ansatz. ICANN lebt dieses Multistakeholder-Modell schon seit Jahren und die Interaktion der verschiedenen Sektoren läuft zunehmend besser. Es ist für Internetbelange das Modell der Zukunft.

Die Community arbeitet derzeit an zwei Themen, nämlich erstens an der sogenannten IANA-Transition in technischer Hinsicht und zweitens an sogenannten Accountability-Mechanismen, um sicherzustellen, dass ICANN auch der Community gegenüber ein verlässlicher Partner bleibt, wenn die US-Regierung nicht mehr eingreifen kann.

Die technische Community legte am 1. Dezember einen Vorschlag zur weiteren Diskussion vor. Die Gruppe, die sich mit den Accountability-Mechanismen beschäftigt, wird am 9. Dezember das erste Mal tagen.

Ist die Zeit zur Koordination der Vorschläge für die künftige IANA möglicherweise zu knapp bemessen?

Im nächsten Herbst läuft der zwischen ICANN und der US-Regierung bestehende Vertrag aus. Bis dahin eine Konsenslösung zu erarbeiten, bei der weltweit alle interessierten Kreise gehört und eingebunden werden, ist ein ambitioniertes Ziel. Angestrebt werden sollte, bis dahin tatsächlich den Prozess abgeschlossen zu haben. Wichtiger als die zeitliche Dimension ist aber, es richtig zu machen und diese Chance nicht zu verspielen. Der IANA-Vertrag sieht durchaus vor, verlängert werden zu können. Es kann also erforderlichenfalls auch länger an Lösungen gearbeitet werden.

eco & ICANN laden ein:
eco Zukunftsdialog II – Neuausrichtung der Internetverwaltung

Am 9. Dezember informiert das eco Names & Numbers Forum gemeinsam mit ICANN über den aktuellen Stand der IANA Stewardship Transition und diskutiert das Multistakeholder Modell.

Termin: 09.12.2014
Uhrzeit: 13:00 Uhr

eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.
Hauptstadtbüro Berlin
Französische Straße 48
10117 Berlin

Weitere Informationen und Anmeldung: eco Zukunftsdialog II

“Multi-Stakeholder is the Model of the Future for Internet Interests”