23.03.2016

Nachbericht: 55. ICANN Meeting

ICANN-Vorstand übergibt NTIA Vorschlag zur IANA Stewardship Transition mit Empfehlungen zur Verbesserung der ICANN-Accountability

Wie bereits bei den letzten ICANN-Meetings, wurde auch das 55. Treffen der ICANN-Community in Marrakesch von der IANA Stewardship Transition dominiert. Die so genannte Cross Community Working Group on Enhancing ICANN Accountability (CCWG-Accountability) um die Co-Chairs Mathieu Weill, León Sanchez und Thomas Rickert (eco Director Names & Numbers) hatte ihren Vorschlag bereits am 23. Februar 2016 der globalen Internet-Community übergeben. Nun lag es in Marrakesch an den Supporting Organizations und Advisory Committees (SO / AC) von ICANN, über den Vorschlag abzustimmen und anzunehmen.

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Die ersten positiven Signale gaben das Security and Stability Advisory Committee (SSAC) und die Address Supporting Organization (ASO). Am Dienstag folgten das At-Large Advisory Committee (ALAC) und das Governmental Advisory Committee (GAC), die ebenfalls dem Vorschlag der CCWG-Accountability zustimmten, nachdem der Regierungsbeirat lange, intensiv und durchaus kontrovers über den Vorschlag diskutiert hatte.

Vorschlag der CCWG-Accountability angenommen

Am Mittwoch stimmte als nächste SO die Generic Names Supporting Organization (GNSO) dem Vorschlag am Ende ihres Council Meetings nahezu einstimmig per Handzeichen zu. Thomas Rickert merkte nach der Abstimmung an, dass er seit seinem Hochzeitstag es nie wieder so sehr genossen habe, ein „Ja“ zu hören. Von einigen Interessengruppen wurde eine Reihe von Kommentaren den einzelnen Empfehlungen der CCWG hinzugefügt. Bedenken wurden unter anderem von der Non-Commercial Stakeholder Group (NCSG) geäußert, außerdem gab es Kommentare hinsichtlich der Machtverteilung auf das ICANN-Board und das GAC sowie hinsichtlich des Verfahrens für die Ausarbeitung der neuen Statuten von ICANN, den so genannten Bylaws. Die Country Code Names Supporting Organization (ccNSO) war nach diesem Schritt die letzte der sechs Chartering Organizations, die über den Vorschlag der CCWG-Accountability abstimmen musste.

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Finale Abstimmung im ccNSO

Wie das GNSO, stimmten die ccTLDs dem Vorschlag der CCWG-Accountability am Ende fast ohne Enthaltungen und Gegenstimmen zu. Obwohl keim jemand mit einem anderen Ergebnis rechnete, war dennoch eine enorme Erleichterung im Raum spürbar, als die grünen Stimmkarten in großer Mehrzahl für den Vorschlag der CCWG-Accountability in die Höhe gehalten wurden. Mit diesem Ergebnis stand nun nichts mehr im Wege, den Vorschlag dem ICANN-Vorstand zu übergeben. Am Donnerstag übergab der ICANN-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephen D. Crocker den von der internationalen Internet-Community ausgearbeiteten Plan schließlich an die US-Regierung. Sofern dieser schlussendlich verabschiedet wird, würde dies zu einer globalen Verwaltung einer Reihe von wichtigen Schlüssel-Funktionen des Internets führen.

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Es sollte an dieser Stelle jedoch nicht vergessen werden, dass der Vorschlag bislang nur die Rahmenbedingungen definiert. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, dass die Umsetzung am Ende auch die beabsichtigten Prozesse widerspiegelt. Der Vorschlag besteht aus einer Reihe von sorgfältig aufeinander abgestimmten und komplexen Maßnahmen zur Stärkung von ICANN und dem Multi-Stakeholder-Modell, um den Wegfall der Aufsicht durch die US-Regierung aufzufangen und zu ersetzen. Dazu zählen beispielsweise:

  • die Umstrukturierung von ICANN
  • die Abtrennung der IANA in eine neue Organisation namens Post Transition IANA (PTI)
  • die Bildung einer Empowered Community bestehend aus den Supporting Organizations und Advisory Committees
  • wesentliche Änderungen der Statuten von ICANN, den so genannten Bylaws
  • die Etablierung von neuen Mechanismen, um der ICANN-Community mehr Kontrolle über die Organisation zu geben

Universal Acceptance Steering Group (UASG) bereit für Öffentlichkeitsarbeit

Die Universal Acceptance Steering Group (UASG), in der eco von Lars Steffen vertreten wird, gab in Marrakesch einen Überblick zum aktuellen Stand der laufenden Aktivitäten und was in den kommenden Wochen veröffentlicht werden wird. Seit dem letzten ICANN-Meeting in Dublin wurde eine überraschend hohe Anzahl von Dokumenten zur Aufklärung und Lösung der Fragen rund um Universal Acceptance erstellt. So wurde beispielsweise im ganztägigen UASG-Workshop am Sonntag die finale Korrektur der wichtigsten technischen Dokumente abgeschlossen.

Als nächstes steht eine Auswertung von Programmiersprachen und Frameworks an, um die jeweiligen Communities in die Arbeit der UASG einzubinden, die Dokumentation einiger Universal Acceptance Use Cases und die Erstellung einer Reihe von Landing-Pages, die Übersetzung von wichtigen Basisdokumenten und die Engagierung einer PR-Agentur, um die Aktivitäten weltweit zu koordinieren. Die UASG ist eine von ICANN unterstützte Arbeitsgruppe, getragen von Organisationen, Unternehmen und Persönlichkeiten aus der ICANN-Community. Weitere Details zu den einzelnen Dokumenten, welche die UASG bislang veröffentlicht hat, können auf der folgenden Website abgefunden werden: uasg.tech

Das Meeting der Internet Service Provider & Connectivity Providers Constituency Group (ISPCP), in der eco von Wolf-Ulrich Knoben vertreten wird, wurde ebenfalls durch die Diskussion über den Vorschlag der IANA Stewardship Transition und die Abstimmungen über den Vorschlag zur ICANN-Accountability geprägt. Christian Dawson, Co-Chair der UASG, stellte den aktuellen Status der Arbeitsgruppe vor und bat die Mitglieder der ISPCP um Feedback.

Ausblick & Deutscher Abend

Für das Networking war der Deutsche Abend einer der Höhepunkte des ICANN-Meetings in Marrakesch, zu dem DENIC und eco stets gemeinsam einladen. In einem charmanten Restaurant mit Live-Musik, fanden die Mitglieder von eco und DENIC sowie die deutsche ICANN-Community einen schönen Rahmen mit intensiven Gesprächen und geselligem Austausch. Das ICANN-Meeting in Marrakesch war auch das letzte Meeting für Fadi Chehadé in seiner Rolle als CEO von ICANN.

Die nächste ICANN-Meeting findet vom 27. bis 30. Juni 2016 in Helsinki statt.

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