13.11.2008

LocalTalk Green IT – Hype oder Hoffnung?

Klimakonzepte für Rechenzentren – mehr als heiße Luft

Zahlreiche Gäste fanden sich am 13. November 2008 in der Kölner Natuzzi Lounge zusammen, um sich beim zweiten diesjährigen LocalTalk zum Thema „GreenIT: Hype oderHoffnung?“ auszutauschen. Input dazu gab die eröffnende Podiumsdiskussion, die gleich zu Anfang klarstellte: GreenIT lohnt sich.

Patrick Pulvermüller, Geschäftsführer der Host Europe GmbH und Leiter des eco Arbeitskreises Datacenter, beschrieb GreenIT nicht als die eine Lösung zur Energieeffizienz,sondern als komplettes, individuell angepasstes Paket. Dies sei gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten eine lohnende Investition. „Ein ganz klares ‚Ja’, und zwar im positiven Sinne“, antworteteer auf die Frage der Moderatorin Ariane Rüdiger (InformationWeek), ob die Finanzkrise das Geschäft der Branche belebe. Kostensparendes Outsourcing komme bei den Kunden immer mehr in denFokus.

Als potenzielle Hoster seien dann die Anbieter interessant, die mit energieeffizienten Rechenzentren ein niedriges Kostenniveau garantieren könnten. Für Host Europe selbst hättensich die Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen innerhalb von 24 Monaten amortisiert. Dem stimmte auch Frank P. Orlowski, Director Business Development der DE-CIX Management GmbH, zu.„GreenIT war für die Kunden jahrelang kein Thema, jetzt wird man sensibler“, beobachtet er. Der Stromverbrauch als Kostenfaktor sei dabei besonders wichtig geworden.

Als mögliche Maßnahme für energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb favorisierten sowohl Patrick Pulvermüller als auch Frank P. Orlowski die Virtualisierung, die auch fürkleinere Rechenzentren Vorteile biete. Daneben könnten weitere einfache und kostengünstige Mittel einen großen Einfluss auf die Energiebilanz haben. So sollten Rechenzentrumsbetreiberauf die richtige Betriebstemperatur achten, die oft viel zu niedrig angesetzt sei und somit unnötige Kühlung erfordere, betont Patrick Pulvermüller. Kalte und warme Luftströmesollten außerdem unbedingt getrennt werden, was mit Blindblenden einfach und kostengünstig gelöst werden könne.

Thomas von Bülow, Vorstand E-Business des eco, betont den Nutzen der eco Zertifizierung Data Center Star Audit für Rechenzentren. Die Prüfung zeige den Betreibern möglicheDefizite auf und helfe ihnen so, gezielt Abhilfe zu schaffen. Für die Kunden sei bei einem günstigen Angebot auch nicht ersichtlich, ob das betreffende Rechenzentrum möglicherweise amfalschen Ende gespart habe. Die Bewertung durch das Data Center Star Audit gebe hier Qualitätssicherheit.

Neben diesen Maßnahmen sollte allerdings auch die Hardware selbst optimiert werden. Der Druck auf die Hersteller, effizienteres Equipment zu entwickeln, sei zwar da, es gebe aber noch sehrviel Raum für Verbesserungen, so die Experten. Als Alternative zur eigenen Hardware sei auch Outsourcing oder die Nutzung von SAAS-Lösungen gut möglich, wobei laut Thomas vonBülow so gut wie niemand systematisch diese Überlegungen anstelle. Frank P. Orlowski sieht in Outsourcing den großen Vorteil, dass der Dienstleister sich dann um Effizienzfragenkümmert. Patrick Pulvermüller schränkte ein, dass dies nur dann möglich sei, wenn der Kunde nicht zu sehr an eine bestehende Policy gebunden sei. Für eine dauerhafteAuslagerung sei außerdem eine symmetrische große Bandbreite nötig.

Einen oftmals befürchteten Widerspruch zwischen Sicherheit, Redundanz und Energieeffizienz sehen die Experten indes nicht. „80 Prozent der Ausfälle sind auf menschliche Fehlerzurückzuführen“, sagte Patrick Pulvermüller. Mit Virtualisierung könne sogar die Verfügbarkeit erhöht werden. In fünf Jahren werde GreenIT selbstverständlichsein, waren sich Thomas von Bülow und Patrick Pulvermüller einig. Frank P. Orlowski war eher skeptisch, da es in den letzten Jahren wenig Bewegung gegeben habe.

Ganz im Sinn der LocalTalks haben die Teilnehmer im Anschluss an die Diskussion intensive Netzwerkpflege und Erfahrungsaustausch betrieben. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es schon am 27.November beim LocalTalk in Frankfurt: Hier treffen in der Diskussionsrunde ebenfalls zum Thema GreenIT aufeinander: Thomas Tauer von IBM Deutschland, Peter Knapp von Interxion Deutschland sowieMichael Frey von Force10 Networks Inc.