Der Mobile World Congress, alljährlich die größte Bühne der Mobilfunk-Neuentwicklungen, hat sich 2018 deutlich verändert. Das berichtet Messebeobachterin Dr. Bettina Horster, Leiterin der Kompetenzgruppe IoT (Internet of Things, Internet der Dinge) im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. Klassische Hardware-Themen seien zwar noch vorhanden, standen aber nicht im Vordergrund. So stellte Samsung sein Galaxy S9 vor. Diese Produktvorstellungen hatten jedoch nicht mehr den Stellenwert vergangener Jahre. Symptomatisch dafür ist der O-Ton eines Ausstellers: „Dies war die letzte große Kommunikationsmesse.“
Stattdessen erzielten beispielsweise neue Mobility-Konzepte von Autoherstellern große Aufmerksamkeit. Auch Virtual Reality begeisterte an einigen Ständen mit aufwendigen Demos. „Man sieht ganz deutlich, dass sich das Verständnis von Mobile weiterentwickelt hat“, resümiert Bettina Horster. „Ein großer Trend waren daher in Barcelona vernetzte Geräte für zuhause und in der Smart City, vom Auto bis zu riesigen 180-Grad Leinwänden mit beeindruckenden Präsentationen.“
Dazu standen Sicherheitsfragen der allumfassenden Vernetzung im IoT ebenso im Zentrum wie auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der überall präsent war. Auch die KI wurde von vielen Unternehmen thematisiert. „Das Wort Future wurde geradezu inflationär verwendet. Der MWC fokussiert sich allzu sehr darauf, was man in Zukunft mit den Mobilfunknetzen machen kann – die CES in Las Vegas gibt praktische Beispiele, was heute schon möglich ist“, sagt Horster.
Wachstumsmärkte verschieben sich vom Smartphone ins IoT
Das Thema IoT war allgegenwärtig – aber eben nur aus der Perspektive der Mobilfunkbetreiber. Hier muss das Verständnis deutlich breiter werden. Es ging zu sehr um die Hardware und die Standards – die Softwareinfrastruktur, die die Lösungen für die Branchen erst ermöglicht, wurde zu selten erwähnt. „Die großen Mobilfunkanbieter schöpfen das Innovationspotenzial von IoT noch nicht ausreichend aus“, sagt Horster. „Die größten Umsatzpotenziale liegen schließlich in neuen Business-Modellen und Anwendungen fürs Internet der Dinge. Die lassen sich nur in der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg realisieren“, so Horster weiter. „Besucher des MWC konnten anhand der aufwändigen Exponate großer Unternehmen schon deutlich erkennen, dass der Mobile World Congress sich von einer Smartphone- zur IoT-Messe entwickelt.“
Trotz einiger interessanter Ankündigungen waren jedoch IoT-Lösungen für Health care noch eher rar gesät. Hingegen passen die zahlreichen Präsentationen von 5G-Technologie zum prognostizierten IoT-Boom. „Ob vernetztes Fahren oder Smart City – die Wachstumsmärkte der Zukunft brauchen ein breitbandiges und vor allem flächendeckend hochverfügbares mobiles Internet“, ergänzt Horster.