Der 25. Mai rückt unaufhaltsam näher und zur Erfüllung der Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gibt es in vielen Unternehmen noch eine Menge zu tun. Im Kurzinterview gibt Dr. Torsten Schwarz, Leiter der eco Kompetenzgruppe Online-Marketing, eine Einschätzung der aktuellen Lage und weist auf drohende Konsequenzen hin.
Herr Dr. Schwarz, seit Mai 2016 ist die DSGVO in Kraft, das Ende der Übergangsfrist zur Umsetzung im Mai 2018 ist seitdem bekannt. Warum sind Ihrer Meinung nach immer noch so viele Betroffene schlecht vorbereitet, wie die aktuelle Studie von eco und ABSOLIT Consulting belegt?
Die individuellen Gründe kenne ich natürlich nicht. Aber vermutlich sind sich viele nicht bewusst, dass hier konkreter Handlungsbedarf besteht. Außerdem wird der tatsächliche Aufwand, der mit der Umsetzung der Norm einhergeht, sträflich unterschätzt. Und dann gibt es sicherlich einen Teil, der sich wie üblich „auf den letzten Drücker“ darum kümmert.
Einige der Vorschriften sind ja bereits seit Längerem auch in deutschen Normen enthalten, wie zum Beispiel das Double-Opt-in-Verfahren. Wie erklären Sie sich, dass diese nicht längst als Standard beim Online Marketing angewendet werden?
Es bedeutet einen erheblichen Aufwand, Einwilligungen für einen rechtssicheren Datenbestand nachträglich einzuholen. Schockierend ist jedoch, dass es nicht in jedem Unternehmen längst ein laufendes Projekt dazu gibt. Denn folglich muss jeder, der nicht mit rechtlichen Konsequenzen rechnen möchte, seinen Verteiler ab dem 25. Mai radikal zusammenstreichen und wird damit einen erheblichen Teil seines derzeitigen Potenzials verlieren.
Welche Branchen sind Ihrer Beobachtung nach besser, welche schlechter auf die DSGVO vorbereitet?
Ich beobachte, dass Software- und IT-Unternehmen sehr gut vorbereitet sind. Das gilt auch für die Touristikbranche, Markenhersteller sowie den Handel. Das Schlusslicht bilden aus meiner Sicht Stadtwerke, Energieversorger, die Gesundheitsbranche sowie B2B-Unternehmen.
Welchen Tipp haben Sie für Unternehmen, die jetzt noch am Anfang der Umsetzung stehen?
Ich kann nur dazu raten, umgehend mit den Arbeiten zu beginnen und dafür professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist fünf vor zwölf und da sind mitunter eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, wie Datenbestände zu prüfen, Software und Abläufe zu kontrollieren sowie Einwilligungen einzuholen und Vereinbarungen zu schließen. Das ist schon ein ordentliches Paket, das es neben dem Tagesgeschäft zu bearbeiten gilt.