Ein NFC-fähiges Smartphone und die richtige App machen es möglich: Immer mehr Menschen zahlen ihre Einkäufe im Supermarkt oder im Restaurant per Mobile Payment. Dazu halten sie einfach ihr Handy an einen Scanner, der Zahlungsbeleg kommt direkt per Nachricht aufs mobile Gerät.
Das ist komfortabel. Doch welche neuen Geschäftskonzepte und Möglichkeiten entwickeln sich daraus für unterschiedliche Anwendungsszenarien, etwa das vernetzte Auto? Brauchen wir neue Regeln und Gesetze und wie sieht es mit der Sicherheit aus? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, kamen rund 60 Experten am 7. Februar 2018 im BioCampus Cologne zu den IoT Future Trends 2019 des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. zusammen.
Nach der Begrüßung und einer Einführung in das Thema stellte die Leiterin der Kompetenzgruppe IoT im eco Verband, Frau Dr. Bettina Horster, die Trends des Jahres vor. „Bei der wissenschaftlichen Arbeit rund um neue IoT-Lösungen drohen deutsche Forschungsinstitute gegenüber der internationalen Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten“, gab sie zu bedenken. Handlungsbedarf identifiziert sie auch bei der Absicherung vieler IoT-Lösungen. Die sichere Smart City sei leider noch in weiter Ferne. Positiv bewertete sie, wie gut sich IoT-Plattformen etabliert haben.
Das Auto zahlt selbst seinen Parkplatz
Versäumnisse der deutschen Kreditwirtschaft bei der Entwicklung eigener Mobile Payment-Lösungen diagnostizierte Marcus W. Mosen von Raymond James Corporate Finance Europe. Er erläuterte die Chancen für den Handel und lobt die wachsende Zahl der Akzeptanzstellen. Grade im Bereich Automotive entstehen zahlreiche neue Geschäftsmodelle durch Mobile Payment, stellte anschließend Thorsten Stuke, Mobility-Experte im eco Verband fest. Wenn das Auto selbst das Parkhaus, die Tankstelle oder die Waschanlage zahlen kann, dann ist das Nutzererlebnis des Fahrers besonders positiv, gab er zu bedenken. Auch LKW könnten so einfacher Maut bezahlen.
Victor Bergmann von GooglePay erläuterte anschließend den Service und welche Chancen dieser für Partner eröffnet. So lassen sich online mit wenigen Klicks gekauften Tickets, die direkt auf dem Handy landen, am Eingang von Sportevents oder Konzerten scannen. Bezahlt würde mit GooglePay einfacher und schneller, die Anwendung ließe sich ins Google Home Ökosystem integrieren. Der Fantasie für mögliche Anwendungen seien keine Grenzen gesetzt.
Mobil bezahlen – aber sicher
Besonders einfach per Mobile Payment zahlen könne man bei Uber, erläuterte anschließend Mitarbeiter Dennis Heusser. Digitale Innovationen im Finanzdienstleistungssektor wie Apple Pay und Verimi, ein Dienst für digitale Identitäten der das Leben online erleichtert, erläuterte anschließend Christian Bernsmann von der Deutschen Bank.
Wie sicher Mobile Payment ist mit EMV Chip und Authentifikationsmethoden und worauf Anbieter achten müssen, das zeigte Detlef Kraus von der SRC Security Research & Consulting GmbH. In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich die Experten den Fragen des Publikums. Dr. Thorsten Hennrich von der PlusServer GmbH betonte, wie wichtig eine positives Nutzererlebens ist. Der Gesetzgeber hingegen habe die Aufgabe, einen robusten Rechtsrahmen zu schaffen, der auch praxistauglich ist und Innovationen nicht im Keim ersticke. Ähnlich argumentierete Daniel Groß, Rechtsanwalt bei DFW Deutschland. Die Verbraucher dürften nicht entmündigt werden und es sei nicht nötig, rechtliche Sachverhalte zu verkomplizieren.
Innovationen statt Überregulierung
Marcus W. Mosen betonte die Chance für neue Geschäftsmodelle im Auto, etwa wenn Autos selbst zahlen können und immer mehr Smartphone-Funktionen ins Auto wandern. Auch Thorsten Stuke diagnostizierte hier besondere Chancen für eine Mobilität über Geräte- und Fahrzeug-Grenzen hinweg. Andreas Weiss, Leiter Geschäftsbereich Digitale Geschäftsmodelle bei eco betonte die Sicherheit der mobilen Zahlungsmethoden, warnte zugleich jedoch vor einer Überregulierung, die Innovationen ausbremsen könnte.
Der Trend zum Mobile Payment in Deutschland nimmt Fahrt auf, stellten die Diskutanten in ihrem Fazit fest. Damit es sich etablieren kann, bedarf es jedoch einer Kommunikation, die Vertrauen schafft und gleichzeitig die Mehrwerte ins Zentrum rückt. Im Anschluss an die Veranstaltung nutzten die Teilnehmer die Chance, bei Fingerfood und Getränken mit den Referenten ins Gespräch zu kommen und die Trends des Mobile Payments direkt zu diskutieren.
