eco
22.12.2020

Auch 2021 gemeinsam digitale Geschichte schreiben

„Lassen Sie uns 2020 gemeinsam durchstarten“, schrieb ich vor einem Jahr an dieser Stelle. Wie viele von Ihnen hatte ich nicht nur recht konkrete Ziele notiert, sondern auch einen entsprechend vollen Terminkalender. Bis in den Herbst hinein, so glaubte ich zu wissen, stand fest, wann ich wo mit wem worüber verhandeln und planen würde.

Warum es anders kam, brauche ich niemandem zu erklären. Was 2020 das prägende Ereignis war, steht außer Frage. Ich muss das entscheidende Wort nicht einmal erwähnen. Zu den kleineren Sorgen anfangs der Krise gehörte für mich, dass ich die Arbeit am Manuskript für mein neues Buch – „Im digitalen Ökosystem: Sieben Fähigkeiten, die Sie zum Überleben brauchen“ – nach etlichen Monaten eigentlich für erledigt hielt, als Corona alles änderte. Das Manuskript musste dann doch noch einmal überarbeitet werden, und das ausgerechnet in einer Zeit, als sogar die unmittelbare Zukunft ungewiss war.

Zu den weitaus größeren Sorgen gehörten die Fragen: Kommen wir alle gesund aus der Krise heraus? Und haben wir dann überhaupt noch Arbeit? Dazu ein Zwischenfazit. In Krisenzeiten hält man sich gern an dem fest, was noch funktioniert. Und das Internet sowie die moderne IT funktionieren, darauf immerhin konnten wir uns jederzeit verlassen. Beides hat viel dazu beigetragen, dass uns die Krise nicht noch härter getroffen hat.

Bio und Tech passen zusammen wie Rock’n’Roll

Von Impfstoffen verstehe ich zwar nicht mehr, als ich meinem täglichen Medienmix entnehme, aber ich bin mir ziemlich sicher: Mit Windows 95 hätte die Suche länger gedauert. Dass ausgerechnet ein Unternehmen namens BioNtech einen entscheidenden Durchbruch erzielte, überrascht mich nicht. Wir leben in einer Zeit, in der Biologie und Technologie zusammenpassen wie Rock’n’Roll.

Am offensichtlichsten spielte die moderne IT ihre Vorteile beim Umzug der großen Schar von Wissensarbeitern vom Office ins Homeoffice aus. Dieser verlief weitgehend zügig und nahtlos, wenig überraschend nicht nur für Experten, die sich seit jeher mit Themen wie Verfügbarkeit und Skalierbarkeit befassen, sondern auch für Endanwender. Deren Erwartungshaltung lässt kaum noch Toleranz für Ausfälle zu. Enttäuschungen blieben behebbare Ausnahmen. Unterm Strich hat das Internet viele Branchen vor größeren Einbrüchen bewahrt. Gesund bleiben und die Wirtschaft am Laufen halten: Beides gelingt mit Internet besser als ohne.

Beruhigt zurücklehnen sollten wir uns nicht. Als eco 25 Jahre nach seiner Gründung als Motto das „Netz mit Verantwortung“ ausgab, taten wir das nicht leichtfertig. Wir sind uns der Reichweite unserer Verantwortung bewusst – und glauben daran, dass wir einen Unterschied machen. Wir wissen, dass digitale Infrastruktur oft kritische Infrastruktur ist und dass kritische Infrastruktur immer auch potenzielles Angriffsziel ist. Wenn mitten in der Coronakrise die IT der Uniklinik Düsseldorf durch einen (womöglich sogar falsch adressierten) Hackerangriff lahmgelegt wird, betrifft der Schaden Menschenleben.

IT-Sicherheit, daran hat sich auch in unserem Jubiläumsjahr nichts geändert, ist kein Thema, das irgendwann als erledigt betrachtet und abgehakt werden kann. Folgerichtig optimieren wir unsere bestehenden Angebote kontinuierlich, entwickeln neue Services – und versorgen zahlreiche Wirtschaftsbranchen mit Fakten und Know-how, die sie besser auf Risiken vorbereiten.

Das Visionäre mit dem Praktischen verbinden

Wir haben stets den Anspruch, das Visionäre mit dem Praktischen zu verbinden. GAIA-X ist das derzeit vielleicht visionärste IT-Projekt. eco ist als Gründungsmitglied an der Entwicklung dieser Vision maßgeblich beteiligt und zugleich auf fachlicher Ebene sehr stark involviert. Aber nicht nur eco hat 2020 viel Zeit und Wissen in den Aufbau einer souveränen europäischen Dateninfrastruktur investiert, mit jedem weiteren erreichten Meilenstein steigt die Zahl der interessierten oder bereits engagierten Länder, Unternehmen, Köpfe und Institutionen – ein deutlicher Hinweis darauf, dass GAIA-X das Zeug zur Erfolgsgeschichte hat.

GAIA-X kann die Basis für eine souveräne digitale Infrastruktur und eine gute digitale Zukunft werden. Darauf gilt es mit entsprechenden Ideen und Services aufzubauen. Auch hierzu brachte eco im schwierigen Jahr 2020 mit ungebrochener Leidenschaft fundierte Kompetenzen ein. Herausgehoben sei das Thema künstliche Intelligenz. Unser KI-Projekt Service-Meister, das sich im KI-Innovationswettbewerb der Bundesregierung durchgesetzt hatte, ist erfolgreich gestartet. Eine unserer wichtigsten Aufgaben und größten Stärken – das sinnvolle Vernetzen der besten Partner – trägt auch hier erste Früchte.

Als Verband der Internetwirtschaft haben wir alle technischen Möglichkeiten ausgereizt, um auch bei eingeschränkter physischer Mobilität eng zusammenzuarbeiten und geistig mobil zu bleiben. Sogar unseren eco://award 2020 haben wir erfolgreich online gefeiert. Trotzdem freue ich mich sehr darauf, im neuen Jahr all die Gesichter unserer digitalen Community nicht nur beim sicher wieder stattfindenden Branchentreffen, sondern auch zu vielen anderen Anlässen wieder persönlich sehen zu dürfen.

Mein Wunsch für 2021 lautet daher: Bleiben Sie gesund – damit wir auch im nächsten Jahr gemeinsam digitale Geschichte schreiben können!

Harald Summa