World-Wide-Web-Erfinder Tim Berners-Lee verlangt Gleichberechtigung im Netz – gerade auch in Zeiten des Coronavirus sei alles andere inakzeptabel. Sir Tim Berners-Lee ist „ernsthaft besorgt“, dass die Benachteiligung von Frauen und Mädchen im Internet den allgemeinen Fortschritt bei der Geschlechtergleichheit bedroht, schrieb Berners-Lee zum 31. Jahrestag der Erfindung des World Wide Webs (WWW) auf der Homepage der Web Foundation.
Drei Problemfelder hält Berners-Lee für besonders wichtig:
- Neuen Untersuchungen der Web Foundation und der World Association of Girl Guides and Girl Scouts zufolge habe schon mehr als die Hälfte der jungen Frauen online Gewalt erfahren, durch Drohungen, Belästigungen oder die Verbreitung von privaten Fotos ohne ihre Zustimmung.
- Zweitens sei es bei Männern um 21 Prozent wahrscheinlicher, dass sie einen Netzzugang haben, in den ärmsten Ländern sei es sogar um 52 Prozent wahrscheinlicher.
- Drittens diskriminierten laut Berners-Lee manche Anwendungen künstlicher Intelligenz Frauen. So habe 2018 eine Amazon-Anwendung für Arbeitsplatzvermittlung gestoppt werden müssen, weil die Algorithmen aufgrund historischer Daten aus Zeiten, als überwiegend Männer bestimmte Jobs innehatten, bei der Auswahl Männer bevorzugte.
Eine ernüchternde Bilanz: Aktuell liegt der Frauenanteil in der deutschen IT-Branche bei lediglich 16 Prozent. Das ergibt eine aktuelle Studie, die eco in Zusammenarbeit mit dem Institut für Innovation und Technik Berlin (iit) Anfang März veröffentlicht hat. Diese betrachtet den Status quo und beleuchtet Ursachen für den Gender Gap in der Digitalwirtschaft.
Weiter gibt die Studie praxisnahe Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und Politik. So fordert der Verband der Internetwirtschaft das Engagement aller Akteure – insbesondere von Unternehmen und Politik: Neben einem frauenfreundlicheren Gründer-Ökosystem müsse auch das Bildungsangebot so umgestaltet werden, dass Mädchen und junge Frauen schon früh für die Digitalisierung und IT begeistert würden.
Auch unter dem Jubiläums-Motto „25 Jahre Netz mit Verantwortung“ will der Verband für das Thema Frauenförderung in der Internetwirtschaft sensibilisieren und den Austausch für gemeinsame Konzepte in Politik und Wirtschaft fördern.
