Um „Hype, Hoffnung, High-Speed“ geht es bei den IoT Future Trends, zu denen eco am 5. Dezember einlädt. Inwiefern 5G wirklich das Internet der Dinge revolutioniert, welche Vorzüge die Technologie mit sich bringt und was für Hürden es noch zu beseitigen gilt, erklärt Horst Peiffer, Senior Projektleiter bei der umlaut AG, im Interview.
Herr Peiffer, revolutioniert 5G wirklich das Internet der Dinge?
Meiner Meinung nach wird der Begriff „Revolution“ bei 5G etwas inflationär benutzt. Angesichts der technischen und insbesondere kommerziellen Herausforderungen, die der 5G Netzausbau mit sich bringt, rechne ich eher mit einer jahrelangen Übergangsphase, bis 5G IoT durchgängig verfügbar sein wird.
Das muss gar kein Nachteil sein, weil so gut wie alle mir bekannten Use Case Szenarien auch mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien abgebildet werden können. 5G wird dann zukünftig diese Use Cases besser und effizienter unterstützen, als das heute verfügbare Technologien könnten.
Aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wer heute seine Ideen mit dem Hinweis auf fehlende 5G-Technologie nicht umsetzt, wahrscheinlich langfristig zu spät kommen wird.
Warum sind Unternehmen so interessiert an Campus-Netzwerken auf 5G-Basis?
Lassen Sie mich auch hier kurz darstellen, dass die Zuteilung regionaler Frequenzen, so der offizielle Name der Campus-Lizenzen, technologieneutral erfolgt. Auch beispielsweise LTE wäre als Technologie für die Campus-Netze zulässig und – wie oben erwähnt – für die allermeisten Szenarien geeignet.
In der Tat sind die Installationen, die heute als Leuchtturmprojekte bekannt sind, in der Regel auf LTE basierend beziehungsweise waren LTE-basiert, als sie in Betrieb genommen wurden. Der Wert eines eigenen Campus-Netzes liegt also weniger in der Technologie, mit dem dieses betrieben wird, als vielmehr in der Flexibilität, mit der maßgeschneidert auf die Anforderungen vor Ort eingegangen werden kann.
Dies gilt sowohl hinsichtlich der technischen Parameter wie Datendurchsatz und verzögerungsfreie Übertragung, als auch und insbesondere für die zeitnahe und bedarfsgerechte Umsetzung unternehmensspezifischer Anforderungen.
Diese Flexibilität werden öffentliche Netzbetreiber in der Regel für die Mehrzahl der unternehmerischen Anforderungen auf Dauer und im Detail nicht leisten können. Für Unternehmen liegt der Wert eines eigenen Campus-Netzes also in der Wahlfreiheit der Technologie und der Zeit, mit der sie flexibel auf ihre eigenen Herausforderungen reagieren können.
Die Wahl der Technologie ist dabei ein wichtiger, aber zumindest initial nicht entscheidender Schritt, solange die zukünftige Flexibilität gewahrt bleibt. Und an dieser Stelle sind LTE und 5G allen Konkurrenztechnologien überlegen, weil ihre langfristige Verfügbarkeit und Weiterentwicklung in offenen Standards durch das 3GPP Konsortium vorangetrieben und gesichert wird.
Welche Rolle spielt Massive Machine Type Communications?
Massive Machine Type Communications ist eines der drei Hauptcharakteristika von 5G. Das Schlagwort beschreibt die Tatsache, dass 5G-Systeme eine beinahe unbegrenzte Anzahl von angeschlossenen Geräten sicher anzubinden und zu verwalten in der Lage ist.
In Verbindung mit dem sogenannten Network Slicing ist das Netzwerk dabei zusätzlich in der Lage, miteinander in Konkurrenz stehende Anforderungen flexibel auf ein und derselben physischen Infrastruktur – eben dem 5G-Netz – abzubilden. Dies ist nicht nur ein 5G-Alleinstellungsmerkmal, sondern langfristig auch ein zwingende Voraussetzung für die Realisierung des Internets der Dinge.
Welche Hürden sehen Sie zurzeit bei der 5G-Realisierung?
Die technische Entwicklung ist auf einem sehr guten Weg und zu großen Teilen abgeschlossen. Aspekte wie das oben angesprochene Massive Machine Type Communications befinden sich noch in der Entwicklung, werden aber innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate marktreif werden.
Insgesamt sind die Herausforderungen bei 5G weniger technischer als viel mehr kommerzieller Natur. Der Aufbau der Netze wird sehr teuer werden und der Mittelabfluss durch die gezahlten hohen Lizenzgebühren war dabei nicht hilfreich. Die öffentlichen Netzbetreiber bestimmen mit ihrer Investitionsbereitschaft und -fähigkeit die weitere Entwicklung bei 5G entscheidend.
Zusätzlich wird auch die soziale Akzeptanz, Stichwort: mehr Antennen in der Nachbarschaft, den Fortschritt bei 5G sehr stark beeinflussen. Insofern ist es sicher richtig, in 5G eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen, deren Lösung entscheidenden Einfluss nicht nur auf Deutschland als Industriestandort haben wird, sondern auch auf die allgemeinen Lebensumstände in einer insgesamt alternden Gesellschaft.