eco audiomagazin beleuchtet den Wandel im Einzelhandel
Landläufig wird der Online-Handel für das Ladensterben verantwortlich gemacht. Doch so schlecht ist es um den stationären Handel nicht bestellt und der E-Commerce bietet, entsprechende Innovationsfreude vorausgesetzt, zusätzliche Potenziale. Davon sind fünf Fachleute überzeugt, die in der aktuellen Ausgabe des eco audiomagazins zu Wort kommen: Stephan Tromp (Handelsverband Deutschland – HDE e. V.), Dr. Kai Hudetz (IFH Köln), Moritz Hau (Zalando), Julian Dames (Foodora) sowie Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann (eco Kompetenzgruppe E-Commerce) zeichnen ein realistisches Bild über Online- und Offline-Handel.
E-Commerce bedeutet für den stationären Handel eine gewaltige Herausforderung. Aber trotzdem ist die Lage weit weniger bedrohlich als allgemein kolportiert. „Eigentlich steht es gut um den Handel, wir sehen seit einigen Jahren ein Umsatzwachstum“, bestätigt Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Deutschland – HDE e. V. Das Geschäftsmodell des Handels habe sich immer verändert, zurzeit verschmelzen die Online- und Offline-Welten miteinander. Aktuell betrage der Online-Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz rund 12 Prozent, bei Non-Food sogar 18 Prozent.
Erhöhte Markttransparenz aber geringeres Showrooming
„Die Online-Mechanismen haben die Markttransparenz erhöht“, erläutert Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der eco Kompetenzgruppe E-Commerce, eine wesentliche Veränderung. Das bestätigt auch Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln, der seit 2002 zwei gegenläufige Trends beobachtet: Während sich Kunden vermehrt vorab im Netz informieren und anschließend im Ladengeschäft kaufen, nimmt der umgekehrte Effekt, das so genannte Showrooming, ab. Dr. Hudetz wertet letzteres als ein Alarmzeichen: „Amazon und andere haben es geschafft, bei den Kunden so viel Vertrauen aufzubauen, dass sie bestellen ohne vorher gesehen oder anprobiert zu haben. Der stationäre Handel verliert dadurch Frequenz.“
Strategien für neuen Erfolg
Stephan Tromp hält eine Gesamtstrategie mit einheitlichen Prozessen, bei der nicht Offline- und Online-Geschäfte parallel ablaufen, für unverzichtbar. Diese beginnt mit entsprechender Netzpräsenz, denn bisher seien nur rund 40 Prozent der Händler überhaupt digital sichtbar. Speziell das mobile Internet spielt eine zunehmend wichtige Rolle. „Händler müssen auf dem Smartphone stattfinden“, mahnt Dr. Kai Hudetz. „Es gilt, das Smartphone als das Schweizer Messer der Neuzeit zu besetzen.“
Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann sieht den Einzelhandel bei extrem vertrauenskritischen Käufen – sein bevorzugtes Beispiel „Brautkleider“ – klar im Vorteil. Er verweist auf die wichtige kommunikative Rolle des Ladenpersonals und das Phänomen, dass Online-Händler inzwischen Flagshipstores und Showrooms nutzen, um personalgebundene Produktpräsentationen anzubieten.
Technologie auf dem Vormarsch
Der Einsatz moderner Technologien sei unverzichtbar. „WLAN ist für uns die Brücke, die der stationäre Händler für seine Kunden in das Internet schlagen kann,“ erklärt Stephan Tromp. Auch wenn zurzeit Unsicherheit herrscht, welche Technologien wie beispielsweise iBeacon sich durchsetzen werden, wirbt Dr. Kai Hudetz für mehr Innovationsfreude: „Technologie ist kein Selbstzweck, sondern eine weitere Möglichkeit, um Kunden besser bedienen zu können.“ Online-Händler wissen extrem viel über ihre Kunden, deshalb sei es auch für stationäre Händler immer wichtiger, Kundendaten zu sammeln und diese zu nutzen. Auf den Punkt gebracht plädiert er dafür, „E-Commerce als Chance zu sehen.“
Das eco audiomagazin mit dem Titel „Ladenlokale ade – ist der Online-Handel noch zu bändigen?“ ist online hörbar, kann kostenlos heruntergeladen werden oder ist bei gängigen Podcast-Portalen wie iTunes verfügbar. Die Episode steht außerdem unter einer CC BY-NC-ND 3.0 Lizenz und kann mit dem Soundcloud-Player leicht in Webseiten eingebettet werden.
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