07.03.2017

eco Kompetenzgruppe Blockchain: Nachbericht 1. Arbeitstreffen

Szenarien für den Einsatz der Blockchain

Frankfurt, 09. Februar 2017 – Die eco Kompetenzgruppe Blockchain traf sich zum ersten Arbeitstreffen nach der konstituierenden Sitzung: Über 40 Experten diskutierten einen Nachmittag lang im DE-CIX MeetingCenter im Frankfurter Osthafen neue Blockchain-Geschäftsmodelle und Rechtsfragen der Technologie.

Mehr als 40 Blockchain-Experten diskutierten am 9. Februar in Frankfurt a. M. über Anwendungsbereiche der Blockchain-Technologie und über Mehrwerte für unterschiedliche Branchen. Der eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. hatte die Mitglieder der Kompetenzgruppe (KG) Blockchain ins MeetingCenter der DE-CIX Management GmbH eingeladen. Dort begrüßte sie der Leiter der KG Stephan Zimprich, der einen kurzen Überblick über den Tagesablauf gab: Insbesondere konkrete Use-Cases und rechtliche Fragestellungen standen auf der Agenda.

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Zum Auftakt der Veranstaltung präsentierte Lars Steffen, Mitarbeiter Mitglieder Service im eco Verband eine Studie des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov. Das hatte untersucht, inwiefern die Blockchain bereits im Deutschen Mittelstand angekommen ist. 44 Prozent der befragten Mittelständler denken, die Blockchain setzt sich für bestimmte Anwendungsfälle und Branchen in der Breite durch. Neun Prozent der befragten Unternehmen planen konkret den Einsatz einer Blockchain im eigenen Unternehmen. „Von den Umfrage-Teilnehmern, die Blockchain bereits kennen, erwarten sogar 65 Prozent grundlegende Veränderungen der deutschen Wirtschaft“, sagt Stephan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe (KG) Blockchain im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Blockchains bei der Deutschen Börse

Den ersten Impulsvortrag des Tages hielt Dr. Stefan Teis, Senior Vice President Blockchain & Analytics der Deutschen Börse. Er ging der Frage nach, wohin sich die Finanzindustrie bewegt und wie die Deutsche Börse mithilfe der Blockchain-Technologie die notwendige Marktinfrastruktur zur Verfügung stellen kann. Nach seiner Erläuterung der Grundzüge der Blockchain, inklusive zahlreicher Anwendungsmöglichkeiten an der Börse, definierte er die Voraussetzungen für einen echten Service. Im Sinne einer Forward Security dürfen auch in Zukunft aktuelle Verschlüsselungen nicht zu knacken sein.

Anschließend beschrieb er konkrete Projekte: Durch die Integration der Blockchain-Technologie in die Post-Trade-Infrastruktur der Deutsche Börse Group möchte diese Effizienzsteigerungen erzielen und IT-Kosten reduzieren. Ein Blockchain-Prototyp Börse beschäftigt sich derzeit mit der risikolosen Übertragung von Geschäftsbankgeld. Teis sprach ebenso darüber, in welcher Form Geld auf einer Blockchain existieren kann und wie es sich in die reale Welt transferieren und absichern lässt.

Die Blockchain als Basis für Micropayments

Prof. Dr. Philipp Sander von der Frankfurt School of Finance & Management erläuterte anschließend konkrete Nutzungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie im Versicherungs- und Automotive-Bereich. Insbesondere Compliance-Anforderungen hilft die Blockchain zu erfüllen, ist sich Sander sicher. Denn entsprechende Regeln – etwa eine Transaktion betreffend – sind in einer Blockchain unveränderlich festgeschrieben.

Konkrete Use-Cases aus der Praxis präsentierte im zweiten Teil des Vortrags Henri de Jong, Head of Business Development der Quantoz N.V. Für ihn liegt die Stärke der Blockchain in einfachen Transaktionen. Entsprechende Lösungen lassen sich mit der Blockchain ohne große Investitionen in die IT-Infrastruktur schaffen. So ermöglicht seine Lösung Quasar Bezahlvorgänge zwischen Gegenständen und Dingen, die zugleich Compliance-Richtlinien erfüllen. Autos zahlen beispielsweise selbst das Parkhaus und die Waschanlage. Eine weitere Anwendung ist das Tracking von Flugzeugteilen mit der Blockchain als wirksamer Schutz gegen Produktfälschungen.

Zertifikate im Crew-Training verwalten

Über die „Blockchain in the airline industry“ sprach anschließend Carsten Breithaupt, Head of Domain Architecture der Deutschen Lufthansa AG. Er zeigte viele Einsatzmöglichkeiten der Technologie in der Aviation-Industrie allgemein und im eigenen Konzern. So sind mit unterschiedlichen Airlines Verträge über verschiedene Strecken möglich, Ersatzteile und Ressourcen lassen sich nachverfolgen. Auch das Tracking des Gepäcks oder von Pass- oder Reisedokumenten könnte mit einer Blockchain-Lösung als digitaler Prozess ohne zentrales System einfacher und günstiger möglich sein. Eine konkrete Lösung entwickelt Lufthansa zurzeit im Bereich Crew-Training zur Verwaltung der entsprechenden Zertifikate als Nachweise, welches Training stattgefunden hat.

„Is Code Law?“

Kann Programmcode wirklich rechtlich bindend sein? Hilft unser Zivilrecht noch weiter? Diese Fragen stellte Daniel Groß, Rechtsanwalt bei der DWF Germany Rechtsanwaltsgesellschaft mbH in seinem Vortrag „Is Code Law?“ Er zeigte, wie sich mit Smart Contracts Sicherheit schaffen lässt, der die Parteien nicht hinterherlaufen müssen, da Verträge maschinell durchgesetzt werden. Doch nur menschliches Handeln ist rechtlich bindend, oder nicht? Tatsächlich ist der Onlinehandel bereits von diesem Grundsatz abgewichen, hier spiegeln Computeralgorithmen den Willen des Programmierers. Im Sinne der Verbraucher sei es jedoch bald nötig, die rechtliche Bindung von Computercode besser zu definieren, sagt Groß. Die Teilnehmer nutzten im Anschluss an die Vorträge rege die Möglichkeit, Fragen zu stellen und über die Perspektiven der Blockchain-Technologie zu diskutieren.

Downloads

Lars Steffen:
Begrüßung, Termine und YouGov-Umfrage der Kompetenzgruppe

Prof. Dr. Philipp Sandner:
Compliance in business processes by design

Henri De Jong:
Blockchain, the internet of value exchange

Daniel Groß:
Is Code Law?

Weitere Informationen

eco Kompetenzgruppe Blockchain:Nachbericht 1. Arbeitstreffen