eco
13.05.2024

eco Trendbericht: An der Schwelle zur digitalen Revolution – wie KI, Quantencomputing und Co. unsere Welt verändern

Künstliche Intelligenz (KI) ist DER Technologietrend des Jahres 2024 – darin sind sich die IT-Entscheider:innen in Deutschland einig. Bereits zu Beginn des Jahres hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. ergeben, dass knapp drei Viertel der Befragten (73,6 Prozent) in KI den wichtigsten Treiber für die digitale Innovation sehen. Ihre Prognose scheint sich zu bewahrheiten: 51 Prozent aller deutschen Unternehmen nutzt die Technologie einer aktuellen eco Studie zufolge bereits jetzt in den unterschiedlichsten Bereichen – von der Textverarbeitung über die Datenanalyse bis hin zur Automatisierung von Prozessen.

Und das ist erst der Anfang. Klar ist, KI, Quantencomputing und weitere digitale technologische Innovationen werden unsere Welt in den kommenden zehn Jahren in allen Bereichen grundlegend verändern.

KI befördert Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt

Der vermehrte Einsatz von KI zeigt bereits jetzt Wirkung. Schon heute transformiert KI in seinen unterschiedlichen Ausprägungen (Generative KI, Maschinelles Lernen etc.) die Arbeitswelt. Allerdings konzentriert sich der mediale Diskurs vor allem noch auf die Befürchtung, dass durch den Einsatz von KI Arbeitsplätze reduziert werden, da die KI den Menschen ersetzen könnte. Die Tatsache, dass neue Tätigkeitsbereiche entstehen, mithilfe der Technologie dem Fachkräftemangel begegnet werden kann und durch die unterschiedlichsten Anwendungsszenarien von KI eine signifikant gesteigerte gesamtwirtschaftliche Produktivität entsteht, wird allzu oft noch eher nachrangig betrachtet.

Eher, als dass KI die menschliche Arbeit abschafft, wird die Technologie unsere Fähigkeiten ergänzen, uns bei eintönigen oder körperlich fordernden Tätigkeiten entlasten und unsere Wahrnehmung erweitern. Diese Einschätzung wird erstmalig auch von einer Mehrheit der Bevölkerung geteilt: Laut jüngster eco Umfrage sehen 52 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Umfrage mehr Chancen als Risiken beim Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt. Das sind gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Deutschland!

Diese Art unterstützender Einsatz von KI geschieht zum Beispiel in Kombination mit Augmented Reality. Im produzierenden Gewerbe kann die Einbindung virtueller Informationen dazu führen, dass jene, die eine Maschine bedienen, mithilfe von Entwurfsplänen oder Echtzeitdaten bessere und schnellere Entscheidungen treffen können. Machine-Learning-Algorithmen ermöglichen darüber hinaus, dass Abweichungen in der Produktion oder im späteren Betrieb bzw. Einsatz erkannt und Benachrichtigungen oder Empfehlungen generiert werden sowie neuartige Geschäftsmodelle entstehen können.

Ganz generell ist eine Paradigmenverschiebung in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu erwarten und es ist davon auszugehen, dass diese – anders als von einigen erwartet – durchaus angenehm sein wird. So zeigt auch eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2023, dass sich Fachkräfte bei der Arbeit mit „Kolleg:in Roboter“ wohl fühlen.

Sowohl Offenheit und Begeisterung für Neues als auch ein Bildungssystem, welches den neuartigen Anforderungen einer digitalen Welt gerecht wird, sind daher ausschlaggebend für einen attraktiven Wirtschaftsstandort Deutschland.

Leistungsfähige digitale Infrastruktur als Grundvoraussetzung für Entwicklung und Nutzung von KI

Befördert werden die Nutzung und Verbreitung von KI jedoch nicht nur durch ihre Anwendung in der Industrie. Auch in unserem Alltag setzen wir zunehmend auf virtuelle Assistenten, Empfehlungssysteme und in Zukunft auch auf autonomes Fahren. In der Forschung rund um Quantencomputing wird Künstliche Intelligenz genutzt, um die Hochleistungsrechner noch effizienter zu machen und auch auf der diesjährigen Hannovermesse stand zuletzt der Technologietrend des Jahres 2024 im Vordergrund.

Beziehen wir nun noch die Anwendungsfelder von Künstlicher Intelligenz in der Politik und insbesondere der Verwaltung mit in die Betrachtung ein, so kann man in Sachen Impact des Einsatzes von KI attestieren, dass wirklich alle Bürger:innen schlussendlich von dieser digitalen Transformation profitieren werden.

Die weitreichende Nutzung der Technologie setzt allerdings ein hoch performantes Netzwerk an digitalen Infrastrukturen voraus. Wir reden dabei über den Ausbau von Rechenzentren, Internetaustauschknoten, Glasfasernetzen sowie der flächendeckenden Verfügbarkeit von 5G- bzw. zukünftig auch 6G-Netzen.

Dass insbesondere das Training sowie auch die spätere Anwendung von KI-Modellen auf massive Rechen- und Speicherressourcen angewiesen sind, ist kein Geheimnis. Hierbei ist es oftmals essenziell, Nähe zwischen Infrastrukturanbietern und Unternehmen zu schaffen, um beispielsweise geringe Latenzzeiten sicherzustellen – auch außerhalb der gut versorgten Ballungszentren.

Nicht zuletzt den Rechenzentren kommt hier eine Schlüsselrolle beim Vorantreiben der digitalen Transformation zu. Denn sie werden nicht nur durch die zunehmende Anwendung von KI, Augmented Reality, Quantencomputing und Co. dringend benötigt, sondern sie tragen auch dazu bei, eine leistungsfähige, souveräne und auch nachhaltige Technologienutzung in Wirtschaft und Gesellschaft zu ermöglichen.

Soll heißen: Wir müssen in allen zukünftigen Entscheidungen auf Europa-, Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene das Spannungsfeld digitaler Leistungsfähigkeit, digitaler Souveränität und digitaler Nachhaltigkeit zum Wohle des Standorts austarieren, denn das Ökosystem digitaler Infrastrukturen ist das Rückgrat der digitalen Transformation und all seinen darauf aufbauenden Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten.

Digitale Transformation für mehr Nachhaltigkeit

Nicht nur KI selbst kann beispielsweise bei der Integration in intelligente Stromnetze (Smart Grids) oder durch die Optimierung von Produktions- und Logistikketten zu mehr Nachhaltigkeit führen, sondern auch die Infrastruktur, die die Technologie ermöglicht, kann ihren Beitrag dazu leisten.

So werden moderne Rechenzentren durch smarte Kühlungstechnologien, effiziente Hardware und ein umfassendes Energiemanagement schon heute immer nachhaltiger. Der Betrieb mit Ökostrom trägt zudem dazu bei, eine ressourcenschonende Digitalisierung zu fördern. Die Nutzung der Abwärme von Rechenzentren zum Beheizen von Wohn-, Büro- und Industriegebäuden spart zusätzlich CO2-Emissionen ein. Damit das Ganze kein Wunschtraum bleibt, braucht es jedoch den engen Dialog zwischen Politik und Internetwirtschaft. Wir müssen in allen politischen Entscheidungsprozessen eine Logik der Verzahnung zwischen regulatorischen Vorgaben und den in der Realität vorzufindenden Rahmenbedingungen erreichen.

Die eco Studie Digitale Transformation für mehr Nachhaltigkeit: Positive Effekte digitaler Technologien und Infrastrukturen auf die Klimabilanz von Wirtschaft und Gesellschaft zeigt den Mehrwert einer nachhaltigen Digitalisierung. Schon heute ist die Ökobilanz der Digitalisierung positiv. Dazu haben nicht zuletzt Rechenzentren beigetragen, deren CO2 Emissionen sich seit dem Jahr 2015 europaweit rückläufig entwickeln. Auch die Energieeffizienz ist eindrucksvoll gestiegen, so benötigen sie im Schnitt 12-mal weniger Energie pro Workload als noch 2010.

Mit dieser Grundlage ermöglicht die Branche wird nicht nur die flächendeckende Anwendung moderner Technologien, sondern trägt auch dazu bei, dass neue Geschäftsmodelle entstehen, sich gesellschaftliche Paradigmen wandeln und langfristig nachhaltige technologische Lösungen entstehen.

Digitalisierung braucht Fachkräfte

Damit das funktionieren kann, müssen wir den Menschen als Treiber der digitalen Transformation in den Mittelpunkt rücken. Um die Potenziale von Trendtechnologien wie KI zu entfalten – sowohl im Bereich B2C als auch beim Umdenken traditioneller Industrien im B2B-Bereich – brauchen wir vielseitig einsetzbare Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen.

Um auch hierzulande mehr Interesse an innovativen Technologien zu wecken, empfiehlt es sich also früh anzufangen. Digitale Kompetenzen müssen fester Bestandteil der schulischen Ausbildung werden, um alle Schüler:innen zu einem sicheren und kritischen Umgang mit digitalen Informationen zu befähigen. Ein Grundverständnis im Bereich des Programmierens, der Algorithmen und der Datenkompetenz ist heutzutage ebenso wichtig wie das Erlernen von Mathematik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen. Schlussendlich erlauben diese Skills uns nicht nur die Kommunikation mit dem „Kollegen Roboter“, sondern sie bereiten auch den Weg für die Gestaltung eines digital nachhaltigen und sicheren Datenökosystems, das unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft prägen wird.

Die Zukunft liegt in unseren Händen, denn wir stehen erst am Anfang einer digitalen Revolution, die Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung nachhaltig prägen wird. Gestalten wir unsere digitale Zukunft jetzt – es wird sich für uns alle lohnen!

Alexander Rabe