Blockchain gilt als die Zukunftstechnologie, wenn es um die Transparenz und Sicherheit von Daten geht. Ein Jahr nach dem medialen Hype gibt es hierzulande aber nur wenige Anwendungsfälle, beklagt Stephan Zimprich, Leiter der eco Kompetenzgruppe Blockchain. Im Interview erläutert er, warum die Technologie Plattformen ersetzen könnte.
Herr Zimprich, der mediale Hype ist inzwischen etwas abgeebbt. Wo kommt die Technologie inzwischen praktisch zum Einsatz?
Es gibt zahlreiche Einsatzgebiete, in welchen die Blockchain bereits eingesetzt wird – vom Finanzsektor über die öffentliche Verwaltung bis hin zum Betrieb von Ladestationen für Elektroautos. Allerdings hat das Ausland gegenüber Deutschland einen Vorsprung – hierzulande sind nur wenige Use Cases über den Pilotstatus hinaus.
Eine der Stärken der Blockchain ist es, Vertrauen herzustellen. Sehen Sie wirklich Plattformen als bisherige Intermediäre in Gefahr?
Es greift sicherlich zu kurz, wenn man nun die Plattformen abschreiben will. Schließlich hängt der Erfolg eines Geschäftsmodells auch von vielen anderen Faktoren ab, wie beispielsweise Kundenbindung, Marketing und Skalierungseffekten. Zwar kann die Blockchain-Technologie Plattformen ersetzen; allerdings wird dies sicherlich nicht in den kommenden ein oder zwei Jahren geschehen.
Welche Lösungen gibt es inzwischen für den hohen Energieverbrauch und enormen Speicherbedarf der Blockchain?
Diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen. Bei Private Blockchains oder Konsortial-Blockchains stellt sich das Problem nicht in der Form, da ein Grundvertrauen unter den Teilnehmern vorhanden ist beziehungsweise nicht benötigt wird.
Für Public Blockchains bleibt der Energieverbrauch aus meiner Sicht ein Problem, wenn man keine Kompromisse bei der Sicherheit eingehen will.
Halten Sie die Technologie hinter IOTA – auch dank der umfangreichen Industriekooperationen – für eine Konkurrenz oder gar Weiterentwicklung der Blockchain?
Was die Funktionalität betrifft, sind IOTA und Blockchain-Lösungen vergleichbar. IOTA basiert aber auf einem anderen technischen Prinzip, in dem Teile der Sicherheitsfunktionen zentral organisiert sind. Aus meiner Sicht geht es hier nicht um Konkurrenz – es gibt unterschiedliche technische Wege, um ein Ziel zu erfüllen, und es ist auch kein Selbstzweck, eine klassische Blockchain einzusetzen.
Aufgrund der Zentralisierung der Sicherheitsfunktion ist aber die Sicherheit sicherlich nicht ganz so hoch wie bei einer verteilten Datenbank.
Stephan Zimprich wird am 11. Dezember bei der eco Veranstaltung „Blockchain Masters 2018“ referieren.