10.11.2020

EU-Verschlüsselungsverbot: Terrorbekämpfung nicht auf Kosten der Sicherheit

Wenig Zeit haben sich die EU-Staaten gelassen, um nach dem Terroranschlag in Wien einen neuen Vorstoß für mehr digitale Überwachung zu starten. Der Verband der Internetwirtschaft blickt mit Sorge auf die Pläne der EU-Staaten zur Ausweitung der digitalen Überwachung.

Ein entsprechender Beschluss könnte bereits Anfang Dezember in der Videotagung der Innen- und Justizminister auf EU-Ebene verabschiedet werden. Anschließend müsste die EU-Kommission einen Entwurf für die Verordnung erstellen, der dann in Parlament und Rat behandelt wird. Erst danach könnte eine entsprechende Regelung in Kraft treten. Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal oder Threema, die alle die besonders sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten, könnten dann dazu verpflichtet werden, zusätzliche Generalschlüssel für Ermittlungsbehörden anzulegen und diese zu hinterlegen.

Für eco steht dieser tiefe Eingriff, der die IT-Sicherheit konterkariert und die bestehenden komplexen Softwaresysteme der Betreiber von Messenger-Diensten manipuliert, in keinem Verhältnis zum noch unbewiesenen Nutzen bei der Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung. Insbesondere da sich die Verbreitung eines derartigen Generalschlüssels nicht kontrollieren lässt, wäre die zwangsläufige Folge derartiger Einfallstore ein unkontrollierter Zugriff unzähliger Bedarfsträger und Geheimdienste aus dem In- und Ausland auf die Kommunikation der EU-Bürger.

Der Verband mahnt darum eindringlich: Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sei zwar wichtig, dürfe aber nicht auf Kosten der Sicherheit aller Nutzerinnen und Nutzer gehen. Vielmehr sollten sich die EU-Staaten in ihrer Terrorabwehrstrategie auf Schwachstellen konzentrieren, die auch vor wenigen Tagen in Wien wieder zutage traten wie beispielsweise die mangelhafte Kommunikation zwischen Behörden und Geheimdiensten der unterschiedlichen Mitgliedstaaten.

Sicherheit Schloß