Die neuen generischen Top-Level-Domains (gTLDs) bieten ein riesiges Reservoir von neuen Adressen. Welche Chancen bieten die neuen Endungen und wie werden sie aktuell im Markt angenommen? Über diese und weitere Fragen haben wir mit Alexander Schwertner, Geschäftsführer der EPAG Domainservices GmbH, gesprochen.
Herr Schwertner, eco bietet seit Kurzem die erste Online-Statistik für die neuen gTLDs. Warum sind diese aus Ihrer Sicht für Unternehmen überhaupt interessant?
Die neuen gTLDs bieten Unternehmen weitaus aussagekräftigere Namen als bislang und damit bessere Chancen, Märkte und Kunden gezielt online anzusprechen. Die neuen Domains stellen Bezüge zu Regionen, Branchen, Kundengruppen oder Angeboten her und erschliessen Unternehmen neue Möglichkeiten im Marketing und Online-Geschäft.
Wie beobachten Sie generell die Nachfrage nach den neuen gTLDs?
Die Branche steht bei der Vermarktung und Nutzung der neuen gTLDs immer noch am Anfang. Der Massenmarkt ist längst nicht erreicht, weder was die Registrierung neuer Domains angeht noch deren Akzeptanz unter den Nutzern. Die meisten Endungen mit großem Potenzial wie .web, .online oder .shop sind noch Monate vom Start entfernt. Wir haben eine langsame Entwicklung des Marktes von Anfang an erwartet und sind daher mit der gegenwärtigen Nachfrage nach neuen gTLDs in der Tucows-Gruppe vollauf zufrieden. Die ersten der neuen TLDs sind nun seit mehr als einem Jahr auf dem Markt, und die Verlängerungsquote der Domains bei unseren Kunden stimmt uns sehr optimistisch für eine nachhaltig positive Entwicklung.
Welches sind bei Ihren Kunden die drei beliebtesten gTLDs und worin sehen Sie den Grund dafür?
Die stärkste neue gTLD unter den OpenSRS-Resellern ist bislang .london. GeoTLDs sind allgemein sehr erfolgreich, und die guten Zahlen von.london werden durch ein starkes lokales Vermarktungskonzept und geringe Hürden bei der Registrierung begünstigt. Auch der Erfolg von .club, bei uns an zweiter Stelle, ist auf die Verbindung eines in vielen Sprachen aussagekräftigen Wortes und einer hervorragenden Vermarktung durch die Vergabestelle zurückzuführen. Die Registrierungszahlen von .xyz, bei uns derzeit an dritter Stelle, gehen sicher zurück auf agressive Niedrigpreisangebote der Vergabestelle. Hier sind wir gespannt, wie viele Kunden zum Zeitpunkt der Verlängerung bereit sein werden, den vollen Preis für eine .xyz-Domain zu zahlen.
Wie schätzen Sie die künftige Bedeutung von Geo-TLDs ein – wird der Otto-Normal-Surfer sich schnell an diese Adressen gewöhnen?
GeoTLDs sind für Internetnutzer intuitiv verständlich – bei elektroschmitz.koeln oder bestpizza.nyc ist eindeutig, dass es um ein bestimmtes Angebot in der entsprechenden Stadt geht. Gerade bei Unternehmen, deren Dienstleistung sich vor allem auf einen lokalen Kundenkreis bezieht, ist der Mehrwert einer GeoTLD offensichtlich. Das Beispiel von .cat, der lokalen TLD von Katalonien, zeigt schon seit einigen Jahren, dass dieses Konzept funktioniert – Domains unter .cat werden Barcelona gern und häufig in der Öffentlichkeit verwendet.