Die Verlagerung des Lebens und der Arbeit in die eigenen vier Wände wirkt sich auch spürbar auf die Netze aus. Die verstärkte Nutzung von Streaming-Angeboten, Online-Games und Videokonferenzen sowie die Arbeit im Homeoffice lassen den Datenverkehr auch am DE-CIX in Frankfurt ansteigen. So liegt der durchschnittliche Traffic am weltweit größten Internetaustauschkonten um knapp 10 Prozent höher als vor der Corona-Pandemie.
DE-CIX ist aber auch auf eine plötzliche Nachjustierung vorbereitet. „Wir nutzen unsere verfügbaren Kapazitäten nie über 63 Prozent aus. Wann immer wir an die 63 Prozent kommen, sei es durch ein neues Hoch oder dauerhaft, bauen wir entsprechend aus“, erklärt CTO Dr. Thomas King. „Wir sind im ständigen Austausch mit Kollegen aus anderen Ländern, unter anderem in Italien. Wenn wir nun davon ausgehen, dass wir drei bis vier Wochen hinter der Entwicklung in Italien sind, können wir ungefähr einschätzen, was auf uns zukommt.“
Temporäre Engpässe bei Unternehmensinfrastruktur
„Die ‚ruckelnden‘ Verbindungen, die Arbeitgeber nun möglicherweise im Homeoffice verstärkt wahrnehmen, rühren nicht daher, dass das Netz überlastet ist. Vielmehr liegt das Problem hier eher in den zu schwach dimensionierten Anschlüssen der Arbeitgeber“, betont Klaus Landefeld, eco Vorstand Infrastruktur und Netze. So hätten viele Unternehmen in der Vergangenheit versäumt, ihre Infrastruktur so aufzubauen, dass sie im Notfall skalierbar ist.
Die großen Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon und Apple haben ihre Videoqualität in Europa auf Wunsch der EU-Kommission und damit den anfallenden Traffic bereits reduziert, YouTube sogar weltweit. Zudem arbeiten Anbieter von Diensten wie ‚Teams‘ daran, kurzfristig weitere Serverkapazitäten in der Cloud bereitzustellen. „Im Grunde verhält es sich mit den Serverkapazitäten genauso, wie wir es aktuell mit anderen Ressourcen wie Toilettenpapier oder Nudeln beobachten: Eigentlich ist genug für alle da, aber wenn einzelne ohne Rücksicht alle Ressourcen aufkaufen, gibt es halt einen temporären Engpass“, sagt Landefeld.
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