09.09.2014

Interview mit Oliver Süme – new gTLDs im Fokus

Folge 3 mit dem Geschäftsführer der Hamburg-Top-Level-Domain GmbH aus Hamburg

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Lars Steffen: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Interviewreihe „new gTLDs im Fokus“. Heute begrüßen wir Oliver Süme von der HAMBURG Top-Level-Domain GmbH aus Hamburg. Hallo!


Oliver Süme: Hallo, Dankeschön.

Lars Steffen: Einmal ganz kurz in drei Sätzen: Wer ist .hamburg und was machen Sie?

Oliver Süme: .hamburg, beziehungsweise die Betreibergesellschaft dahinter, ist eine Registry, die für die Vergabe der Top-Level-Domain .hamburg und die darunter registrierbaren Internet-Adressen zuständig ist.

Lars Steffen: Steigen wir gleich ins Thema ein: Was macht aus der Sicht von .hamburg eine gute und erfolgreiche Top-Level-Domain aus?

Oliver Süme: Eine gute und erfolgreiche Top-Level-Domain braucht eine entsprechende Zielgruppe, die sich für diese Top-Level-Domain interessiert. Das sind in unserem Fall die Community, die Menschen, die Unternehmen und die Bürger der Metropole Hamburg. Damit ist bei uns die Zielgruppe klar abgegrenzt und ich denke, eine bessere Top-Level-Domain als .hamburg für die Menschen und Unternehmen in Hamburg kann es kaum geben.

Lars Steffen: Sind Sie der Meinung, dass bereits genug Kunden und Interessenten von den neuen gTLDs wissen?

Oliver Süme: Insgesamt könnte die Aufmerksamkeit für das Thema „neue Top-Level-Domains“ deutlich höher sein. Bezogen auf .hamburg, denke ich, dass wir in den letzten Wochen und Monaten einiges zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing getan haben. Das Thema ist langsam in aller Munde. Wünschenswert wäre es natürlich, dass sich diese Bekanntheit auch Top-Level-Domain-übergreifend auf dem gesamten Markt ähnlich entwickelt.

Lars Steffen: Sie haben es eben schon angesprochen. Sie führen Maßnahmen und Aktionen durch, um auf die neue Top-Level-Domain .hamburg hinzuweisen. Gibt es da ein charmantes Beispiel, was ein bisschen heraussticht?

Oliver Süme: Es gibt viele Beispiele! Ziel muss natürlich immer sein, dass der Bekanntheitsgrad und die Wahrnehmung innerhalb der Zielgruppe steigt. Wie schon gesagt, unsere Zielgruppe sind Unternehmen und Bürger der Metropolregion Hamburg. Wir haben hier unterschiedliche, sehr fruchtbare Kooperationen angefangen, zum Beispiel mit der Hamburger Sparkasse, die hier über 60.000 Businesskunden und über 500.000 Privatkunden hat. Das ist ein enormer Zielgruppen-Verstärker! Mit einem Unternehmen zu kooperieren, wie mit der lokalen Drogeriemarkt-Kette Budnikowski, das in der Region Hamburg 175 Märkte und ein eigenes Kundenmagazin mit Kundenbindungsprogramm hat, ist sehr fruchtbar und ich verspreche mir einiges davon.

Lars Steffen: Nicht nur auf .hamburg bezogen, sondern allgemein: Werden die neuen Top-Level-Domains ein Erfolg? Wenn ja, welche und warum?

Oliver Süme: Es werden garantiert nicht alle ein Erfolg werden. Es wird viele Misserfolge geben und es wird viele Geschäftsmodelle geben, die nicht funktionieren. Das zeigen die aktuellen Zahlen schon sehr schön. Einige sind sehr erfolgreich und haben viele Registrierungen, andere deutlich weniger. Welche am Ende überleben und welche nicht, das wird der Markt zeigen. Wie gesagt, ich glaube dort, wo einerseits eine wirklich klare Zielgruppe vorhanden ist und andererseits auch ein attraktiver Begriff und eine genaue Bezeichnung für diese Zielgruppe als Top-Level-Domain – dies verbunden mit einem gutem Marketing – da werden die Geschäftsmodelle erfolgreich sein.

Lars Steffen: Welche Auswirkungen werden die neuen TLDs auf TLDs haben, die bereits auf dem Markt etabliert sind?

Oliver Süme: Ich denke schon, dass sich der Markt insgesamt etwas verschieben wird und die Schmerzgrenze derjenigen, die die Domains nutzen, irgendwann erreicht ist. Kunden werden nur ein bestimmtes Portfolio an Internetadressen für sich nutzen wollen. Außerdem ist das irgendwann auch eine Kosten- und Sinnfrage. Das heißt auf der einen Seite sicherlich, dass sich die Registrierungen zu Lasten derjenigen, die schon bestehen, verschieben werden und die neuen etwas an Marktanteilen gewinnen werden. Insgesamt werden wir aber irgendwann eine Sättigung erreicht haben, jedenfalls bei denen, die schon Domains nutzen. Auf der anderen Seite haben wir natürlich dort keine Sättigung, wo es nach wie vor Millionen von Menschen und Unternehmen gibt, die noch gar keine Domain nutzen und keine entsprechende Internetadresse für sich in Anspruch nehmen.

Lars Steffen: Sie haben schon einige erfolgreiche Business Cases angesprochen, die im Zusammenhang mit der neuen gTLD .hamburg stehen. Worin sehen Sie beispielsweise für den privaten Anwender zu Hause die Vorteile, sich eine neue gTLD wie .hamburg zu registrieren?

Oliver Süme: Ich glaube, dass für den Privatnutzer viel mehr die Möglichkeit attraktiv ist, sich unter einer jeweiligen Domain eine eigene E-Mail-Adresse und Accounts einzurichten und diese zu verwalten, als die Möglichkeit, eine Website zu betreiben.

Das mag für eine bestimmte Zielgruppe sicherlich auch von großem Interesse sein, aber ich glaube, viel attraktiver ist es für Privatpersonen – jedenfalls bei einer Community-Top-Level-Domain – zukünftig seine E-Mail-Adressen selbst konfigurieren zu können. Damit habe ich die Daten und die Sicherheit dieser Daten selbst in der Hand und ich kann kurze und griffige E-Mail-Accounts nutzen, die gleichzeitig sehr prominent in der jeweiligen Heimatregion sind und auf meinen Heimatort hinweisen. Dann sind E-Mail-Adressen mit Vorname@Nachname.hamburg in diversen Kombinationen möglich. Ich glaube, das wird ein entscheidender Aspekt für die Registrierung im Privatbereich sein.

Lars Steffen: Machen wir einen kleinen technischen Schwenker! Haben Sie Probleme im Bereich Universal Acceptance und wenn ja, gehen sie diese Probleme aktiv an?

Oliver Süme: Es gibt diese Probleme und die kann man nicht totschweigen. Aber ich glaube es wird besser. Insbesondere wenn sich die neuen Top-Level-Domains tatsächlich im Markt verbreiten, weil das sicherlich auch eine gewisse Eigendynamik annimmt.

Wir gehen das Thema an, jedoch nicht direkt mit Aufklärungsmaßnahmen am Markt, sondern im Verhältnis zu unseren ICANN-Aktivitäten zum Beispiel. Aber auch im Austausch mit anderen Betreibern, ist uns das wichtige Thema natürlich bewusst. Wir sind auf einem guten Weg, denke ich.

Lars Steffen: Die wichtigste und schwierigste Frage kommt natürlich zum Schluss: Mit wie vielen neu registrierten Domains rechnen sie in ca. einem Jahr für .hamburg?

Oliver Süme: Mit ganz vielen! Nein, wir haben natürlich ein Business Case, wie wahrscheinlich alle anderen Betreiber auch. Wir haben lange den Markt sondiert und analysiert. Außerdem haben wir zu bereits bestehenden Top-Level-Domains Vergleiche gezogen, wie beispielsweise .berlin, die noch am ehesten mit uns zu vergleichen ist. Konkrete Zahlen möchte ich gar nicht nennen aber wir haben natürlich Vorstellungen und wenn wir gestartet sind, kann ich bestimmt mehr dazu sagen.

Lars Steffen: Vielen herzlichen Dank, Oliver Süme von .hamburg aus Hamburg!

Oliver Süme: Vielen Dank!

Lars Steffen: Auf Wiedersehen!

Oliver Süme: Tschüss!