Christian J. Pereira ist Geschäftsführer/Chief Operating Officer bei grandcentrix (a Vodafone company) und managt dort die Bereiche Sales und Projekte. Christian Pereira gehört zu den Pionieren im Bereich Cloud und IoT und teilt seit vielen Jahren Praxiserfahrungen in Fachartikeln und Vorträgen. Christian Pereira ist zu Gast bei den IoT Business Trends am 14. Juni bei Microsoft in Köln. Zur kostenlosen Anmeldung
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Hersteller und Anwendungsindustrie im Bereich IoT-Konnektivität?
Christian J. Pereira: Wenn Hersteller oder Anwender digitale Geschäftsmodelle entwickeln, also „aus Daten Gold machen“ wollen, wird schnell deutlich, dass Vollständigkeit und Verlässlichkeit der Daten notwendige Bedingungen sind. Niemand sollte sein Geschäft auf etwas aufbauen, was nur vielleicht funktioniert. Die Produkteigenschaft „Datenanbindung“ muss also robust, das heißt ohne besondere Installationsroutinen und möglichst in jeder Umgebung, zur Verfügung stehen. Diese Voraussetzung erfüllen gängige Verfahren zur Geräteanbindung, wie Kopplung über WiFi, BLE oder Nutzung des unlizenzierten ISM-Bands (Industry, Science, Medical) nicht. Die Herausforderung ist also eine robuste, kostengünstige Plug-and-Play-Alternative für die Geräteanbindung und ein verlässlicher, bi-direktionaler Datenaustausch.
Welche Vorteile bieten Narrowband-IoT-Lösungen und wo sind diese als Gamechanger im IoT-Bereich bereits im Einsatz?
Pereira: Der Mobilfunkstandard NB-IoT ist die erfolgversprechende Antwort auf die oben beschriebenen Herausforderungen. Mit geringen Kosten für Funkmodule und die Datenübertragung sowie überzeugenden Merkmale wie hohe Gebäudedurchdringung und geringer Stromverbrauch ist NB-IoT ideal für die unterschiedlichsten IoT-Anwendungsszenarien geeignet. Der Dienst wird flächendeckend und sogar auch global von unterschiedlichen Mobilfunkanbietern angeboten, so dass Smarte Produkte mit NB-IoT auch international vermarktbar sind.
Wir sehen heute NB-IoT in ganz unterschiedlichen Anwendungsszenarien. Dazu gehören Smart-City-Sensorik, Trackinglösungen, aber auch spezielle Anwendungsfälle wie Pflegebetten, Dachdichtigkeitsüberwachung oder innovative Lösungen zur Beleuchtungssteuerung. Neben den nativen Produkterweiterungen, also ab Werk fest verbauten Kommunikationsfunktionen, sehen wir auch eine Vielzahl von Retrofit-Anwendungen, wie Gateways zur Anbindung von Industriemaschinen oder auch Energiezählern. Mit diesen IoT-Gateways lassen sich somit Daten von Geräten erfassen und übertragen, die ursprünglich gar nicht IoT-fähig gewesen sind. Damit lassen sich diese Produkte länger, funktionaler und effizienter nutzen, was einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert.
Ein Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die Potenziale des Übertragungsstandards ein und welche Trends zeichnen sich ab?
Pereira: Ich erwarte, dass wir in Europa schnell den Rückstand gegenüber China wettmachen werden. Hier wurde schon im letzten Jahr die magische Grenze von 1 Mrd. über NB-IoT vernetzter Geräte durchbrochen. Smart-City-Applikationen wie Energiezähler oder Rauchmelder mit NB-IoT gehören dort zum Standard. In China ist das also bereits ein nicht mehr wegzudenkender Massendienst. Aufgrund der Vielzahl von NB-IoT Projekten, die wir derzeit durchführen, dazu gehören auch Produkte, die wir für die Vodafone entwickeln, erwarte ich in den nächsten 18 Monaten eine sehr vielfältige und breite Verfügbarkeit von unterschiedlichen NB-IoT Produkten. Dabei entstehen sehr tief integrierte, spezifische IoT-Produkte aber auch Standardprodukte für Tracking, Metering oder Anbindung von Industriemaschinen, die im Retrofit schnell nutzbringend ausgerollt werden können. Auf dieser Basis wir sich dann der Markt wie beschrieben entwickeln.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Interview.