Mit dem neuen Ressort „Digitale Geschäftsmodelle“ wird eco künftig noch themenübergreifender arbeiten, um sich gerade entwickelnde Wertschöpfungsverfahren mit den dafür benötigten Infrastrukturen zu verbinden. Im Interview erklärt Andreas Weiss, Leiter Digitale Geschäftsmodelle, wie er sich die Ausgestaltung seiner Position und die vor dem Verband liegenden Aufgaben sieht.
Herr Weiss, Sie haben eine neue Funktion beim eco Verband, worum geht es?
Neben den Aufgaben beim Fachverband EuroCloud Deutschland_eco e. V., den ich seit acht Jahren als Direktor leite, verantworte ich seit dem Beginn des Jahres den Bereich „Digitale Geschäftsmodelle“.
Eines meiner wichtigsten Ziele ist, die im eco Verband schon vorhandenen Kompetenzen stärker miteinander zu vernetzen und dadurch Synergien zu schaffen. So können wir das Wissen und die Kontakte verschiedener Experten und Branchen zusammenbringen. Das bietet zahllose Möglichkeiten zur Kooperation und Anbahnung neuer Projekte. Darüber hinaus werden wir aber auch konkrete Geschäftsmodelle entwickeln und dazu neue Kompetenzbereiche aufbauen, mit einem besonderen Fokus auf die internationalen Perspektiven zum Beispiel beim europäischen digitalen Binnenmarkt.
Was verstehen Sie unter dem Begriff „Digitale Geschäftsmodelle“?
Ich ziehe hier zur Erklärung gern die Begriffe der Old und New Economy heran. Etablierte analoge Geschäftsmodelle wurden durch Online-Systeme über das Internet erweitert und neu aufgelegt. So entstand zum Beispiel der Online-Handel als alternative Vertriebsform zum stationären Handel. Auch heute werden beide Formen parallel angeboten. Amazon strebt beispielsweise zusätzlich in den stationären Handel, während alle großen Marken und auch immer mehr Einzelhändler mit Online-Shops im Netz präsent sind.
Heute ist der Einfluss der Digitalisierung auf etablierte Geschäftsmodelle sogar noch viel weitreichender als wir es uns damals vorstellen konnten. Es entstehen völlig neue Ökosysteme von miteinander vernetzten Plattformen. Verschiedene Funktionsbereiche wie IoT, Big Data, KI, Blockchain werden miteinander verknüpft und ermöglichen in der Kombination völlig neue Wertschöpfungsansätze. Diese Entwicklung hat erhebliche Auswirkungen auf unsere privaten und öffentlichen Lebensbereiche und auf die Arbeitswelt, sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich.
Welchen Beitrag kann eco dazu leisten?
In erster Linie geht es darum, die neu entstehenden Wertschöpfungsverfahren und die damit notwendigen Infrastrukturanforderungen zusammenzubringen. Als eco Verband vertreten wir die relevanten Anbieter für alle Leistungen, die für ein gutes und stabiles Internet notwendig sind. Zusammen mit der Kompetenz unserer Mitglieder und Partner verstehen wir uns als Vordenker und werden das Internet und seine Rahmenbedingungen auch in den nächsten Jahren gestalten.
2017 haben wir in unseren Studien zu Smart City, Smart Home und Industrial IoT die zukünftige Marktentwicklung am Standort Deutschland analysiert. Die ökonomischen Potenziale sind immens, allerdings hängt eine positive Entwicklung ganz entschieden von einer gelungenen Kooperation verschiedener Anbieter ab. Hier müssen wir genauer hinschauen, interdisziplinäre Konzepte entwickeln und Kooperationen stärken.
Diese Entwicklungen werden aber nur möglich, wenn wir sie auf eine stabile Basis bauen und zwar nicht nur in regulatorischer Hinsicht, sondern genauso was die technische Infrastruktur angeht. Deshalb dürfen wir auch die grundlegenden Anforderungen an Datenschutz, Systemsicherheit, regulatorische Rahmenbedingungen und Breitbandausbau und Ausbildung nicht aus dem Blick verlieren.
Auch die öffentliche Verwaltung in Bund und Ländern ist Anbieter und Nutzer von Cloud-Technologien und muss sich als Vorreiter verstehen und Cloud-Technologien vermehrt einsetzen und verbreiten. Dazu gehört auch, passende Förderprogramme auf Bundes- und EU-Ebene zu aktivieren. Cloud-Technologien sind Bestandteil digitaler Infrastrukturen und müssen in diesem Kontext betrachtet werden.
Wie kann das konkret gestaltet werden und was wird Ihre Aufgabe sein?
Der eco Verband ist, dank des Hauptgeschäftsführers Harald Summa und dessen Teams, seit über 20 Jahren in allen relevanten Bereichen zur Gestaltung des Internets aktiv. Er ist für die Vernetzung von Internetdiensten über den DE-CIX international an 13 Standorten von Indien bis in die Vereinigten Staaten präsent. Gerade hier am DE-CIX lässt sich eine Entwicklung ablesen – vom reinen Peering hin zu einem gestuften Servicemodell mit bedarfsgerechter Bereitstellung von Diensten, wie zum Beispiel DirectCLOUD.
Darüber hinaus ist der Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern in Deutschland und auch in Brüssel enorm wichtig für unsere gesamte Branche. Mit Alexander Rabe, der bisher in Berlin die politische Verbandsarbeit geleitet hat und nun zum weiteren eco Geschäftsführer ernannt wurde, werden wir uns noch besser vernetzen und effizienter aufstellen. Gerade für Deutschland hängt sehr viel davon ab, wie sich die Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle entwickeln und ob notwendige Investitionen in Infrastruktur und Bildung getätigt werden. Verglichen mit anderen Ländern könnten wir da noch mehr tun, zum Beispiel auch was den Stand der Digitalisierung im öffentlichen Sektor betrifft.
Mit der neuen „Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland“, die wir zusammen mit unseren Mitgliedern aufbauen, werden wir die Relevanz der Infrastrukturdienste und die dringend notwendigen Maßnahmen für den Standort Deutschland anstoßen, damit digitale Geschäftsmodelle reibungslos funktionieren.
Wir haben also viel vor uns, aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit den neu geschaffenen Strukturen beim eco Verband sehr viel für unsere Mitglieder und die digitale Wirtschaft erreichen werden.
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