11.11.2020

Legal Tech: Wie verändert KI das Rechtswesen?

Unter dem Begriff Legal Tech entstehen Plattformen und Anwendungen, die auf der Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) Anwälte und Richter unterstützen. Wie wird sich das Rechtswesen durch die Digitalisierung verändern? Darüber sprachen wir mit Prof. Dr. Alexander Löser, Leiter Forschungszentrum Data Science der Beuth-Hochschule für Technik Berlin. 

Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz heute und in Zukunft auf das Rechtswesen?

Ich erwarte die Unterstützung und Ergänzung von Spezialisten, insbesondere in Routine-Tätigkeiten, durch die Maschine als Mentor. Das umfasst Aufgaben des maschinellen Lesens und von Dokumenten und das Vorschlagen von bisher unbekannten oder von leicht übersehbaren Zusammenhängen.

Welche neuen Geschäftsmodelle entstehen?

Das Thema Zeitersparnis durch Maschinen bietet sich natürlich immer an. Ansonsten ist das ein klassisches B2B-Thema, wir haben hier eher kleinere Märkte und hohe Spezialisierung. Daher werden sich Geschäftsmodelle sehr wahrscheinlich eher um Innovations- als um Transaktionsplattformen drehen. Dazu muss aber der Content der Verlage und gegebenenfalls auch der Fälle aus der Rechtsprechung für Unternehmer in dem Bereich verfügbar werden. Das ist noch ein schwieriges Thema. 

Welche ethischen Diskussionspunkte erwarten Sie?

Rechtsprechung ist eine hoheitliche Aufgabe und muss durch Menschen und nicht durch den Roboter ausgeführt werden. Die Probleme mit Bias und Überangepasstheit im maschinellen Lernen werden in den Daten des Rechtswesens auch stark vorhanden sein. Es kann also immer nur um eine vorsichtig unterstützende Assistenzfunktion gehen. Ansätze der automatisierten Rechtsprechung finde ich persönlich sehr gruselig.

Herr Prof. Löser, vielen Dank für das Interview!

Anmeldung zum Webinar am 19. November, 10:30 Uhr „Einsatz von KI im Rechtswesen am Beispiel von Legal Tech“

Legal Tech: Wie verändert KI das Rechtswesen?
Foto: Felix Noak ©