18.01.2021

Lucia Falkenberg im Interview: „Die schöne neue Welt der Arbeit“

Ein großer Teil unserer Arbeitsroutinen findet seit Beginn der Corona-Pandemie im digitalen Raum statt – mobiles Arbeiten, Home-Schooling und Videokonferenzen sind nun das neue Normal. Lucia Falkenberg, Chief People Officer bei eco, beschreibt im Kapitel „Die schöne neue Welt der Arbeit“ aus dem Buch Digitale Heimat wie die digitale Transformation unseren Arbeitsalltag weiter verändern wird und warum wir nun auch unser Verständnis von Arbeit daran anpassen müssen.

 

Frau Falkenberg, wie sieht die digitalisierte schöne neue Welt der Arbeit aus?

In der schönen neuen Welt werden Arbeitsprozesse und Formen der Zusammenarbeit neu gedacht – statt bunten Obstkörben brauchen wir Freiraum für echte New Work Konzepte und eine offene, partizipative Unternehmenskultur. Hierarchische Strukturen, Abteilungssilos und Herrschaftswissen verlieren hier an Bedeutung, zugunsten von Transparenz und Kooperation. Es geht weniger um neue Technologien als um die Frage, wie Arbeit mit technischem Handwerkszeug neu gedacht und verteilt werden kann. Arbeit fällt nicht weg, sondern verändert sich. Lebenslanges Lernen wird zur Grundvoraussetzung für künftige berufliche Erfolge und eine breite Teilhabe an der Arbeitswelt.

 

Warum brauchen wir dringend mehr digitale Bildungsangebote?

Die breite Qualifizierung deutscher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die digitale Arbeitswelt ist eine Voraussetzung für die Zukunft unserer Wirtschaft. Während der Corona-Pandemie hat sich auch der Blick auf die Vorzüge digitaler Bildung verändert. Millionen Berufstätige nutzen nun die Möglichkeiten, vorhandenes Wissen über digitale Kanäle auszubauen und sich in Webinaren, Video-Tutorials und Online-Schulungen weiterzubilden. Lernen ist längst auch zeit- und ortsunabhängig möglich und passt sich somit deutlich besser den individuellen Bedürfnissen der Lernenden an.

Digitalkompetenz muss fächerübergreifend in Schulen und in allen Stufen des Bildungssystems ausgebaut werden. Schwerpunkte dabei sind technische Kompetenzen, aber auch der reflektierte Umgang mit Medien und das Lernen mit und über digitale Tools. Ein stärkeres Augenmerk sollte dabei auf der Förderung des weiblichen Nachwuchses liegen.

 

Welche Vorteile bringt die Digitalisierung?

Sie bringt große Chancen für eine flexiblere, effizientere und diverse Arbeitswelt. Wir können vermehrt auch Bewerbergruppen integrieren, die bislang durch außerberufliche Verpflichtungen wie Care-Aufgaben, kulturelle Unterschiede oder aufgrund körperlicher Einschränkungen schlechtere Voraussetzungen am Arbeitsmarkt hatten. So profitieren besonders gut ausgebildete weibliche Arbeitnehmerinnen von den Vorzügen der digitalen Arbeitswelt. Die Zahl der berufstätigen Frauen steigt zwar kontinuierlich an, aber in der Internetwirtschaft haben wir dennoch geringe Frauenanteile und Nachholbedarf. Dabei kann es sich gerade unsere Branche nicht mehr leisten, auf qualifizierte Kolleginnen zu verzichten. Unterschiedliche Studien belegen, dass diverse Teams erfolgreicher arbeiten. Geschlechtergerechtigkeit ist somit gleichzeitig eine Frage der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verantwortung.

 

Welchen Einfluss hat das auf die Unternehmenskultur und was hat es mit Digital Leadership auf sich?

Werte wie Transparenz, Offenheit und Kooperation prägen die Zusammenarbeit in erfolgreichen Digitalunternehmen. Die gewünschte Identifikation mit den gemeinsamen Unternehmenszielen entsteht mit der Übertragung von Verantwortung und einer transparenten Feedback-Kultur statt mit Kontrolle. Damit einher geht ein neues Verständnis von Führung. Es ist bestimmt von klarer und wertschätzender Kommunikation und der Fähigkeit, Mitarbeitern Orientierung zu geben und den Rahmen für bestmögliche Leistungen zu schaffen.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Falkenberg!

Das gesamte Kapitel ist im Buch Digitale Heimat von Wolfram P. Brandes erschienen. Darin können Sie auch weitere interessante Beiträge von Harald A. Summa und Prof. Norbert Pohlmann lesen.

Im gleichnamigen Webinar Digitale Heimat“ am 4. Februar ab 10 Uhr diskutiert Lucia Falkenberg mit den Autoren die verschiedenen Aspekte der Digitalisierung, wie beispielsweise künstliche Intelligenz, digitale Ethik und Cybersicherheit.

Lucia Falkenberg