Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal das Gefühl hatte, ein Jahr sei langsam vergangen. Womöglich kenne ich das gar nicht. Dass ich ungeduldig war, weil gewisse Ereignisse nicht schnell genug eintraten? Das gab es – Stichwort „Kind sein, das auf Weihnachten wartet“ – gewiss. Aber ein langes Jahr? Das muss vor Beginn meiner Zeit bei eco gewesen sein, also weit im letzten Jahrtausend.
Wahrscheinlich bringt das die Arbeit in einem Verein mit sich, der die Dinge vorantreibt wie eco das tut. Wenn viel los ist, fliegen die Jahre nur so vorbei. 2022 bildet da keine Ausnahme. Was haben wir in diesem Jahr nicht alles zusammen auf die Beine gestellt!
Hier ein unvollständiger Auszug einiger Highlights:
- Gleich zum Auftakt sprach eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme beim ersten eco netTALK 2022 mit Bundesdigitalminister Volker Wissing über Chancen, Ziele und Herausforderungen beim flächendeckenden Ausbau digitaler Infrastrukturen und dem Glasfaserausbau: „Ohne Infrastrukturen kann Digitalisierung nicht gelingen“, sagte Wissing. Recht hat er.
- Unser dotmagazine, der E-Mail-Newsletter mit zugehörigem Online-Magazin feiert den fünften Geburtstag und erreicht aktuell mehr als 1.100 internationale Abonnenten und 75.000 jährliche Webseiten-Besucher. Glückwunsch an Lars Steffen, Director eco International und Projektmanager Domains sowie das Redaktionsteam Judith Ellis, Eilín Geraghty, Cáit Kinsella und Ladan Raeisian!
- IT-Sicherheit bleibt eine Herausforderung: „In Anbetracht einer wachsenden Bedrohungslage und Verwundbarkeiten durch mehr Mitarbeiter im Home-Office, schützen sich viele Unternehmen nicht ausreichend vor Cyberangriffen“, kommentiert Oliver Dehning, Leiter der Kompetenzgruppe Sicherheit im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. unsere Umfrage zum Thema.
- Mit Autowerkstatt 4.0 haben wir ein Projekt gestartet, das die Digitalisierung insbesondere in KMUs in der Automobilbranche vorantreibt: Werkstätten, Messsystemanbieter und KI-Startups werden dabei zu einem Innovations- und Wertschöpfungsnetzwerk verknüpft.
- Unsere Beschwerdestelle verzeichnete 50 Prozent mehr Rechtsverstöße im Netz: „So traurig wie erschütternd diese Zuwächse vor allem bei Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger sind, zeigen sie auch, dass unsere Gesellschaft immer wachsamer wird und sich klar gegen illegale Inhalte stellt“, sagt Beschwerdestellenleiterin Alexandra Koch-Skiba. „Die Kernbotschaft unserer Beschwerdestelle ist bei den Menschen angekommen: Jede und Jeder kann illegale Internetinhalte melden und damit aktiv zu deren Löschung sowie Strafverfolgung beitragen.“
- Unser Branchenmonitor erfasste einen Aufwärtstrend für unsere Branche – trotz Krieg gegen die Ukraine und drohender Rezession. „Sichere digitale Infrastruktur ist gerade in der aktuellen Krisensituation unerlässlich“, so Prof. Dr. Norbert Pohlmann, eco Vorstand IT Sicherheit. Es sei daher nicht überraschend, dass die Nutzungsparameter weiter im Aufwärtstrend seien.
- Die eco://awards fanden zum 20. Mal statt und demonstrierten erneut die visionäre und innovative Kraft unserer Branche – mit einem Preis bedacht wurden fünf Lösungen sowie Kim Dressendörfer von IBM, die als für ihre Leistung und ihren Vorbildcharakter als „Lady in Tech“ honoriert wurde.
- Unser Podcast Das Ohr am Netz hat mit Sidonie Krug und Sven Oswald ein neues Moderationsduo und behandelt ein vielfältiges Themenspektrum, in dem das Gründen eines Tech-Unternehmens ebenso Platz findet wie Nachhaltigkeitspotenziale digitaler Technologien oder der Schutz von Unternehmen vor Cyber-Attacken.
- „#JOINTHESOLUTION: Wir sind Teil der Lösung – die Internetwirtschaft“ ist das Motto, unter dem wir die positiven Seiten der Digitalisierung herausstellen, sei es beim Klimawandel, dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, der Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit oder der frühzeitigen Identifikation schwerwiegender Krankheiten wie beispielsweise Krebs.
- Die Internet Security Days, die wir gemeinsam mit heise Academy 2022 bereits zum 12. Mal veranstalteten, nutzten 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an zwei Tagen im Phantasialand Brühl. Das Thema IT-Sicherheit war im Herbst 2022 brandaktuell, der Ukraine-Konflikt und wirtschaftlich motivierte Attacken mit Erpressungstrojanern (Ransomware) bedrohten kleine und große Unternehmen sowie Behörden in einem nie gekannten Maße.
- Im Bereich Politik und Recht bot das Jahr 2022 reichlich Gelegenheit, aktuelle Trends aus sachkundig einzuordnen, zu kommentieren und bei Bedarf auch produktive Vorschläge einzubringen. So wies Oliver Süme darauf hin, dass EuGH-Entscheidung zu Uploadfiltern (Art. 17 der Urheberrecht-Richtlinie (EU/2019/790) ist mit dem Unionsrecht vereinbar) ein „schlechtes Signal für Meinungsfreiheit im Netz“ sei. Das EuGH-Urteil zur Vorratsdatenspeicherung (deutsche Regelung nicht mit Unionsrecht vereinbar) kommentierte er: „Damit die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland endgültig gekippt wird, muss jetzt die Bundesregierung ihre Hausaufgaben machen: Neben der noch ausstehenden Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts brauchen wir dringend ein Gesetz zur Aufhebung der jetzigen Vorschriften.“ Zum Trans-Atlantic Data Privacy Framework sagte er: „Wir begrüßen sehr, dass heute in Washington eine Lösung für die rechtssichere Übertragung personenbezogener Daten aus der EU in die USA präsentiert wurde, die auch versucht den Anforderungen der Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs Rechnung zu tragen.“
- Klaus Landefeld, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, begrüßte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das in Bayern durchgeführte Online-Durchsuchungen als teils rechtswidrig erklärte: „eco sieht insbesondere die Bundesregierung sowie andere Landesregierungen nun gefordert, die bestehenden sowie geplanten Regelungen auf Bundes- und Landeseben kritisch zu prüfen und mit den aktuellen verfassungsrechtlichen Anforderungen in Einklang zu bringen. Wir begrüßen, dass zumindest das BMJV dies bereits in Aussicht gestellt hat.“
- Alexander Rabe, Geschäftsführer, zog nach vier Jahren DSGVO eine kritische Bilanz: „Stand jetzt variiert dessen Interpretation nicht nur bei einer Vielzahl der EU-Mitgliedsstaaten – selbst innerhalb Deutschlands bestehen Zweifel über die Einheitlichkeit der Sichtweisen der Landesdatenschutzbeauftragten. Das ist für Niemanden ein verlässliches Signal: Diese Unsicherheit, die letztendlich uns alle betrifft – vom Konzern und KMU‘s bis zum Start-Up, genauso wie Schulen, Verwaltung und letztlich jeden Internetuser – muss die Politik schnellstmöglich beseitigen.“
- Am Digitalgipfel der Bundesregierung wiesen wir darauf hin, dass starke Datenökonomie Rechtssicherheit und souveräne digitale Infrastrukturen braucht: Nur so können wir langfristig eine eine starke Datenökonomie am Standort Deutschland aufzubauen. „Ein gut funktionierendes Ökosystem aus Hardware, also digitalen Infrastrukturen wie Rechenzentren und Edge Computing, Software-Schlüsseltechnologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, sowie die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Forschung schafft die Basis für eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und innovative Datenökonomie“, sagte Oliver Süme.
- Genau dieses Ziel verfolgen wir nachdrücklich mit der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen. Dazu gehören wettbewerbsfähige Marktbedingungen, vor allem im Bereich Energie. „Rechenzentren sind das Fundament für die digitale Transformation und ein wichtiger Bestandteil des digitalen Ökosystems. Sowohl Wirtschaft als auch öffentlicher Verwaltung dürfte es nicht egal sein, wo ihre Daten künftig zuhause sind“, sagte Volker Ludwig, Co-Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen.
- Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland, sieht Rechenzentren in der Verantwortung: „Das Ziel, Rechenzentren in Europa bis 2030 klimaneutral zu gestalten, ist für unsere Allianz der richtige Ansatz und damit unsere Verantwortung für die Zukunft.“ In Städten wie Frankfurt könnte die Branche zudem durch die Nutzung von Abwärme einen aktiven Beitrag zur Reduzierung des Energiebedarfs leisten. Durch konsequente Abwärmenutzung von Rechenzentren könnten bis 2030 rein rechnerisch sämtliche Wohn- und Büroräume in Frankfurt am Main CO2 neutral geheizt werden. Um das Potenzial auszuschöpfen, sind vor allem politische Akteure gefragt, die entsprechende Rahmenbedingungen schaffen können. Worauf es dabei ankommt, zeigt die Allianz in einem Positionspapier.
- Bei Gaia-X starteten Anfang des Jahres die Implementierungsphase der Gaia-X Federation Services (GXFS) begonnen und konkrete Aufträge vergeben. T-Systems International, DAASI International, BigchainDB, Fraunhofer AISEC, ecsec und XLAB haben im Februar damit begonnen, die technischen Spezifikationen umzusetzen. Ab Juni wurden durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Gaia-X-Projekte Sovereign Cloud Stack (SCS) und Gaia-X Federation Services (GXFS) in gemeinsam auf offener Infrastruktur erprobt. Im November wurde die Qualitätssicherungsphase zur Prüfung des entwickelten Open-Source-Software Codes eingeleitet.
- In großen Schritten geht es unterdessen bei DE-CIX voran. Mit Ivo Ivanov haben wir einen neuen Vorstandsvorsitzenden der DE-CIX Group AG gefunden. Mein Wechsel in den Aufsichtsrat kommt zu einem guten Zeitpunkt. DE-CIX befindet sich in einer bisher beispiellosen Wachstumsphase. Ich freue mich darauf, in Zukunft meine Erfahrung innerhalb meiner neuen Aufsichtsratstätigkeit einzubringen und die DE-CIX Erfolgsgeschichte weiter mitzuschreiben. Ich möchte mich bei allen Wegbegleitern, Partnern und vor allem dem kompletten Team für die außerordentlich erfolgreiche Entwicklung des DE-CIX in den letzten Jahrzehnten bedanken. Wer hätte vor über 25 Jahren gedacht, dass DE-CIX zu einem der Treiber der Digitalisierung werden könnte? Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Darauf bin ich besonders stolz.
Ich wünsche allen, die 2022 wieder mit Leidenschaft und Sachverstand dabei mitgeholfen haben, unseren Verband, unsere Branche und unser digitales Leben ein Stück besser zu machen, einen großartigen Jahreswechsel – und freue mich auf ein neues Jahr mit euch.
Ich bin mir sicher, auch nächstes Jahr wird uns nicht langweilig werden!