ICANN setzt Arbeit nach IANA-Transition fort
Mit genau 2.086 Teilnehmern hat vergangene Woche das ICANN58 Meeting in Kopenhagen stattgefunden. Rund sechs Monate ist es nun her, dass die IANA-Transition vollzogen wurde. Damit kehrt ICANN zwar noch nicht ganz zum „business as usual“ zurück, aber doch gab es auf der Agenda wieder mehr Raum für andere Themen.
Datenschutz
Ein an mehreren Stellen diskutiertes Thema war die Frage, wie der Datenschutz in Zukunft gehandhabt wird. Schließlich tritt ab dem 25. Mai 2018 in 28 EU-Mitgliedsländern die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) in Kraft. Die Neuregelungen verlangen erheblichen Änderungsbedarf bei Domainanbietern, und zwar nicht nur für europäische Unternehmen, sondern auch für Anbieter, die gegenüber Kunden in Europa ihre Leistungen erbringen möchten.
Gemeinsam mit der geoTLD.group arbeitet der eco Verband bereits aktiv mit ICANN an einer gemeinsamen Lösung, wie die Vorgaben der Internetverwaltung zum WHOIS, aber auch zu flankierenden Themen wie Vorratsdatenspeicherung und Data Escrow, rechtzeitig mit der EU-DSGVO in Einklang gebracht werden können. Wer sich dieser Initiative anschließen möchte, kann sich gerne beim eco Names & Number Forum melden (numbers@eco.de).
IANA Transition und Folgefragen
Mit der IANA-Transition waren ICANN und die Community auch in Kopenhagen noch weiterhin beschäftigt. Zum einen arbeiten die verschiedenen Teile der ICANN Community daran, wie sie ihre neue Rolle im Rahmen der so genannten Empowered Community ausfüllen werden, welche die neu geschaffenen „Community Powers“ ausüben kann.
Zum anderen Tagte die „Cross Community Working Group on Enhancing ICANN Accountability“ mit Thomas Rickert als Co-Chair einen kompletten Tag, um die Arbeit an den Accountability-Themen voranzutreiben, die nicht vor der IANA Stewardship Transition erledigt werden konnten. Es sind dies etwa ICANNs Transparenz, Menschenrechte, die Rolle des Ombudsmanns, bestimmte Fragen der Jurisdiktion etc.
Schließlich fand ein Panel unter Beteiligung von Thomas Rickert statt, mit dem das nun einzuberufende Accountability & Transparency Review Team (ATRT 3) im Kontext der laufenden Arbeiten im Work Stream 2 agieren soll.
Neue Top-Level Domains
Mehr Raum erhielt auch wieder die Frage, wann mit der nächsten Runde für weitere neue Top-Level Domains zu rechnen sei. ICANN-Chair Stephen Crocker hielt sich im ersten Public Forum mit konkreten Zeitangaben zurück: „It isn’t a hundred percent clear exactly what needs to be done, so it’s a little bit worse than here’s the list and we will do that and we are on our way“.
Trotzdem ist allen bewusst, dass der Handlungsbedarf wächst. Parallel arbeitete die Cross-Community Working Group on new gTLD Auction Proceeds“ weiter an einem Vorschlag, was mit den Erlösen aus der Versteigerung von nTLDs geschehen soll. Konkrete Empfehlungen über die Mittelverwendung wird die Arbeitsgruppe jedoch nicht geben.
Universal Acceptance
Als einen der größten Erfolge nannte Crocker allerdings die Einführung von internationalisierten Domain-Namen (IDNs). Allein aus symbolischen Gründen sei dies ein wichtiger Schritt, um zu zeigen, dass ICANN der gesamten Welt dienen wolle. Dass für IDNs, nTLDs und internationalisierte E-Mail-Adressen (EAI) noch Wege geebnet werden müssen, zeigt die Universal Acceptance Steering Group (UASG) in ihrem Workshop am Sonntag und dem Public Forum am Mittwoch.
Neben weiteren Studien und Informationsmaterial plant die Arbeitsgruppe einen night.TALK auf dem WHD.global zum Thema Universal Acceptance sowie einen EAI-Workshop im April, zu dem Microsoft die UASG nach Redmond einlädt. Bei allen Aktivitäten wird eco von Lars Steffen vertreten.
ISP & Connectivity Providers Constituency
Die ISP and Connectivity Providers (ISPCP) Constituency beschäftigte sich in Kopenhagen ebenfalls mit den Fragen Universal Acceptance und wie zukünftig neue Top-Level-Domains eingeführt werden sollten. Das Meeting brachte aber auch einen Wechsel an der Spitze mit sich. Der langjährige ISPCP-Chair Tony Holmes übergab die Führung an Wolf-Ulrich Knoben, der als Berater für den DE-CIX tätig ist. Die Constituency sprach Holmes ihren Dank für ein Engagement aus.
Governmental Advisory Committee
Für erhöhte Aufmerksamkeit sorgte der ICANN-Regierungsbeirat (Governmental Advisory Committee) mit seinem Kommuniqué. Das GAC äußerte Kritik am Beschluss des ICANN-Board vom Ende 2016. So sollen nTLD Registries zukünftig nicht mehr verpflichtet sein, die Nutzung von Country Codes auf dem Second Level – wie zum Beispiel de.online oder uk.xyz – mit den jeweiligen Regierungen abzustimmen oder zurückzuhalten.
Vertreter mehrerer Länder äußerten die Befürchtung vielleicht gezwungen zu werden, künftig dafür bezahlen zu müssen, um diese Adressen zu sichern. Das GAC fühlte sich daher vom ICANN-Board nicht gehört. Das Board signalisierte erneut Gesprächsbereitschaft, verwies aber darauf, dass den Ländern diese Adressen nicht automatisch zugesprochen werden können.
Ausblick & Deutscher Abend
Der gemeinsam von DENIC und eco ausgerichtete Deutsche Abend war wie immer ein Networking-Kick-Off für viele Teilnehmer des ICANN58 in Kopenhagen. Das Tårnet im Turm des dänischen Parlamentsgebäudes war der ideale Ort für einen Abend voll guter Gespräche zwischen den Mitgliedern von eco und DENIC mit der internationalen ICANN Community.
Das nächste ICANN Meeting findet vom 26. bis zum 29. Juni 2017 in Johannesburg statt. Südafrika ist damit schon zum dritten Mal nach ICANN21 in Kapstadt und ICANN47 in Durban offizieller Ausrichter eines ICANN-Meetings. Als Policy Forum wird dieses Meeting kürzer sein. Veranstaltungsort ist das Sandton Convention Centre. Die Meeting-Website und die Registrierung sind ab sofort freigeschaltet.