Mit 1919 registrierten Teilnehmern fand vom 10. bis zum 15. März das ICANN61 Community Forum in San Juan in Puerto Rico statt. Selbstverständlich umfasste die Agenda des ersten Meetings in 2018 eine breite Palette von Themen, wie beispielsweise die Diskussion um geographische Namen und die Kürzungen im ICANN-Budget. Dominiert wurde das Meeting allerdings von der Diskussion um die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) und wie genau sie in der Domain-Industrie Anwendung finden soll.
Playbook, Cookbook & Co.
Die EU-DSGVO tritt ab Ende Mai 2018 ebenfalls für Unternehmen in Kraft, die ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union haben, aber auch personenbezogene Daten von EU-Bürgern verarbeiten. Damit sind neben der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) selbst, insbesondere Registries, Registrare und Reseller von der EU-DSGVO betroffen.
Das eco Names & Numbers Forum hatte die Zeit seit den letzten ICANN Meeting in Abu Dhabi genutzt, um mit dem „GDPR Domain Industry Playbook“ ein umfangreiches und in der Branche inzwischen viel beachtetes Datenmodell vorzustellen. Die Positionen zur EU-DSGVO decken in der ICANN Community noch immer ein breites Spektrum an Meinungen und Interpretationen ab. Insbesondere die Frage, ob und in welchem Umfang es zukünftig noch ein Public WHOIS gibt, wird intensiv und kontrovers diskutiert.
David Redl, NTIA Administrator, unterstrich in seiner Rede während der Eröffnungszeremonie des Meetings, dass für die US-Regierung der Erhalt der WHOIS-Dienste in heutiger Form Priorität genieße, und die Behörde es nicht akzeptieren wird, falls zukünftig WHOIS-Dienste den Strafverfolgungsbehörden nicht mehr zur Verfügung stünden. Auch die Vertreter der Intellectual Property Constituency (IPC) sehen ihre Interessen gefährdet, falls es zu Beschränkungen beim Zugriff auf WHOIS-Dienste kommen wird.
Was sich wiederum in den Diskussionen zu EU-DSGVO während des gesamten Meetings zeigte: Es gibt eine Vielzahl berechtigter Anliegen, für die ein Zugriff auf WHOIS-Daten gewährt werden sollte. Jedoch mangelte es meist an juristisch validen Begründungen, wie man diese Zugriffe im Rahmen der EU-DSGVO rechtfertigen kann.
Das von ICANN zum Meeting in Puerto Rico vorgelegte „GDPR-Cookbook“ bzw. „Calzone-Model“ wurde seitens der Community als ein großer Schritt in die richtige Richtung gelobt. Trotzdem wurden sowohl vom Governmental Advisory Committee (GAC) und auch anderen Stakeholder-Gruppen noch vorhandene Lücken im Modell angemahnt.
Das eco Names & Numbers Forum ist im stetigen Austausch mit den Registries und Registraren und erarbeitet derzeit mit diesen eine Stellungnahme zum Vorschlag von ICANN, um die Diskussion konstruktiv voranzutreiben.
Universal Acceptance
Die Universal Acceptance Steering Group (UASG) traf sich bereits am Samstag zum ganztägigen Workshop zur Diskussion und Planung der zukünftigen Aktivitäten.
Am Sonntag gaben Don Hollander und Lars Steffen eine Präsentation vor dem GAC, um mit den Regierungsvertreten in den Dialog zu treten, wie die UASG mit den CIOs aus den Regierungen der vertretenen Länder über die Umsetzung von Universal Acceptance in Software und Systemen diskutieren kann. Am Nachmittag gab die UASG ihr Update an die Community und war darüber hinaus am Montag beim Tech Day im ccNSO sowie beim DNA Breakfast vertreten.
Die UASG wird weitere Dokumentationen zum Thema E-Mail Address Internationalization (EAI) erstellen, um gezielt Email Service Provider anzusprechen. Auch sollen am Markt verfügbare E-Mail Software und E-Mail-Dienstleister evaluiert werden, um ein Statusbild zu erhalten, wie weit Universal Acceptance in diesen Märkten bereits implementiert wurde. Um mit diesen Zielgruppen besser in den Dialog treten zu können, ist für das erste Quartal 2019 ein „EAI Day“ geplant.
Der bereits angekündigte Report zu Linkification auf gängigen Social Media Plattformen wird im zweiten Quartal 2018 veröffentlicht werden. Im Zuge dessen hat die UASG ihre eigenen Aktivitäten erweitert und betreibt nun eigene Account bei Facebook, Twitter, YouTube und LinkedIn, um den im Rahmen der Steering Group erarbeiteten Content besser verbreiten zu können.
Mit Ashish Modi, Elaine Pruis und Dusan Stojicevic wurden die ersten Vertreter den neu ins Leben gerufenen UA Ambassadors Programs ernannt, die die UASG bei ihren Aktivitäten unterstützen werden. Die UASG plant auch mit Communities wie beispielsweise M3AAWG noch enger zusammenzuarbeiten.
ISPCP unterstützt ICANN bei KSK Rollover
Die Verschiebung des Root Zone Key Signing Key (KSK) Rollover, der eigentlich am 11. Oktober 2017 stattfinden sollte, wurde auch in San Juan erneut diskutiert. Der Rollover ist üblicherweise ein automatisierter, von ICANN veranlasster Vorgang, mit dem ein neues Paar kryptografischer Schlüssel erstellt und der öffentliche Schlüssel an die DNSSEC Validierungs-Resolver verteilt wird. Die zuvor durchgeführte Validierung der betroffenen Resolver hatte allerdings ergeben, dass eine Vielzahl von Internet Service Providern (ISPs) jedoch technisch nicht ausreichend vorbereitet war. Die ISPCP wird ICANN bei der entsprechend notwendigen Kommunikation unter den ISPs unterstützen. Darüber hinaus gab Thomas Rickert der ISPCP ein Update zur Diskussion um die EU-DSGVO und der CCWG Accountability, Lars Steffen berichtete über die Ergebnisse des UASG Workshops.
Nächste Bewerbungsrunde für neue gTLDs
Die Eröffnung der nächsten Runde zur Bewerbungen für neue gTLDs ist für das erste Quartal 2021 geplant. Das Bewerberhandbuch soll bis zum ersten Quartal 2020 zur Kommentierung fertiggestellt werden.
Denic & eco luden zum Deutscher Abend
Für das Networking war der Deutsche Abend einer der Höhepunkte des ICANN-Meetings in Puerto Rico, zu dem DENIC und eco stets gemeinsam einladen. Dort fanden die Mitglieder von eco und DENIC sowie die deutsche ICANN-Community den geeigneten Rahmen für intensive Gespräche.
eco Names & Numbers Steering Committee
In Puerto Rico fand das zweite Face-2-Face Meeting des eco Names & Numbers Steering Committee statt und beschlossen unter anderem das weitere Vorgehen von eco bei der Weiterentwicklung des GDPR Domain Industry Playbooks. In dem Gremium sind 16 Vertreter aus allen Bereichen der Domain-Industrie vertreten. Dazu gehören etwa Vertreter von Country-Code Top-Level Domains (ccTLDs), herkömmlichen und neuen Generic Top-Level Domains (legacy bzw. new gTLDs), außerdem Registrare, technische Service Provider sowie Consultants und Sekundärmarktbetreiber.
Das nächste ICANN Meeting findet vom 23. bis zum 28. Juni 2018 in Panama statt. Die Meeting-Website und die Registrierung sind ab sofort freigeschaltet.
Wo war eco für seine Mitglieder aktiv?
Thomas Rickert
- leitete die CCWG Accountability WS2 Session
- leitete das eco Names & Numbers Steering Committee meeting
- nahm an der GNSO Working Session teil
- war Panelist bei beiden Cross-Community Sessions: GDPR & WHOIS Compliance Models
- gab eine GDPR Präsentation beim Middle East Space
- gab eine GDPR und CCWG Accountability Präsentation beim GNSO: ISPCP Meeting
- beteiligte sich an der GAC Discussion: GDPR & WHOIS Compliance Models
- präsentierte bei der CCWP on ICANN & Human Rights
- sprach beim GNSO Council und Joint CPH & CSG Meeting zu GDPR
- sprach bei der Session ICANN GDD: Registry & Registrar GDPR Compliance Model
Lars Steffen
- leitete die Community Outreach Session beim ICANN GDD: UASG workshop
- gab eine Universal Acceptance Präsentation beim Joint Meeting: GAC & UASG
- protokollierte das eco Names & Numbers Steering Committee meeting
- gab ein Comms update beim ICANN GDD: UASG Update
- gab eine UASG Präsentation beim GNSO: ISPCP Meeting
- beteiligte sich für die UASG am ccNSO Tech Day
- vertrat eco beim closed DNA Member Breakfast Meeting