Rund 100 Experten diskutierten in Köln Wege in die Blockchain-Gesellschaft und nannten Perspektiven für die Ablösung von Plattform-Monopolen mittels Blockchain.
„Der Blockchain-Hype ist zum Glück vorbei, wir können zugleich ein ungebrochenes Vertrauen in Entwicklungen auf Basis der Blockchain beobachten“, sagt Stephan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe Blockchain im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. in seiner Eröffnungsrede der Blockchain Masters in Köln. Zu dieser Veranstaltung waren am 11. Dezember im Alten Pfandhaus rund 100 Blockchain-Experten zusammen gekommen. „Standardisierungen ermöglichen es, immer mehr Geschäftsprozesse über die Blockchain abzubilden“, sagte Zimprich. Die Technologie werde mehr und mehr zum selbstverständlichen Bestandteil des digitalen Instrumentariums für die Umsetzung konkreter Projekte.
Blockchain in immer mehr Anwendungsbereichen
Der Tag begann mit Blockchain-Grundlagenwissen, das Prof. Wolfgang Prinz, stellv. Institutsleiter am Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin vermittelte. Beim Blockchain-Breakfast für Early Birds erläuterte er zentrale Begriffe. Andrei Martchouk von der KI decentralised GmbH stellte die Frage, in welcher Breite die Blockchain tatsächlich kommen wird. Zentraler Treiber der Entwicklung sei Asset Tokenization. Die ermögliche es, Gegenstände oder andere reale Werte in der Blockchain abzubilden und zu übertragen.
Mittels TED-Abstimmung hatten die anwesenden Experten Gelegenheit, auch die eigene Einschätzung zur Diskussion beizutragen. „Blockchain-Lösungen finden langfristig Platz in einigen besonders dafür geeigneten Anwendungsbereichen“, dieser Aussage beispielsweise stimmten 42 Prozent der in Köln anwesenden Blockchain-Experten zu. 41 Prozent stützten die Aussage: „Blockchain-Lösungen dehnen sich langfristig in immer weitere Anwendungsbereiche aus.“
Start-ups präsentierten Geschäftsideen
Die Experten diskutierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion auch über die langfristigen Perspektiven der Blockchain für die klassischen Plattform-Geschäfte. „Plattformen als Peer-Netzwerke (C2C, B2B, B2B2C) werden ohne Blockchain-Technologie über kurz oder lang nicht auskommen“, sagte Stefan Riedel, Vice President Insurance Europe der IBM Deutschland GmbH. Grundsätzlich könnten alle Plattformen, die eine Intermediärsfunktion erfüllen, durch Blockchain-Technologie ersetzt werden. „Blockchain vereinfacht, verschlankt aktuelle Prozesse, ermöglicht sichere Automatisierung und die Verknüpfung der realen Welt mit den sogenannten Digital Twins“, sagte Riedel.
Nach dem Lunch, der Raum zum Networking ließ, hatten die Teilnehmer parallel zum Vortragsprogramm die Chance, neue Geschäftsideen auf Basis der Blockchain-Technologie kennen zu lernen. Zahlreiche Start-ups präsentierten ihre Konzepte – ob für den sicheren Verkauf gebrauchter Software, um den letzten Willen verbindlich festzuhalten oder um Energie Blockchain-gestützt in einem verteilten Netzwerk deutschlandweit zu teilen.
Kann die Blockchain Plattform-Monopole ersetzen?
„Wie sicher ist eigentlich die Blockchain?“ Diese Frage stellte Prof. Norbert Pohlmann, Sicherheitsexperte und Vorstand des eco Verbands am Nachmittag. „Die Blockchain ist nicht per se sicher, kann aber sicher und vertrauenswürdig umgesetzt werden, wenn alle Aspekte berücksichtigt werden“, fasst er seinen Vortrag zusammen.
Eine weitere Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit ausgewählten Anwendungs-Szenarien der Blockchain. Ideen aus dem Bereich Identitätsmanagement und eGovernment präsentierte Dieter Rehfeld von der regio iT, Gesellschaft für Informationstechnologie mbH, Aachen. Die Blockchain könne öffentliche Register effektiver gestalten und es erleichtern, einen Ausweis zu beantragen. Auch öffentliche Prozesse rund um das Führen eines KFZ oder die Gründung eines Unternehmens ließen sich verbessern.
Dr. Sebastian Schmittner, Senior Specialist New Technologies am EECC, European EPC Competence Center GmbH sagte: „Das Blockchain-unterstützte Web 3.0 hat das Potential, Plattform-Monopole durch effizientere Systeme zu ersetzen. Während die Würfel für die Monopolbildung im Web 2.0 im Wesentlichen gefallen sind, besteht im Web 3.0 wieder die Hoffnung auf neue Modelle für firmenübergreifende Plattformen und Lösungen für einen transparenteren und effizienteren Markt.“ Zum Abschluss des Tages ganz im Zeichen der Blockchain nutzten die rund 100 Anwesenden die Chance, bei Fingerfood und Drinks die Erkenntnisse des Tages zu diskutieren.