Medikamente immer pünktlich einnehmen, bequemer mit dem Auto reisen und defekte Maschinen schneller reparieren: Sprachassistenten und künstliche Intelligenz (KI) machen es möglich. Die smarten Speaker lesen uns gewissermaßen jeden Wunsch von den Lippen ab oder treten in den Dialog. Ein Dialog, der auch bei den diesjährigen IoT Business Trends (2. Juli) im Zentrum stand.
Mehr als 60 Gäste waren der Einladung des eco – Verbands der Internetwirtschaft e.V. gefolgt, um sich im Düsseldorfer Wirtschaftsclub über das Internet der Stimme und die Möglichkeiten von Alexa, Google Assistant und Co. zu informieren. Denn: „Sprachsteuerung ist ein riesiger Wachstumsmarkt“, sagte Andreas Kwiatkowski vom KI Bundesverband e.V.: „Die Adoptionsrate von digitalen Assistenten liegt aktuell weit über der von Smartphones.“ Warum das so ist? „Sprachsteuerung ist ein Werkzeug ohne Erklärungsbedarf“, sagte Dr. Andreas S. Rath, CEO und CTO der ONDEWO GmbH. „Sie ermöglicht uns Menschen, mit einem komplexen System so einfach zu interagieren wie mit einem Bekannten in einem lockeren Gespräch.“
Wo digitale Assistenten ihre Vorteile ausspielen, zeigte Thomas Horster-Möller, Vorstand der VIVAI Software AG: „Die Geräte unterstützen alte Menschen im Alltag, erinnern sie ans Trinken und helfen sogar in Notsituationen.“ Sind smarte Pflaster, Sturzsensoren, Infrarot-Kameras und intelligente Speaker in der Wohnung über das Internet of Things vernetzt, ermöglicht das ein sicheres, selbstbestimmtes und langes Leben in den eigenen vier Wänden zu Hause. Das entlastet Pflegekassen und Angehörige.
Auto der Zukunft gehorcht nicht nur aufs Wort
Auch an anderer Stelle macht es der Fortschritt dem Menschen einfacher: „Automobilhersteller bringen Sprachassistenten in ihre Fahrzeuge“, sagte Dr. Nils Lenke von Nuance Communications Deutschland GmbH. Als Senior Director Innovation Management Automotiv treibt er die Integration von Sprach- und Gestensteuerung im PKW voran. Lenke: „Das Auto der Zukunft gehorcht nicht nur aufs Wort, sondern folgt unseren Blicken.“ Werden Menüs in die Windschutzscheibe eingeblendet, lassen sich Funktionen über die Augen steuern.
Wie die digitalen Helfer den Weg von der Straße in Fabriken, Betriebe und Büros finden, zeigte Andreas Weiss, Leiter Digitale Geschäftsmodelle beim eco Verband auf. Im Projekt Service-Meister entwickeln er und sein Team ein KI-basiertes Serviceökosystem für die Industrie 4.0. Welchen Nutzen bietet das? Weiss: „Egal ob Elektromotoren, Weißware oder Industrieanlagen, Service-Meister schließt die Fachkräftelücke, indem es etwa Diagnosedaten, Handbücher und Informationen über Ersatzteile zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitstellt.“ Techniker sollen sich so von smarten Werkzeugen unterstützen lassen – egal ob Augmented Reality-Brillen, Apps oder Chatbots.
Jeder vierte Deutsche nutzt Sprachassistenten
Eine aktuelle und repräsentative Umfrage des eco Verbands unter 5.000 Menschen in Deutschland zeigt: Jeder Vierte nutzt Sprachassistenten (27,3 Prozent); und das sogar mehrmals täglich (5,7 Prozent). Informationen im Netz recherchieren (32,4 Prozent), im Auto navigieren (16,9 Prozent) und Musik hören (16,7 Prozent) sind die beliebtesten Anwendungen. Was da noch gegen die digitalen Helfer spricht, sind Sorgen um den Datenmissbrauch – fast jeder zweite Befragte hat entsprechende Befürchtungen (41,9 Prozent). „Wenn es den Anbietern gelingt, mit nachweislich hohen Sicherheitsstandards die Bedenken der Menschen auszuräumen, dann werden auf der Basis digitaler Sprachassistenten auch zahlreiche neue Services für Unternehmen entstehen“, sagte Dr. Bettina Horster, Leiterin der Kompetenzgruppe IoT im eco Verband und Vorstand VIVAI Software AG. „Digitale Sprachassistenten werden die Zusammenarbeit im Unternehmen, jedoch auch mit Kunden und Partnern nachhaltig verbessern.“
KI braucht menschliche Erfahrung
Bildung ist nicht nur für Marion Hörsken der Schlüssel – die Geschäftsführerin der IHK Düsseldorf machte auf die Bedeutung von Qualifizierung und Sensibilisierung für die Digitalisierung aufmerksam – sondern auch für De Kai. Als Professor und Dozent lehrt und forscht der KI-Experte in Hong Kong und Berkeley (USA). „Unser Verhalten beeinflusst, wie sich eine KI entwickelt“, sagte De Kai. „Zu einem nachhaltigen und lebenswerten Planeten gehört daher auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit Technologien und Werkzeugen, wie sie uns die KI-Ära ermöglichen wird.“ Wie menschlich die KI von morgen wird, hängt laut De Kai davon ab, wie menschlich wir sie heute schon erziehen.
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