22.04.2022

Nachhaltige Mobilität als Schlüssel für die Mobilitätswende

Bei der Sitzung der Kompetenzgruppe Mobility zum Thema „Nachhaltige Mobilität: Innovative Lösungen, neue Geschäftsmodelle, smarte Projekte“ ist der eco mit verschiedenen Expert:innen aus dem Mobilitätssektor in die Diskussion rund um nachhaltige Mobilitätslösungen eingestiegen. Dabei entstand ein deutliches Bild, was tatsächlich notwendig ist, um die Mobilität nachhaltiger zu gestalten und mit verstärktem Einsatz von Digitalisierung die Verkehrswende zu realisieren.

Wir stehen vor einer Mobilitätswende, die wir auch dringend brauchen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Verbesserte Verkehrsflüsse sparen bis 2030 bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen im städtischen Pkw-Verkehr, zeigte erst kürzlich eine eco Studie. Innovative Geschäftsmodelle, neue Konzepte zur intermodalen Mobilität und neue Technologien gestalten den Weg dorthin. Die Verknüpfung von Verkehrsmittel und Internet beschleunigt die Entwicklung immer neuer nachhaltiger Mobilitätskonzepte.

Durch die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen und der Zugriff auf Verkehrs- und Kundendaten lassen zusätzlich neue Geschäftsansätze entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Hinzu kommt eine Veränderung im Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen, das sich nicht zuletzt in den letzten zwei Jahren gezeigt hat. Neben innovativen Ansätzen im Individualverkehr, ist eine der Voraussetzungen für diese Mobilitätswende unter anderem auch leicht buch- und nutzbare nachhaltige Angebote.

Was den Erfolg nachhaltiger Mobilität in Zukunft garantiert: Digitale Infrastrukturen als Basis des intelligenten Verkehrs.

Notwendige Veränderungen für nachhaltige Mobilität

Laut der Studie „Ein nachhaltiges Mobilitätssystem für alle“ des Wuppertal Instituts im Auftrag von Huawei Technologies Deutschland GmbH verursacht der Verkehrssektor rund 20 % der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland und ist damit unverzichtbar, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Das Ziel für die Verkehrswende ist, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um ca. 40 % zu senken. Jedoch ist der Verkehrssektor aktuell noch der Sektor, der bei der Erreichung der Klimaziele etwas hintenansteht, wenn es keine Veränderungen gibt. Es besteht also enormer Handlungsbedarf, um den Verkehrssektor beim Erreichen des deutschen Klimaziels auf Spur zu bringen.

Dafür sind allerdings grundlegende Veränderungen notwendig:

Gesamtverkehrsaufkommen reduzieren

Dies kann durch eine effizientere Raumnutzung und die Nutzung virtueller Mobilität erreicht werden, beispielsweise durch New-Work-Ansätze mit denen der tägliche Berufsverkehr und regelmäßige Geschäftsreisen durch Homeoffice und Online-Meetings ersetzt werden.

Verkehrsumstellung von umweltschädlichen Verkehrsmitteln auf den Umweltverbund

Dabei ist ein Umweltverbund aus Fuß- und Radverkehr, öffentlichem Nah- und Fernverkehr sowie flexiblen Sharing-Lösungen unabdingbar. Um dies zu erzielen, muss die Attraktivität dieser Alternativen, vor allem im Vergleich zum privaten, motorisierten Individualverkehr deutlich gesteigert werden. Dabei ist die Nutzerfreundlichkeit ein wichtiger Aspekt.

Verkehrsträger verbessern

Hierfür ist eine deutliche Effizienzsteigerung notwendig. Zudem ist eine Veränderung der Funktionsweise der Fahrzeuge unabdingbar. Im Personenverkehr kann dies z. B. durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge erreicht werden.

Konkret sollen diese Veränderungen durch die Umsetzung folgender Aspekte im Mobilitätssektor gelingen:

  • Jedes dritte Auto fährt klimaneutral
  • Ein Drittel weniger Kfz-Verkehr in den Städten
  • Parksuchverkehr reduzieren
  • Jeder zweite Weg mit dem Rad, zu Fuß, mit dem Tretroller oder mit dem E-Scooter
  • Verdopplung des öffentlichen Nahverkehrs
  • Logistik: Jede dritte Tonne fährt klimaneutral

Digitalisierung führt zu nachhaltiger Mobilität

Bei der Mobilitätswende, den nötigen Veränderungen und damit verbunden konkreten Maßnahmen spielt die Digitalisierung und allen voran die Nutzung relevanter Daten eine zentrale Rolle.

Die Erhebung, Veröffentlichung und Vernetzung von Daten ermöglichen einen Informationsaustausch in verschieden Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen des Mobilitätssektors, den es zur Verbesserung bestehender, Entwicklung neuer Mobilitätsangebote und langfristig zur Gestaltung nachhaltiger Mobilität zu nutzen gilt.

Echtzeitinformationen sinnvoll nutzen – Nachhaltige Mobilität ermöglichen

Smart-City-Systeme können beispielsweise die Verkehrsüberwachung auch von nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer:innen ermöglichen. Aber auch Daten zu Rotlichtvergehen, Wetterdaten, Daten von Bike- und Car-Sharing-Punkten, Daten über falschgeparkte Autos und Baustellen, Belegung von öffentlichen Parkplatzangeboten, Echtzeitdaten des ÖPNV oder Daten, die durch Mängelmelder zu Schlaglöchern auf Rad- und Fußwegen generiert werden, können dabei helfen die Mobilität nachhaltiger zu gestalten und auf folgende Faktoren Einflussnehmen:

  • Bedarfsorientierte Verkehrsinfrastrukturplanung
  • Erkennung von Sicherheitsproblemen
  • Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln
  • Echtzeitwarnungen vor Schadstoffbelastung
  • Parksuchverkehr
  • Verfügbarkeiten von Radabstellanlagen
  • Auslastungsinformationen
  • Verfügbarkeit von Ladesäulen
  • und Weitere

Durch die sinnvolle Nutzung solcher Datenströme lässt sich der Verkehr konsistenter und zuverlässiger gestalten. Die Mobilität kann sich dadurch an den tatsächlichen Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmer:innen orientieren und unterschiedliche Mobilitätsangebote und -lösungen miteinander verknüpfen.

Solche Datenströme können unteranderem für eine bessere Planbarkeit für die Verkehrsinfrastruktur genutzt werden. Die Planung kann deutlich bedarfsorientierter und nachhaltiger ausgerichtet werden.

Digitalisierung als Voraussetzung für nachhaltige Mobilität

Die Datenverfügbarkeit spielt bei der Digitalisierung von Mobilität eine wichtige Rolle. Die Anforderungen an die verbindliche Qualität der bereitgestellten Daten müssen so gestaltet werden, dass alle Anbieter in der Lage sind, Daten zeitnah und sicher zu nutzen. Der Mobilitätsdatenmarktplatz (MDM) ist dabei ein erster Schritt zur Integration von Daten an einer zentralen Stelle. Datenräume im Rahmen der GAIA-X Initiative, wie z. B. der „Mobility Data Space“ können den Austausch von Mobilitätsdaten weiter verbessern.

Zusätzliche zentrale Punkte der Digitalisierung von Mobilität sind Informations- und Buchungsportale, bei denen integrierte Informationen zu allen verfügbaren Transportmöglichkeiten inklusive aktueller Fahrzeiten, Preise, etc. in einem Portal inkl. Buchung von multimodalen Fahrten abrufbar und einfach zu nutzen sind. Auch Mobility Hubs bilden ein wichtiges Element, denn ein erfolgreicher Umweltverbund mit verschiedenen Mobilitätslösungen braucht eine passende physische Einbettung in digitale und analoge Infrastrukturen. Zudem könnte Mobilität an solchen Orten mit täglichen Dienstleistungen, wie. Z. B. Packstationen o.ä. verknüpft werden.

Ein weiterer Baustein der Digitalisierung von Mobilität ist die Standardisierung von Ticket- und Tarifsystemen, indem einheitliche Tarifstrukturen geschaffen werden, unabhängig von der Transportmethode oder dem Zielort. Dies würde zu einer deutlich besseren Nutzer:innen-Erfahrung beitragen und könnte die Akzeptanz der Nutzung von Alternativen zum motorisierten Individualverkehr steigern.

Was braucht es für die Mobilitätswende und welche Rahmenbedingen gilt es für eine nachhaltige Mobilität zu verwirklichen?

Eine grundlegende Mobilitätswende ist unerlässlich, um die aktuelle Klimakrise zu bewältigen. Benötigt wird ein neues Mobilitätssystem, das die gleiche Mobilität mit weniger Verkehr ermöglicht, darin waren sich die Expert:innen der KG Mobility Sitzung einig. Mobilität ist ein Grundbedürfnis und bedeutet soziale Teilhabe. Dieses Grundbedürfnis muss auch in Zukunft gemeinwohlkonforn gestaltet werden. Es müssen Anreize geschaffen werden, um ein aktives Nach- und Umdenken im Mobilitätsverhalten zu generieren und gleichzeitig die Stadt lebenswert zu halten. Die Mobilitätsexperten stellten in der gemeinsamen Diskussion einige Punkte heraus, die bei der Umsetzung einer Mobilitätswende angegangen werden sollten.

Raum für Digitalisierung ermöglichen

Ein gemeinsamer Datenraum muss die Auffindbarkeit und Zugänglichkeit von Daten unterstützen. Daten müssen viel effizienter genutzt werden und es müssen an unterschiedlichen Stellen mehr technische Voraussetzungen für die Digitalisierung geschaffen werden.

Standardisierungen von Mobility-as-a-Service-Lösungen

Um ein einheitliches und ausreichendes Dienstleistungsniveau zu erreichen, sind klare Standards notwendig. Die derzeitigen Standards für Mobilitätsdienste reichen nicht aus, um eine funktionale Äquivalenz mit Privatfahrzeugen herzustellen. Auch regulatorisch sollte die Attraktivität erhöht werden, sodass auch private On-demand-Systeme verstärkt genutzt werden können.

Urbanen und ländlichen Raum gemeinsam denken

Es ist wichtig die Städte nicht getrennt vom ländlichen Raum zu betrachten und Mobilität hier gemeinsam zu denken und von Beginn an miteinander zu verknüpfen Es braucht Lösungen, die beide Räume integrieren und so beide Lebensräume attraktiver gestalten und das Grundbedürfnis Mobilität garantieren. Eine bedarfsorientierte Mobilitätsgestaltung kann der Schlüssel sein.

Mut zur Veränderung

Es braucht mehr Innovationsoffenheit und vor allem auch mehr Mut seitens Politik, Wirtschaft und Gesellschaft neue Lösungen und Innovationen umzusetzen. Veraltete und nicht mehr zeitgemäße Systeme und Mobilitätslösungen sollten überdacht und wenn nötig auch verändert werden. Es braucht Mut, Mobilität übergreifend neu zu denken.

Nachhaltige Mobilität: Innovative Lösungen, neue Geschäftsmodelle, smarte Projekte 1