Am Mittwoch, den 9. April 2025 fand der erste AllianzTalk des Jahres 2025 im Telefónica BASECAMP in Berlin statt. Zu etwa genau der gleichen Zeit wurde nicht weit entfernt im Paul-Löbe-Haus der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vorgestellt – ein Grund mehr, um auf die digitalpolitischen Forderungen der RZ-Branche zu blicken und zu diskutieren, wie Regulierung praxisnäher werden kann.
In seinem Impuls betonte der Sprecher der unter dem Dach des Verbandes gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen, Dr. Béla Waldhauser die Bedeutung von Rechenzentren für den Digitalstandort Deutschland. Denn: Jede Industrie – ob alt oder neu – braucht digitale Infrastrukturen. Als Beispiele nannte er hier die weite Verbreitung von mobilem Arbeiten seit der Corona-Pandemie, die zunehmende Digitalisierung im Bereich der Verwaltung sowie die vermehrte Nutzung von KI in Unternehmen jeder Art.
Weit über 50 Prozent dessen, was in Rechenzentren geschieht sei geschäftlich, so Waldhauser. Entsprechend wichtig ist es, diesem Bereich auch politische Aufmerksamkeit zu schenken und auf die regulatorischen Hürden durch beispielsweise NIS 2, das Energieffizienzgesetz (EnEfG), die Energy Efficiency Directive oder die DORA-Verordnung hinzuweisen. Denn um digitale Prozesse in Wirtschaft und Gesellschaft zuverlässig bereitstellen zu können, brauche es unterm Strich weniger Bürokratie und mehr Schnelligkeit.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht in Rechenzentren eine große Chance für das Energiesystem. Interessant für die Behörde ist dabei, wie Unternehmen produktionsseitig Flexibilitäten schaffen können, die Einsparungen im Energienetz ermöglichen. Global gesehen, so Müller, spreche man hier von einer flexiblen Leistung von 3,5 bis 4 Prozent deutschlandweit, um beim Netzausbau sparen zu können. Eine Möglichkeit sieht die Behörde hier in dynamischen Netzentgelten und Kapazitätsbepreisung – zwei Konzepte, über die sie im Mai mit Vertretern aus der Wirtschaft beraten möchte.
Im Fokus des Branchen-Talks stand die Frage danach, welchen Beitrag Rechenzentren für die Netze von morgen leisten können. Zentral dafür ist das Konzept der Sektorkopplung, also die Vernetzung von Sektoren in der Energiewirtschaft und der Industrie, um die Energie nachhaltig zu nutzen – zum Beispiel im Bereich der Wärmenutzung und der Stromverfügbarkeit.
Das zeigte auch die anschließende Panel Diskussion moderiert von Sidonie Krug, Leiterin Verbandskommunikation bei eco, an der neben Béla Waldhauser und Klaus Müller auch die Abgeordneten Henri Schmidt (CDU) und Johannes Schätzl (SPD) sowie Steffen David, Vorstandsmitglied des SIBB e.V., teilnahmen.
Hierbei wurde deutlich, dass die Sektorkopplung erst dann erfolgreich sein kann, wenn sie bei der Regulierung von Beginn an mitgedacht wird. So bestehen derzeit noch Herausforderungen im Bereich der Abwärmenutzung, der Speicherkapazität und der Stromverfügbarkeit, die das Erreichen der in den zentralen Gesetzen festgehaltenen Ziele hemmen. Im Bereich der Abwärmenutzung bedeutet beispielsweise ein fehlender Anschluss eines Rechenzentrums an das Fernwärmenetz, dass Kapazitäten verfließen und nicht genutzt werden.
Einigkeit bestand unter den Panellisten darin, dass die Verantwortlichen aus der Politik, der Energiewirtschaft und der RZ-Branche zusammengebracht werden müssen, um die bestehenden Probleme zu lösen. Dies erreiche man nicht, indem man Insellösungen produziere, sondern in dem man groß – und vor allem – alles zusammen denkt.
