Arbeiten als Digitaler Nomade: Harald A. Summa macht den Selbstversuch.
Software-Entwickler tun es, Marketing-Fachleute tun es, Redakteure tun es. Sie arbeiten als digitale Nomaden von den schönsten Plätzen der Welt. Wie gestaltet sich denn das digitale Nomadenleben als Geschäftsführer?
Harald Summa: Als Vorstand der DE-CIX Group AG und Hauptgeschäftsführer vom eco ist Reisen seit je her ein Hauptbestandteil meiner täglichen Arbeit. Ob ich von unseren deutschen Standorten Frankfurt, Berlin oder Köln arbeite oder weltweit beispielsweise aus Mumbai, Dubai oder Singapur macht zunächst keinen Unterschied. Reisekoffer und Laptop sind die notwendigen und hinreichenden Arbeitswerkzeuge. Die unterschiedlichen Zeitzonen sind hingegen zunächst anstrengend, weil der Körper sich erst dem veränderten Tagesrhythmus anpassen muss. Zu den Herausforderungen zählen natürlich auch schlechte Internet-Anbindungen.
Laut Nomad List gehören Bali, Budapest und Seoul zu den Top 3 Zielen digitaler Nomaden. Sie selbst haben sich für New York entschieden. Warum?
Summa: Mit dem DE-CIX sind wir seit 2013 auch in New York vertreten und dort sehr erfolgreich. Auch die Internationalisierung des eco treiben wir kontinuierlich voran, gehören internationalen Zusammenschlüssen und Gremien wie ICANN an. Somit haben wir im Daily Business viel Kontakt zu den Menschen in New York. Es macht einfach einen großen Unterschied, ob ich lediglich für ein Meeting an einen anderen Ort reise oder ob ich auch vor Ort lebe. Die sozio-kulturelle Komponente kommt bei hop-on-hop-off meiner Meinung zu kurz. Durch meinen längeren Aufenthalt vor Ort will ich unsere Geschäftspartner, Kunden und Kooperationspartner näher kennenlernen und besser verstehen, wie sie ticken und was sie bewegt. Was treibt sie an? Vor welchen Herausforderungen stehen sie aktuell? Diese Erfahrungen werden uns helfen, den eco noch internationaler auszurichten und die Aktivitäten am DE-CIX in New York weiter auszubauen.
Meetings vom Laptop aus auf dem Empire State Building oder Video-Konferenzen von der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag von unterwegs aus?
Summa: Aufgrund der Zeitverschiebung haben wir ein Zeitfenster von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr mittags, in dem ich problemlos meine Telkos mit Deutschland abwickeln kann. Danach wird der ständige Strom der E-Mails abgearbeitet. Abends bin ich mit Mitarbeitern vor Ort unterwegs oder treffe Geschäftspartner zum Dinner. Natürlich habe ich auch einige Datacenter besucht und mir verschiedene Infrastruktur-Projekte in New York zeigen lassen.
Hand aufs Herz gab es auch schon eine Situation, die nicht so geklappt hat wie geplant? Beispielsweise braucht man jetzt dringend eine Information von Mitarbeiter X, der ist aber aufgrund der Zeitverschiebung gar nicht erreichbar?
Summa: Eigentlich nicht. Da wir schon seit Jahren international unterwegs sind, wissen wir um Zeitzonen und damit zusammenhängende Herausforderungen. Aufgrund der Vielzahl an digitalen Kommunikationskanälen kann ich meine engen Mitarbeiter im Ernstfall auch rund um die Uhr erreichen. Eine Herausforderung in New York ist um diese Zeit eher die Hitze draußen im Vergleich zu den kalt-klimatisierten Räumen drinnen. Was ich persönlich vermisse ist ein Drucker und eine tägliche Zeitung am Morgen. Stattdessen bin ich aber im Gym um die Ecke angemeldet und trainiere fast täglich.
Wenn ich als Führungskraft das Interview lese und mich inspiriert fühle, einfach auch mal für eine längere Zeit von woanders zu arbeiten. Was braucht es da an Vorlauf? Was muss ich im Vorfeld alles beachten?
Summa: Ein längerer Auslandsaufenthalt ist wie ein Urlaub nur mit Arbeit. Es braucht viel Vorbereitung und Planung. Das sind einerseits private Dinge wie die zurückbleibende Wohnung. Wer leert den Briefkasten? Wer kümmert sich darum, dass Rechnungen fristgerecht bezahlt werden? Und wer mäht den Rasen? Meine persönliche Erfahrung ist jedoch, dass man mitunter dazu neigt, viel zu viel Eventualitäten einzuplanen. Das fängt schon damit an, dass man viel zu viel mitnimmt. Im Prinzip kann man durchaus vor Ort kaufen, was fehlt.
Vielen herzlichen Dank für das Interview, Herr Summa!
Noch mehr zum Thema New Work in unserem Kompetenzgruppenbereich
Video-Konferenz aus der Rooftop-Bar statt schnödem Meetingraum. Zur Mittagszeit kurze Abkühlung im türkisblauen Meer statt schäbige Kantine. Online arbeiten und die Welt bereisen: Das digitale Nomadentum macht´s möglich. Digitale Nomaden arbeiten von nahezu allen Plätzen der Welt. Sehr viele zieht es nach Südostasien. Ihre Anzahl wächst. Vor allem Softwareentwickler, Texter, Marketing-Fachkräfte, Datenanalysten und Salesmanager sind laut der Meta-Jobsuchmaschine Joblift als Digitale Nomaden unterwegs. Doch eignet sich das Konzept auch für CEOs? Harald Summa, Hauptgeschäftsführer des eco und Vorstandsvorsitzender der DE-CIX Group AG, macht den Selbstversuch. In unserer dreiteiligen Interview-Reihe gibt er uns spannende Einblicke in seinen Arbeitsalltag, beleuchtet die Digitalisierung in Deutschland und den USA und gibt Tipps, worauf Führungskräfte beim digitalen Nomadenleben achten müssen.
Harald Summa
Software-Entwickler tun es, Marketing-Fachleute tun es, Redakteure tun es. Sie arbeiten als digitale Nomaden von den schönsten Plätzen der Welt. Wie gestaltet sich denn das digitale Nomadenleben als Geschäftsführer?
Harald Summa: Als Vorstand der DE-CIX Group AG und Hauptgeschäftsführer vom eco ist Reisen seit je her ein Hauptbestandteil meiner täglichen Arbeit. Ob ich von unseren deutschen Standorten Frankfurt, Berlin oder Köln arbeite oder weltweit beispielsweise aus Mumbai, Dubai oder Singapur macht zunächst keinen Unterschied. Reisekoffer und Laptop sind die notwendigen und hinreichenden Arbeitswerkzeuge. Die unterschiedlichen Zeitzonen sind hingegen zunächst anstrengend, weil der Körper sich erst dem veränderten Tagesrhythmus anpassen muss. Zu den Herausforderungen zählen natürlich auch schlechte Internet-Anbindungen.
Laut Nomad List gehören Bali, Budapest und Seoul zu den Top 3 Zielen digitaler Nomaden. Sie selbst haben sich für New York entschieden. Warum?
Summa: Mit dem DE-CIX sind wir seit 2013 auch in New York vertreten und dort sehr erfolgreich. Auch die Internationalisierung des eco treiben wir kontinuerlich voran, gehören internationalen Zusammenschlüssen und Gremien wie ICANN an. Somit haben wir im Daily Business viel Kontakt zu den Menschen in New York. Es macht einfach einen großen Unterschied, ob ich lediglich für ein Meeting an einen anderen Ort reise oder ob ich auch vor Ort lebe. Die sozio-kulturelle Komponente kommt bei hop-on-hop-off meiner Meinung zu kurz. Durch meinen längeren Aufenthalt vor Ort, will ich unsere Geschäftspartner, Kunden und Kooperationspartner näher kennenlernen und besser verstehen, wie sie ticken und was sie bewegt. Was treibt sie an? Vor welchen Herausforderungen stehen sie aktuell? Diese Erfahrungen werden uns helfen, den eco noch internationaler auszurichten und die Aktivitäten am DE-CIX in New York weiter auszubauen.
Hinter der Backsteinfassade eines der größten Datacenter in New York. Hier sitzt nicht nur Google, sondern auch der DE-CIX
Harald Summa beim German-American Business Day in Washington
Meetings vom Laptop aus auf dem Empire Statebuilding oder Video-Konferenzen von der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag von unterwegs aus?
Summa: Aufgrund der Zeitverschiebung haben wir ein Zeitfenster von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr mittags, in dem ich problemlos meine Telkos mit Deutschland abwickeln kann. Danach wird der ständige Strom der E-Mails abgearbeitet. Abends bin ich mit Mitarbeitern vor Ort unterwegs oder treffe Geschäftspartner zum Dinner. Natürlich habe ich auch einige Datacenter besucht und mir verschiedene Infrastruktur-Projekte in New York zeigen lassen.
Hand aufs Herz gab es auch schon eine Situation, die nicht so geklappt haben wie geplant beispielsweise braucht man jetzt dringend eine Information von Mitarbeiter X, der ist aber aufgrund der Zeitverschiebung gar nicht erreichbar?
Summa: Eigentlich nicht. Da wir schon seit Jahren international unterwegs sind, wissen wir um Zeitzonen und damit zusammenhängende Herausforderungen. Aufgrund der Vielzahl an digitalen Kommunikationskanälen kann ich meine engen Mitarbeiter im Ernstfall auch rund um die Uhr erreichen. Eine Herausforderung in New York ist um diese Zeit eher die Hitze draußen im Vergleich zu den kalt-klimatisierten Räumen drinnen. Was ich persönlich vermisse ist ein Drucker und eine tägliche Zeitung am Morgen. Stattdessen bin ich aber im Gym um die Ecke angemeldet und trainiere fast täglich.
Wenn ich als Führungskraft das Interview lese und mich inspiriert fühle, einfach auch mal für eine längere Zeit von woanders zu arbeiten. Was braucht es da an Vorlauf? Was muss ich im Vorfeld alles beachten?
Summa: Ein längerer Auslandsaufenthalt ist wie ein Urlaub nur mit Arbeit. Es braucht viel Vorbereitung und Planung. Das sind einerseits private Dinge wie die zurückbleibende Wohnung. Wer leert den Briefkasten? Wer kümmert sich darum, dass Rechnungen fristgerecht bezahlt werden? Und wer mäht den Rasen? Meine persönliche Erfahrung ist jedoch, dass man mitunter dazu neigt, viel zu viel Eventualitäten einzuplanen. Das fängt schon damit an, dass man viel zu viel mitnimmt. Im Prinzip kann man durchaus vor Ort kaufen, was fehlt.
Neue Attraktion der Stadt: die Hudson Yards über den Gleisen der Penn Station für mehr als 1 Milliarde US-Dollar gebaut
Vielen herzlichen Dank für das Interview, Herr Summa!
Zum zweiten Teil der Interview-Reihe
Mehr zum Thema New Work