Schöne neue Welt: IT zwischen Begeisterung und Skepsis

Im interaktiven Battle „520 Wochen“ diskutierten Experten technologische Revolutionen.
 

Schöne neue Welt: IT zwischen Begeisterung und Skepsis

Köln, 25. Oktober 2016 – Künstliche Intelligenz, Robotik, autonomes Fahren und das Internet der Dinge: Technologien haben unsere Lebens- und Arbeitswelten in den letzten 10 Jahren dramatisch verändert. Was erwartet uns in den nächsten 520 Wochen? Wieviel Begeisterung und wieviel Skepsis sind angebracht? Welche zentrale Rolle spielen Rechenzentren und wie sieht deren Zukunft aus?

Dr. Peter Koch von Emerson Network Power und Oliver Fronk von PRIOR1 lieferten sich zu diesen Fragen am 25. Oktober ab 16:30 Uhr im eco Kubus einen verbalen Schlagabtausch. Eingeladen zu dieser Veranstaltung im Rahmen der Internetwoche 7 hatte die Kompetenzgruppe Datacenter im eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.

Die Mitglieder der Kompetenzgruppe und zahlreiche Gäste beteiligten sich an der Diskussion zur Zukunft unserer Gesellschaft und IT-Welt.

Oliver Fronk von PRIOR1 sprach als technik-affiner Innovations-Optimist für die Errungenschaften der letzten Zeit: Allein das Smartphone hat in wenigen Jahren unser Leben dramatisch verändert. Wir profitieren davon, das gesamte Wissen der Menschheit immer in der Tasche mit uns herumtragen zu können. Im Jahr 2007, als Steve Jobs das erste iPhone präsentierte, erkannten nur wenige das Ausmaß der bevorstehenden Veränderungen.

Die damals führenden Handy-Hersteller gehörten nicht dazu: Nur 200 Wochen nach Steve Jobs Ankündigung war Nokia praktisch vom Handy-Markt verschwunden. Überhaupt hat sich die Innovationsgeschwindigkeit dramatisch verändert: Die Glühbirne war in Europa über 130 Jahre im Einsatz, von ca. 1880 bis 2012. Röhrenfernseher gab es einige Jahrzehnte.

Wann löst Elektromobilität die heutigen Autos ab? Experten schätzen in rund 260 Wochen. Welche technologischen Revolutionen erwarten uns noch? Was passiert im Bereich 3D-Druck? Wir können bald unsere Ersatzteile drucken?
 

Bedroht Künstliche Intelligenz die Menschheit?

Ein gesundes Maß an Innovationsskepsis fordert Dr. Peter Koch von Emerson Network Power. Noch nie waren Menschen so gläsern wie heute. Das Smartphone weiß alles über uns. Melden vernetzte Zahnbürsten auch bald an die Krankenkasse, ob ich meine Zähne regelmäßig putze? Das Internet der Dinge (IoT, Internet of Things) unterstützt uns vielfältig, doch es gehen auch Bedrohungen von ihm aus.

Kürzlich gelang es Hackern, weltweit 140.000 schlecht gesicherte Smart Home Geräte als Bots zu nutzen. Diese führten einen Denial-of-Service-Angriff auf die zentrale Internet-Infrastruktur aus. Das Ergebnis: Amazon, Netflix, Spotify und andere Internet-Riesen waren einige Zeit lang nicht erreichbar.

Wohin führen uns die jüngsten Entwicklungen in der Robotik? Werden die intelligenten und mobilen Unterstützer für Industrie und Haushalt auch als Kampfgeräte ohne Persönlichkeit eingesetzt? Wie intelligent werden Maschinen in den nächsten Jahren? Zukunftsforscher zählen künstliche Intelligenz zu den 10 größten Bedrohungen der Menschheit. Das Computerprogramm Watson schlägt Menschen heute schon im TV-Quiz Jeopardy! Der Computer AlphaGo von Google gewinnt gegen den weltbesten Go-Spieler. Werden die Maschinen bald die Macht übernehmen?
 

Die Revolution, die keiner sieht

Innovationsskepsis ist so alt wie die Menschheit selbst: Die meisten sind nicht in der Lage, eine Revolution zu erkennen, während sie passiert, führt Oliver Fronk aus. Immer wieder haben Experten die Entwicklung einer neuen Technologie falsch vorausgesehen. So haben die Fernseh- und Handy-Industrie den jeweiligen Tipping Point verschlafen, also den Zeitpunkt, nachdem es zu spät war, die neuen Technologien für sich zu nutzen. Wie ist es beim Thema Elektromobilität? Rüsten sich die großen Autobauer heute ausreichend für die Zukunft? Selbstfahrender öffentlicher Personennahverkehr ist in Ansätzen bereits Realität. Nutzen die Menschen zukünftig immer stärker Mobilitäts-Services anstelle des eigenen Autos?

Die Diskutanten beschäftigten sich auch mit der Frage, wie das Rechenzentrum der Zukunft im Jahre 2025 aussieht. Der Internet-Traffic wird sich bis 2020 verdreifachen, schätzen Experten. Die beherrschenden Themen bleiben Verfügbarkeit, Sicherheit und Effizienz. Es wird zukünftig weniger Strom pro Rechenoperation nötig sein. Die Energie wird zudem immer stärker regenerativ und regional erzeugt. Rechenzentren werden in die Recycling-Kreisläufe eingebunden.

Selbst nach dem Ende der Veranstaltung gegen 18:30 Uhr diskutierten die Anwesenden lebhaft weiter bei kühlen Getränken und Snacks. Viele Fragen nach der Zukunft unserer technologischen Welt blieben sicherlich offen. Jeder muss für sich selbst die richtige Balance zwischen Enthusiasmus und gesunder Skepsis finden. Das einzige was sicher scheint ist die Veränderung – und das hohe Tempo, mit dem technische Veränderungen uns in den nächsten 520 Wochen stetig weiter fordern werden.