Im Moment erleben wir häufig noch ein Spannungsfeld zwischen den Themenbereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Doch wenn wir die europäische Digital- und Internetwirtschaft gemäß der Zielformulierung der EU-Kommission noch in diesem Jahrzehnt für den klimaneutralen Betrieb umrüsten wollen, müssen wir beide Felder noch stärker zusammendenken: Das Ziel müssen effiziente und zugleich umweltschonende digitale Infrastrukturen sein, die dem immer weiterwachsenden Datenvolumen nachhaltig standhalten.
Zum Start der deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben der Verband der Internetwirtschaft und die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland deshalb 5 Forderungen für eine nachhaltige Digitalisierung in Europa aufgestellt:
- Nachhaltigen Ausbau und Betrieb digitaler Infrastrukturen ermöglichen
Für umweltschonende IT-Lösungen wie z.B. Smart Grids zur Vollendung der Energiewende und vernetzte Mobilitätskonzepte zur Treibhausgasreduktion, bedarf es leistungsstarker digitaler Infrastrukturen. Dies setzt gleichzeitig den massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Europa voraus.
- Forschungsprogramme vorantreiben
Potenziale zur Energie- und Ressourceneffizienz digitaler Infrastrukturen sollten weiter erforscht werden, um anschließend europaweit geltende Standards zu erarbeiten. Hierzu zählt insbesondere das Einsatzpotenzial von wasserstoffbasierten synthetischen Kraftstoffen sowie kohlenstoffarmen Biokraftstoffen. Weiter sollten Betreiber digitaler Infrastrukturen wettbewerbs- und innovationspolitische Impulse erhalten, um umweltschonende Technologien in den Bereichen Smart Cities, KI und vernetzter Mobilität voranzutreiben.
- Fördermechanismen stärken
Zwar konnte der Energiebedarf von Rechenzentren in den vergangenen zehn Jahren um 10 Prozent und bei effizienten Neubauten sogar um 25 Prozent reduziert werden – dies zeigt die aktuelle borderstep Studie von eco und der Allianz, unterstützt vom Vodafone Institut. Doch wird dieser Effekt in den kommenden Jahren durch ein stark wachsendes Datenvolumen voraussichtlich wieder aufgeweicht. um energieeffiziente Technologien stetig weiterzuentwickeln, besteht erhöhter Förderbedarf sowohl bei der Modernisierung von Bestands-Rechenzentren als auch bei Neubauten effizienter Rechenzentren.
- Abwärme von Rechenzentren systematisch nutzen
Um die Ziele des EU Green Deals voranzutreiben, sollte die Abwärme von Rechenzentren europaweit stärker genutzt werden. Hierzu müssen zunächst vorhandene Potenziale ermittelt und anschließend konkrete Ziele zur nachhaltigen Nutzung von Abwärme aufgestellt werden (z.B. Einspeisung in Nah- oder Fernwärmenetze & Vertical Farming).
- Energiesteuerrichtlinie reformieren
Das Bundesumweltministerium sollte im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf europäischer Ebene Gespräche zur Reform der Energiesteuerrichtlinie initiieren. Auf Basis der Gespräche sollte eine inhaltliche Ausrichtung für die Reform unter Berücksichtigung künftiger energie- und klimapolitischer Entwicklungen erarbeitet und einer breiten Öffentlichkeit zur Diskussion vorgestellt werden.
Mit dieser Ausgabe verabschieden wir uns zunächst in die politische Sommerpause. Selbstverständlich beobachten und begleiten wir auch in der sitzungsfreien Zeit das internet- und netzpolitische Geschehen und liefern Ihnen spätestens in der nächsten Ausgabe Anfang September eine Zusammenfassung der wichtigsten News.
An dieser Stelle würden wir Sie normalerweise auch zu unserem traditionellen Sommerfest einladen, auf das wir in diesem Jahr aufgrund der aktuellen Situation natürlich verzichten. Aber aufgeschoben, ist nicht aufgehoben. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!