Einst hallten in der Alten Schlosserei in Offenbach am Main die Geräusche von Feilen, Fräsern und Hämmern. Anfang Juni 2024 drehte sich beim Data Center Expert Summit 2024 jedoch alles um Rechenzentren als Werkzeuge für unsere digitale Zukunft - mit Unterstützung unserer Sponsoren ABB, EkkoSense AI, GOLDBECK, Robert C. Spies, Huawei und Global Switch.
Die Klingel, die früher in der Alten Schlosserei auf dem Gelände der Energieversorgung Offenbach zum Schichtbeginn rief, kündigte den rund 140 Teilnehmenden des Data Center Expert Summits den Beginn der Veranstaltung an. Wie jedes Jahr kamen Entscheiderinnen, Betreiber, Planerinnen und Anwender aus Rechenzentrums- und Serverraum-Betrieb zusammen, um über Perspektiven für die Branche zu sprechen. „Ohne Rechenzentren gibt es keine Daten, ohne Daten keine Digitalisierung“, betonte Dr. Walter Fischedick aus dem Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation in seiner Eröffnungsrede. Um sich die Bedeutung der Rechenzentren zu vergegenwärtigen, schlug er vor, sich einen Tag ohne Rechenzentren vorzustellen.
Damit das nicht passiert, arbeitet die Branche hart daran, den Bedarf an digitalen Infrastrukturen und Rechenkapazitäten heute und in Zukunft zu decken. Durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz wachsen die Datenmengen rasant und es ist noch nicht klar, woher der Strom kommen soll, um auch zukünftig alle Anforderungen zu erfüllen. „Noch sind wir ein guter Standort, das zu bleiben ist keine einfache Herausforderung“, sagte Fischedick. „Dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen“, gab Alexander Rabe, Geschäftsführer des eco Verbands in seiner Eröffnung zu bedenken. Er gab einen Überblick, wie eco in Brüssel und Berlin die Branche vertritt. Mit ihm begrüßte Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen die Gäste und nannte aktuelle Herausforderungen wie das Energieeffizienzgesetz und die sich daraus ableitenden Reportingpflichten.
Energieeffizienz und Resilienz von Rechenzentren verbessern
Adalbert Neumann, CEO der ABB Stotz-Kontakt GmbH und Busch-Jaeger Elektro GmbH sprach über Disruptionen durch Industrie 4.0 und KI und die daraus entstehenden Herausforderungen für Datacenter. Die Datenmengen wachsen und es ist noch nicht klar, woher der Strom kommen soll, um auch zukünftig alle Anforderungen zu erfüllen. „Wir müssen mehr tun, um die Energieeffizienz und Resilienz von Rechenzentren weiter zu verbessern“, sagte er und zeigte Lösungen für sichere Energieverteilung und Lösungen fürs Energiemanagement von Rechenzentren. „Dazu trägt ABB mit intelligenten Lösungen bei, die auch CO2 einsparen.“
„Neben der Elektro-Konnektivität zählt heute auch die Möglichkeit, die Abwärme zu nutzen. In diesem Spannungsfeld bewegt man sich“, sagt Björn Groß von der NorthC Deutschland GmbH in der Paneldiskussion um Greenfield & Brownfield. Gute Bedingungen hinsichtlich Strom und Abwärmenutzung würden zum Teil auch deutlich gestiegene Grundstückspreise rechtfertigen.
Über das Greenfield-Projekt von Microsoft im Rhein-Erft-Kreis berichtete Michael Frenzel, Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH. Hier konnten die Standortvorteile eines der dichtesten Stromnetze Deutschlands und viel energieintensiver Industrien erfolgreich als Argumente für den Standort genutzt werden. Es entsteht ein Projekt mit Modellcharakter. Wenn nicht genügend Strom zur Verfügung steht, dann gewinnt die Eigenproduktion von Strom an Bedeutung, sagte Moderator Gerd Simon. Ein Beispiel dafür hatten die Teilnehmenden am Vortag besichtigen können: Eine Bustour zeigte das Energiewerk der Energieversorgung Offenbach, das mithilfe der Müllverbrennung Strom erzeugt.
Mit künstlicher Intelligenz Herausforderungen im Rechenzentrum meistern
Tipps für die Planung und den Bau nachhaltiger, skalierbarer Rechenzentren gab Daniel Schmitz von Goldbeck. Das Bautechnologieunternehmen ist Spezialist für Quartiersentwicklung mit Möglichkeiten der Abwärmenutzung. Nach der Kaffeepause sprach Christiane Ulriksen, Norsk Datasenter Industri, über den norwegischen Weg für Data Center zu mehr Nachhaltigkeit.
Die Ende 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stand im Zentrum des nächsten Panels. Welche Pflichten für Rechenzentren leiten sich daraus ab? Darüber diskutieren – moderiert von iX Redakteurin Susanne Nolte – Christiane Ulriksen, Peter Sanner von der uBirch GmbH, Bernhard Huter, EMC Home of Data GmbH, Péter Müllner, Global Switch und Andreas Herden, Green Mountain.
Für die Ehrung langjähriger Mitglieder bot der Summit zudem einen festlichen Rahmen. Bereits im Rahmen des Networking-BBQs am Vorabend wurde die Plus.line AG in Person von Alexandra Odenthal für ihre 25-jährige Mitgliedschaft im Verband von eco Geschäftsführer Alexander Rabe geehrt. Am zweiten Konferenztag dankte Alexander Rabe Péter Müllner von Global Switch und für 15 Jahre Mitgliedschaft.
Danach sprach Matthew Farnell, Global Sales Director von EkkoSense, über neue Ansätze, mithilfe von künstlicher Intelligenz die Energieeffizienz zu verbessern und ESG-Anforderungen von Rechenzentren zu erfüllen.
Neue Energiespeichertechnologien für Datacenter
Mit einer Diskussionsrunde zu resilienten Infrastrukturen ging es nach der Mittagspause weiter: „Sicherheit ist eine universelle und permanente Aufgabe. Wir brauchen alle ein geeignetes Instrumentarium, um uns zu verteidigen“, sagte Jens Ahlbrand von der Grass-Merkur GmbH & Co. KG. Anschließen stand die Energiespeicherung im Fokus: Donald Badoux von der Energieversorgung Offenbach sprach über die Herausforderungen der Dekarbonisierung und grünen Wärme.
„Batteriespeicher leisten einen Beitrag dazu, unser Stromnetz zu stärken“, sagte im anschließenden Vortrag Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung Digitaler Infrastrukturen. Neue Energiespeichertechnologien können den stabilen Betrieb und die Verfügbarkeit von Rechenzentren unterstützen, bestätigte auch Maximilian Muennicke von Huawei Deutschland und nannte Beispiele. Das sagte auch Staffan Reveman, Reveman Energy Academy: „Zur Lösung unserer Energieprobleme können Batteriespeicher einen wichtigen Baustein liefern.“ Dr. Béla Waldhauser wies dazu auf unsere Abhängigkeit von Solarstrom und Windkraft hin. Ulrike Ostler, Chefredakteurin Data Center Insider ergänzte: „Generative KI braucht Unmengen an Daten und erhöht weiterhin den Strombedarf.“
Zum Abschluss des Data Center Expert Summits 2024 bedankte sich Moderator Roland Broch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hielt fest: Die Herausforderungen der Branche sind vielfältig: Energieeffizienz verbessern, neue Standortorte finden mit ausreichender Konnektivität und Stromversorgung sowie mit immer neuen Möglichkeiten der Abwärmenutzung. Doch die hohe Innovationskraft der Branche und viele wegweisende Lösungsideen, die im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt und diskutiert wurden zeigten Wege, diese Herausforderungen zu meistern.