„Der hohe Energieverbrauch der digitalen Technologien hat einen großen Anteil an der Erzeugung der Treibhausgasemissionen. Deshalb müssen wir erforschen, wie der Energieverbrauch dieser Technologien abgesenkt werden kann. Denn der Bedarf an Rechnerleistung wird weiter stark zunehmen.“
(Eckpunktepapier der Bundesregierung für ein neues Klimaschutzgesetz)
Digitalisierung benötigt also Energie.
Diese Erkenntnis ist im Rahmen des Klimaschutzgesetzes auch endlich im Kreise unserer Bundesregierung angekommen.
Der Energiebedarf aller Server und Rechenzentren in Deutschland betrug im Jahr 2017 beispielsweise rund 13,2 Terrawattstunden. Das entsprach 2017 rund 2,5 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs.
Rechenzentren in Deutschland zählen bereits heute zu den energieeffizientesten im internationalen Vergleich. Und die Betreiber dieser Rechenzentren haben ein ureigenes Interesse an Energieeffizienz – nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern in erster Linie um auf dem Weltmarkt überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn Rechenzentren in Deutschland zahlen mit rund 12 Cent pro Kilowattstunde hierzulande den höchsten Strompreis im weltweiten Vergleich.
Dennoch wird der Energieverbrauch proportional mit zunehmendem Digitalisierungsgrad von Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung – trotz ebenfalls steigender Energieeffizienz – steigen.
Was also tun? Wie kann „Digitalisierung“ in der Praxis ihren Anteil an der Erreichung der definierten Klimaziele erreichen?
Müssen wir die digitale Transformation zurückdrehen oder gar aufhalten? Das kann sicherlich nicht die Lösung sein. Hilft eine schöngerechnete digitale Klimabilanz durch die Aufrechnung von Homeoffice-Anteilen vs. Pendlerverkehr? Nicht gerade nachhaltig.
Aber wie wäre es denn mit einem selbstregulierten rückgekoppelten System: wenn wir die Abwärme, die durch die permanent notwendige Kühlung eines Serverparks entsteht, nicht einfach verpuffen ließen, sondern zum Heizen nutzen würden, so, wie es andere skandinavische Länder wie Schweden längst tun!?
Die Schweden wissen wie es geht: Sie bauen neue Rechenzentren direkt so, dass deren Abwärme in das Nah- und sogar Fernwärmenetz eingespeist werden kann. Das Rechenzentrum „Elementica“ in Stockholm ist das neueste Paradebeispiel dafür. Voll ausgebaut gewinnt das Rechenzentrum pro Jahr 112 Gigawattstunden Wärme zurück. Diese Abwärme könnte den kompletten Wärmebedarf einer Stadt mit 20.000 Einwohnern decken.
Ein erster – kaum aufwändiger – Schritt zu mehr Nachhaltigkeit bei der Digitalisierung könnte so aussehen – wie es die unter dem Dach von eco im vergangenen Jahr von den größten Rechenzentrenbetreibern in Deutschland gegründete „Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen“ fordert, dass die Bundesregierung Rechenzentren und andere Betreiber digitaler Infrastrukturen in ihren Klimaschutzstrategien direkt mitdenkt und solche verhältnismäßig leicht umzusetzenden Maßnahmen wie eben die Abwärmenutzung von Rechenzentren fördert. Leider taucht dieser Punkt im neuen Klimaschutzgesetz der Bundesregierung nicht auf.
Digitalisierung benötigt Energie, ja das stimmt – sie könnte aber auch helfen, Klimaschutzziele zu erreichen. Die Zeit ist reif für neue innovative Ideen und zukunftsweisende Lösungen.