- Die Blockchain-Technologie könnte in Zukunft direkte Transaktionen zwischen Energie-Erzeugern und -Verbrauchern ermöglichen
- Blockchain-Geschäftsmodelle erleichtern dezentrale Energieversorgung und fördern die Energiewende
- Rechtliche Hürden auf dem Weg zum Blockchain-basierten Energiemarkt
Kommt der Strommarkt der Zukunft ohne Stadtwerke, Energieversorger oder Strombörsen aus? „Die Blockchain-Technologie könnte es Energie-Erzeugern und -Verbrauchern ermöglichen, den Besitz von Energie direkt auszutauschen, ganz ohne die heute üblichen Zwischenhändler und Intermediäre“, sagt Dr. Ansgar Steinkamp, Senior Expert von Open Grid Europe im Rahmen des vom networker NRW organisierten ComIn Talks in Essen. „Die Beteiligten könnten dann über die Blockchain direkt miteinander interagieren und mit Strom, Gas und Zertifikaten für erneuerbare Energie handeln.“ Die Blockchain kann dabei als Transaktionstechnologie den Austausch, die Validierung, die Abrechnung und die Dokumentation vereinfachen.
„Die Energiewirtschaft ist eines der spannendsten Anwendungsfelder für die Blockchain-Technologie“, sagt Stephan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe (KG) Blockchain im eco – Verband der Internetwirtschaft. In der dezentralen Datenstruktur der Blockchain lassen sich Transaktionen direkt ausführen und zugleich Status und Historie jeder einzelnen Transaktion speichern.
Die Blockchain könnte die Energiewirtschaft revolutionieren
Voraussetzung für den Energiemarkt der Zukunft sind Smart Meter, intelligente Energiezähler, die über das Internet direkt mit einer Blockchain verbunden sind, dort Leistung und Verbrauch erfassen und die Datenbasis für automatisierte Transaktionen liefern. Die Bedingungen und der Ablauf solcher Transaktionen wäre dann in einem Smart Contract festgehalten. Möglich wäre das beispielsweise mit Ethereum, einer Blockchain mit eingebauter Programmiersprache.
In einem Strom- beziehungsweise Gasmarkt auf Basis der Blockchain-Technologie ließen sich dezentrale Erzeugungsanlagen zudem leicht ans Energienetz anbinden und die Gewinnung erneuerbarer Energien fördern, um die Energiewende zu unterstützen. „Die Blockchain könnte große Umbrüche in der Energiewirtschaft auslösen“, sagt Ansgar Steinkamp. „Damit könnten Verbraucher beispielsweise flexibel ihre Energie aus der jeweils gewünschten Gas- oder Stromquelle beziehen.“ Dank der dezentralen und manipulationssicheren Speicherung der Transaktionsdaten ließen sich so auch Echtheitsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien oder CO2-Zertifikate weitergeben und nutzen.
Rechtliche Rahmenbedingungen fehlen
Bis zu einem Energiemarkt auf Basis der Blockchain-Technologie werden jedoch noch Jahre vergehen, schätzen Experten. „Der rechtliche Rahmen lässt entsprechende Lösungen zurzeit nicht zu“, sagt Stephan Zimprich. „Neue Blockchain-Geschäftsmodelle sind oft nicht kompatibel mit bestehenden Regulierungskonzepten.“ Deshalb kann es gut sein, dass Deutschland nicht ganz vorne dabei ist, wenn es um die Entwicklung von blockchain-basierten Geschäftsmodellen im Energiesektor geht: „Länder mit schwächer ausgeprägten regulatorischen Rahmenbedingungen haben eine größere Flexibilität und können so das Innovationspotenzial der Blockchain-Technologie für die Energiewirtschaft schneller nutzen“, sagt Zimprich.
Die Blockchain in der Energiewirtschaft und weitere ausgewählte Einsatzgebiete diskutieren Stephan Zimprich und weitere Experten im Rahmen der Blockchain PreMasters, der Konferenz rund um Anwendungen, Business Cases, Security und Vertrauen am 12. Dezember 2017 in Köln.
Ein Foto von Stephan Zimprich, Leiter der Kompetenzgruppe Blockchain, ist hier erhältlich.