- Löschbericht 2022: BKA erhält 15.309 Hinweise zu kinderpornografischen Web-Inhalten
- 98,77% aller Hinweise auf kinderpornografische Web-Inhalte kommen von deutschen Beschwerdestellen
- Jahresbericht der eco Beschwerdestelle dokumentiert erfolgreiche Arbeit in 2022
Die Bundesregierung hat heute den Evaluationsbericht zur Löschung kinderpornografischer Inhalte im Internet für das Jahr 2022 veröffentlicht. Demnach wurden im Jahr 2022 insgesamt 15309 externe Hinweise zu kinderpornografischen Inhalten beim Bundeskriminalamt (BKA) statistisch erfasst, bei denen es sich bei 7868 Fällen (51,4 Prozent) um im Inland gehostete und bei 7441 (48,6 Prozent) um im Ausland gehostete Inhalte handelte. Dabei lag der durchschnittliche Verfügbarkeitszeitraum inländischer URLs bei 1,54 Tagen. Die im Vergleich zum Vorjahr stark gesunkenen Verfügbarkeitszeiträume (Messung beginnt ab Beschwerdeeingang beim BKA) sind in erster Linie dadurch begründet, dass die Reaktionszeiten der in diesem Kontext wichtigsten Provider meist im Minutenbereich liegen.
98,77 Prozent aller Hinweise auf kinderpornografische Web-Inhalte kommen von deutschen Beschwerdestellen
Auch in diesem Jahr thematisiert der Löschbericht die äußerst effektive Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden und den deutschen Beschwerdestellen: Die Weiterleitung der gemeldeten Fälle durch die Beschwerdestellen an das BKA konnte auch 2022 trotz des vermehrten Beschwerdeaufkommens mit durchschnittlich 0,82 Tagen stabil gehalten werden.
„Der aktuelle Löschbericht dokumentiert erneut die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem BKA und verdeutlicht nochmals die unverzichtbare Brückenfunktion deutscher Beschwerdestellen als wichtigsten Hinweisgeber. So ermöglicht die eco Beschwerdestelle eine niedrigschwellige und einfach zugängliche Möglichkeit für die Bevölkerung, Inhalte zu melden, auf Wunsch auch anonym.“, sagt Alexandra Koch-Skiba, Rechtsanwältin und Leiterin der eco Beschwerdestelle.
Im Jahr 2022 erhielt das BKA ganze 98,77 Prozent aller Hinweise auf kinderpornografische URLs von den deutschen Beschwerdestellen. Erneut gab es keine direkten Hinweise von Privatpersonen beziehungsweise aus der Öffentlichkeit an das BKA.
„Die Bedeutung des deutschen Beschwerdestellennetzwerks ist seit Jahren hoch, das Hinweisaufkommen wächst rasant: Aufgrund des hohen Anteils der über die Beschwerdestellen eingehenden Meldungen beim BKA, sind auch in Zukunft hinreichende personelle und materielle Ressourcen sowohl auf Seiten der Strafverfolgung als auch bei den Beschwerdestellen erforderlich, damit auch bei weiter steigenden Fallzahlen die Strafverfolgung und Löschung von kinderpornografischen Inhalten effektiv und effizient erreicht werden kann.“, so Koch-Skiba.
Auch Jahresbericht der eco Beschwerdestelle 2022 dokumentiert neuen Höchststand festgestellter Rechtsverstöße im Internet
Der eigenständige Jahresbericht der eco Beschwerdestelle für das vergangene Jahr dokumentiert ebenfalls die gestiegene Anzahl der berechtigten Beschwerden zu Darstellungen des sexuellen Missbrauchs bzw. der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen (CSAM) – diese ist im Jahr 2022 um rund 28% angestiegen. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihren Netzwerkpartnern konnte die eco Beschwerdestelle trotz allem auch 2022 wichtige Erfolge erzielen: In Deutschland gehostete Webseiten mit im juristischen Sprachgebrauch noch immer als Kinderpornografie bezeichneten Inhalten, wurden zu 100,0 Prozent und innerhalb von durchschnittlich rund 2,8 Tagen gelöscht. Weltweit wurden derartige Inhalte in rund einer Woche und mit einer Gesamterfolgsquote von 98,5 Prozent entfernt. Dies unterstreicht, wie wichtig die Arbeit der Beschwerdestellen ist.
CSAM-Regulierung: Wichtige Rolle des Beschwerdestellen-Netzwerks muss in Regulierungsvorhaben berücksichtigt sein
Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Verordnung zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern (kurz: CSAM-Verordnung) hat seit seiner Veröffentlichung im Mai 2022 für viele Diskussionen und massive Kritik gesorgt. Dabei ist aus Sicht von eco auch das geplante europäische Vorhaben, eine neue Behörde bzw. Einrichtungen für die Bekämpfung von Kindesmissbrauch zu etablieren, kritisch und sollte angepasst werden, um etablierte funktionierende Strukturen stärker in die aktuellen Pläne einzubeziehen, bereits bestehende Kooperationen und Synergien zu fördern und auszubauen.
„Wir wünschen uns ein starkes politisches Bekenntnis zu den bereits bestehenden funktionierenden Beschwerdestellen-Strukturen auf nationaler und internationaler Ebene: Die Beschwerdestellen von eco, FSM und jugendschutz.net in Deutschland, sowie die weiteren Beschwerdestellen des internationalen Netzwerks INHOPE, sind wichtige Anlaufstelle für das Melden von Missbrauchsdarstellungen. Diese wichtige Brückenfunktion darf keinesfalls gefährdet werden!“, sagt Koch-Skiba.
Über die eco Beschwerdestelle:
Die eco Beschwerdestelle arbeitet seit über 25 Jahren nach einem Ansatz, der auf freiwilliger Selbstregulierung der Provider und dem Engagement der Internetnutzer basiert. Von Beginn an kooperiert eco mit Strafverfolgungsbehörden im Kampf gegen Kinderpornografie und andere illegale Internetinhalte. Eine Meldung kann, wenn gewünscht, auch anonym bei der eco Beschwerdestelle erfolgen und wird daher gern auch von Personen genutzt, die Vorbehalte haben, sich direkt an die Polizei zu wenden.
Die Erfolgsstatistiken und weitere Informationen zu allen Arbeitsbereichen der eco Beschwerdestelle finden sich gesammelt im aktuellen Jahresbericht 2022.
Weitere Informationen zur eco Beschwerdestelle unter: beschwerdestelle.eco.de.