- Nur ein Viertel der IT- und Tech-Fachkräfte weltweit sind Frauen, in Europa fällt der Frauenanteil mit 18,5 Prozent noch geringer aus.
- Zehnmal weniger Mädchen als Jungen zeigen im Alter von 15 Jahren Interesse an einer beruflichen Laufbahn in Tech.
- eco veröffentlicht Whitepaper „Girls in Tech: A Call to Action“ mit Forschungsergebnissen und Handlungsempfehlungen für IT-Unternehmen, politische Akteure, Lehrkräfte und Eltern
Weibliche Fachkräfte sind in der IT- und Tech-Branche deutlich unterrepräsentiert: In den USA ist rund jede vierte (26,2 Prozent) Fachkraft in Tech eine Frau, in Europa noch nicht einmal jede fünfte (18,5 Prozent).1 In 39 der OECD-Mitgliedstaaten sind nur 20 Prozent der Informatik-Absolvent:innen weiblich. In zahlreichen EU-Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich liegt der Anteil der Informatik-Absolventinnen sogar unter 15 Prozent.2 Tradierte Rollenklischees und Kompetenzzuschreibungen von außen versperren Mädchen schon früh den Weg in eine erfolgreiche Karriere in Tech. So erwägen zehnmal weniger Mädchen als Jungen im Alter von 15 Jahren einen technischen Beruf zu ergreifen.3 Um gegenzusteuern, Impulse in die Debatte zu bringen und Handlungsempfehlungen an Wirtschaft, Politik, Lehrkräfte und Eltern zu geben, hat eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. zum Girls‘Day am 28. April ein Whitepaper unter dem Titel: „Girls in Tech: A Call to Action“ veröffentlicht.
„Die innovationsstarke und krisenfeste IT-Wirtschaft erlebt schon jetzt einen eklatanten Fachkräftemangel mit gravierenden Auswirkungen. Dieser Mangel an Beschäftigten mit fortgeschrittener Digitalkompetenz trägt als wesentlicher Faktor zur Verlangsamung der digitalen Transformation in EU-Mitgliedstaaten bei. Unternehmen brauchen jetzt klare Strategien auf Top-Managementebene, um den Frauenanteil in Tech signifikant zu erhöhen“, mahnt eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. Im Digital Economy and Society Index (DESI), 2021 geben 55 % der EU-Unternehmen an, dass sie Schwierigkeiten haben, IKT-Fachkräfte zu rekrutieren.4 Ursachen für den Gender Gap in der Internetwirtschaft seien auch in Versäumnissen der digitalen Bildung, tradierten Rollenbildern wie in der fehlenden Berufsfeldvermittlung zu suchen, so Süme. eco unterstütze daher die Idee des Girls‘ Day, Stereotypen in der Berufswahl früh entgegenzuwirken, digitale Kompetenzen zu fördern sowie Mädchen für MINT und Technik zu begeistern. „Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, damit zukünftig mehr Frauen den Weg in die Tech-Branche finden. Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen müssen gemeinsam dieses Umdenken anstoßen und fördern. Es braucht Bildungsangebote und Initiativen wie beispielsweise unsere #LiT – Ladies in Tech, damit Mädchen und Frauen die vielfältigen Karriereoptionen in Tech und IT für sich entdecken und ergreifen“, ergänzt Lucia Falkenberg, Chief People Officer beim eco Verband und DE-CIX sowie Gründerin der Initiative #LiT – Ladies in Tech.
eco Whitepaper mit Handlungsempfehlungen für IT-Unternehmen, politische Entscheidungsträger, Lehrkräfte und Eltern
Das eco Whitepaper „Girls in Tech: A Call to Action“ beleuchtet den Status quo von Frauen in der Internetwirtschaft mit Schwerpunkt EU und USA anhand aktueller Statistiken, deckt die Ursachen des Gender Gaps im IT-Sektor auf und verdeutlicht anhand von Forschungsergebnissen, dass Hemmnisse und Desinteresse von Mädchen gegenüber Tech und IT nicht auf angeborene, sondern vornehmlich auf sozialisationsbedingte Ursachen, Rollenmuster und stereotype Darstellungen in Medien und Marketing zurückzuführen sind. Interviews mit weiblichen Fach- und Führungskräften der Tech-Szene aus Europa, den USA und Afrika zeigen anhand empirischer Erfahrungen Best Practices zur Förderung von Mädchen und Frauen in Tech sowie Karrierepotenziale für Frauen in der Internetwirtschaft. IT-Unternehmen finden im Whitepaper konkrete Handlungsempfehlungen, um Geschlechtervielfalt zu erreichen. Dazu zählen insbesondere das Sichtbarmachen weiblicher Vorbilder, die Verankerung von Vielfalt als Leitbild in der Unternehmenskultur, die Initiierung spezifischer Networking- und Mentoring-Formate sowie Engagement und Eigeninitiative im Bereich digitaler Bildung. Bildung nimmt auf dem Weg zu mehr Geschlechtervielfalt in der IT-Branche eine Schlüsselrolle ein. Denn Geschlechterklischees werden mitunter bereits im Kindesalter zu Hause und in den Schulen genährt und beeinflussen die Berufswahl nachhaltig. Um wirksame Veränderungen zu schaffen, braucht es daher eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Das Whitepaper beinhaltet darum auch Leitlinien für politische Entscheidungsträger und Lehrkräfte sowie konkrete Empfehlungen für Eltern. Das Spektrum an Handlungsempfehlungen reicht dabei vom Aufbau digitaler Kompetenz in Kindergärten und Regelschulen über Elterninitiativen bis hin zu Maßnahmen in der Hochschulbildung, Schulungen und E-Learning-Kursen bis hin zu Mentoring und außerschulischen Initiativen.
Das Whitepaper steht in englischer Sprache kostenlos zum Download bereit.
Quellen:
1 Eurostat, 2021, US Bureau of Labor Statistics, 2021
2 OECD, 2022
3 OECD report, BRIDGING THE DIGITAL GENDER DIVIDE INCLUDE, UPSKILL, INNOVATE
4 EU Commission Digital Economy and Society Index, November 2021