Ekkehart Gerlach | Geschäftsführer
deutsche ict + medienakademie
«Infrastructure for the Global Village» (Al Gore), so war es zumindest die Idee in den frühen 90ern, ist vor allem auf hochgradige Vernetzung ländlicher Regionen mit den großen Städten angelegt. Dadurch, so die frühen Vordenker, könnten Ressourcen und Kompetenzen aus weiter entfernt liegenden Gebieten viel besser als mit jeder anderen Infrastruktur wie Straßen, Schienen oder Flüssen und viel umweltschonender, nachhaltiger dorthin gebracht werden, wo sie benötigt würden. Und im Umkehrschluss würden ländliche Regionen nicht mehr abgehängt in Sachen Einkaufen, medizinischer Versorgung und vor allem in Sachen Arbeitsplatz. Schon fast tragisch, dass uns erst eine Pandemie mit der Nase auf die gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen des Home Office drücken musste. Im 26. Breitband-Forum der deutschen ict + medienakademie am 10.11.21 im Kölner MediaPark wurde der Frage nachgegangen, warum wir uns so schwertun, die in den «smart rural areas» liegenden Potenziale in Sachen Wachstum und Wohlstand zu heben.
Als ein Punkt wurde die Weichenstellung genannt, das Primat auf den sog. eigenwirtschaftlichen Ausbau «dort wo es lohnt» zu legen statt Breitband als gesellschaftliche Infrastruktur zu begreifen und zu bauen. Immerhin, die Diskussion um Kupfer-Telefonkabel, Koax-Kabel und Glasfaser hat sich, so die Teilnehmer im Konsens bereinigt – Glasfaser ist die ultima ratio mit wenigen Ausnahmefällen. Bestärkt wurde die Runde dadurch, dass die drei präsentierten best practices aus Irland, den Niederlanden und Schweden zwar völlig unterschiedlich sind – von «top down» (Irland) bis zu «bottom up» (Schweden), aber dennoch allesamt deutlich bessere Ergebnisse als der deutsche Ansatz zeitigten.
Demgegenüber muten die deutschen Ansätze für eine flächendeckende Breitband-Entwicklung des ländlichen Raums, so die von Frau Prof. Diane Ahrens geschilderten Beispiele der Digitalen Dörfer in Bayern oder die schnelle und konsensuale Netzentwicklung in Rheinland-Pfalz, die der TÜV Rheinland präsentierte, immer noch als einsame Leuchttürme an. Immerhin, hoffen lässt der partei-übergreifende Konsens der NRW-Landtagsparteien, nach fast drei Jahrzehnten Fast-Stillstand in Sachen Glasfaser-Breitband in der Fläche die Rahmenbedingungen nunmehr so zu stellen, dass es zügig vorangeht: Eine Entschlackung der Breitband-Bürokratie, die einen Abruf von Fördermitteln weitgehend verhindert, oder ein Ausloten, was unter Kartellrechts-Aspekten in Sachen Kooperation von Anbietern gehen mag, waren da nur einige der genannten Beispiele.