Berlin, 10. November 2020 – eco – Verband der Internetwirtschaft blickt mit Sorge auf die Pläne der EU-Staaten zur Ausweitung der digitalen Überwachung, in Folge des jüngsten Terroranschlags in Wien.
Dazu sagt der stellvertretende eco Vorstandsvorsitzende Klaus Landefeld:
„Verschlüsselung ist ein – um nicht zu sagen das wichtigste – Instrument für sichere Kommunikation im Netz. Sie gewährleistet nicht nur Sicherheit und Datenschutz, sondern stärkt auch das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in Internetdienste. Ein Generalschlüssel für Messengerdienste würde das Grundprinzip dieses Instruments aushebeln und damit die digitale Kommunikation aller Nutzerinnen und Nutzer unsicherer machen. Dieser tiefe Eingriff, der die IT-Sicherheit konterkariert und die bestehenden komplexen Softwaresysteme der Betreiber von Messenger-Diensten manipuliert, steht in keinem Verhältnis zum noch unbewiesenen Nutzen bei der Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung.
Da sich die Verbreitung eines derartigen Generalschlüssels auch nicht kontrollieren lässt, ist die zwangsläufige Folge der Schaffung derartiger Einfallstore ein unkontrollierter Zugriff unzähliger Bedarfsträger und Geheimdienste aus dem In- und Ausland auf die Kommunikation der EU-Bürger.
Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus ist wichtig, darf aber nicht auf Kosten der Sicherheit aller Nutzerinnen und Nutzer gehen. Vielmehr sollten sich die EU-Staaten in Ihrer Terrorabwehrstrategie auf Schwachstellen konzentrieren, die auch vor wenigen Tagen in Wien wieder zutage traten wie beispielsweise die mangelhafte Kommunikation zwischen Behörden und Geheimdiensten der unterschiedlichen Mitgliedstaaten.“
Klaus Landefeld wird am 19. November bei dem Online-Event „The Future of Encryption in the European Union“, einer Veranstaltung der Internet Society, zum Thema sprechen.