- eco Verband und NeRZ (Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren) veröffentlichen gemeinsam Whitepaper „Abwärmenutzung im Rechenzentrum“
- Experten geben Denkanstöße für eine nachhaltige Digitalisierung
Rechenzentren in Deutschland wandeln aktuell jährlich mehr als 13 Mrd. kWh Strom in Wärme um, die größtenteils ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird. Dies entspricht etwa dem gesamten Strombedarf einer Großstadt wie Berlin. Dabei gibt es für die Abwärme von Rechenzentren vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, das zeigt das Whitepaper „Abwärmenutzung im Rechenzentrum“ anhand zahlreicher Beispiele. Das haben eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und NeRZ (Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren) heute veröffentlicht. „Wir stellen erfolgreiche Konzepte vor, erörtern Chancen und Herausforderungen und wollen so dazu beitragen, Rechenzentren zukünftig nachhaltiger zu betreiben“, sagt Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher am Borderstep Institut und einer der Autoren der Studie.
Das Interesse der Branche sei groß, die zurzeit noch größtenteils ungenutzte Abwärme sinnvoll einzusetzen. 50 Prozent der Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland geben an, dass sie mittlere bis sehr hohe Einsparpotenziale durch Abwärmenutzung sehen.1 Schon ab einem Temperaturniveau der Abwärme zwischen 30 und 40°C kann diese für Schwimmbäder, Wäschereien oder Gewächshäuser in der Nähe eingesetzt werden.
Nutzungsmöglichkeiten für Abwärme fördern
Das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten erweitert sich stark bei höheren Temperaturen und reicht bis zum Anschluss von Rechenzentren an die örtlichen Nah- und Fernwärmenetze. Realisieren ließe sich das beispielsweise durch den Einsatz von Wärmepumpen. Doch aufgrund der hohen Strompreise in Deutschland gibt es hierzulande nur wenige wirtschaftliche Konzepte, sagt Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland. „Die aus umweltpolitischer Sicht unsinnige EEG-Umlage auf den Strom für den Betrieb von Wärmepumpen verhindert viele Möglichkeiten, die Abwärme wirtschaftlich weiter zu nutzen und so die Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten“, sagt Waldhauser.
Skandinavische Länder nutzen Abwärme effektiver
Als positives Beispiel nennt er skandinavische Länder, in denen die Nutzung der Abwärme ein fester Bestandteil der energiepolitischen Konzepte ist. „In Schweden beispielsweise gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens, Umweltaspekte in der Digitalisierung stärker zu fördern – dazu gehört auch eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung der Rechenzentrums-Abwärme“, sagt Waldhauser und verweist auf die im Whitepaper beschriebenen realisierten Projekte. „In Deutschland sind die Rahmenbedingungen leider nicht so gut, daher gibt es hierzulande nur eine Handvoll solcher Leuchtturmprojekte.“
„Wir brauchen in Deutschland eine vorausschauende Planung und systematische Unterstützung des Aufbaus neuer Wärmenetze“, bekräftigt Ralph Hintemann die Forderungen Waldhausers. „Wir brauchen mehr Anreize, die Wärme abzugeben um damit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung der Digitalisierung zu leisten.“
1 Energieeffizienz und Rechenzentren in Deutschland – weltweit führend oder längst abgehängt? – Kurzfassung der Studie. Berlin: Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren – NeRZ.
Zugriff am 28.11.2017. Verfügbar unter: http://ne-rz.de/wp-content/uploads/2017/11/NeRZ_Kurzstudie_RZ-Markt_Stand-20171129.pdf